Ankommen im Genussgarten der besonderen Art
Heute geht es nach Rabelsdorf, einem Gemeindeteil von Pfarrweisach im unterfränkischen Landkreis „Haßberge“. Die Gegend ist geprägt von Obstanbau. 1993 gewann Rabelsdorf den Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ vor 46 weiteren Dörfern aus 10 Bundesländern.
Der Garten Köhler ist für mich ein unbeschriebenes Blatt als ich die Traumgartenreise 2024, zwischen Wein- und Bierfranken zusammenstelle. Darum ist dieser Besuch für mich besonders spannend und ich freue mich darauf, auch wenn der Samstag wettertechnisch nicht meinen Vorstellungen entspricht.
Familie Köhler baute 1998 am seichten Hang des Dorfrandes in einer neuen Siedlung. Schnell wurde der Garten mit ca. 900 qm für die vielen Wünsche und Ideen des Ehepaares zu klein und dank Pacht und späterem Kauf wuchs das Gelände auf 5000 qm an. Birgit Köhler als gelernte Zierpflanzen-Gärtnerin und ihr Mann Uwe, ein Gartenbau-Fachmann erfüllten sich ihren Traum vom Gartenparadies nun in diesem großzügigen Areal.
Der heutige Vorgarten, an der linken Hausseite, ist gleichzeitig Teil des ursprünglichen Gartens. Ein großer Bereich davon liegt im Halbschatten. Die aufwendige Gestaltung mit Bachlauf, kleinem Teich, besonderen Gehölzen, schmückenden Blattstauden und wunderschön ausgesuchten Dekorations-Elementen, deutet noch heute an, dass der Garten früh nach mehr Platz gerufen hat.
Egal ob Physocarpus opulifolius ‘Diabolo’, die Fasanenspiere, Philadelphus ‘Belle Etoile’, der herrlich duftende Pfeifenstrauch, oder die filigranen japanischen Fächerahorne neben dem Trockenbachlauf mit den bemoosten Feldsteinen, jede einzelne Pflanze steht am richtigen Platz und setzt Akzente. Ich bin nun schon eine Weile in dem Gartenbereich, der sich auf der Hausrückseite quer durchzieht und ebenfalls Teil des ursprünglichen Gartens ist. Der Bachlauf begleitet mich dabei wie ein roter Faden.
Wie ein Kontrapunkt steht plötzlich ein Gewächshaus vor mir. Die sanften Farbtöne der Blüten, die mich bis hierher begleitet haben ändern sich in ein dominantes Mohnrot und Glockenblumenblau. Aquilegia chrysantha Hybriden, gelbe Akeleien, sowie weiße Päonien können die fröhliche Buntheit des Beetes, das durch den einsetzenden Regen nur noch mehr strahlt, kaum abmindern. Die charakterstarke Pflanzung fesselt meinen Blick.
Völlig anders sind die weichen Farben der Rose ‘Leonardo Da Vinci’, der Kletterclematis und farblich abgestimmten Akeleien auf der anderen Seite. Zwischen Gehölzen, Kletterpflanzen und Staudeninseln ahne ich mehr, als ich es sehe, dass sich dahinter der neue Gartenteil, ein teilweise steiler Hang, der allerdings gekonnt in einige ebene Terrassen verwandelt wurde, in greifbarer Nähe liegt.
Tatsächlich öffnet sich nun teilweise der abwechslungsreiche Bewuchs, weicht auf die beiden Flanken des Hangs aus und gibt den Blick ein gutes Stück weit frei nach oben. Ginkgo, Sorbus und Mammutbaum begleiten mich auf dem Weg. Die Durchsicht wird mittig gebündelt durch Bepflanzungen rechts und links. Dahinter verbergen sich abwechslungsreiche Überraschungen, mit Hütten, Sitzplätzen, einem Tiergehege, dem großzügigen Pool-Bereich und dem Event-Unterstand, der von meiner Gruppe soeben anlässlich des Sektempfangs beschlagnahmt wird, da aus dem Nieseln richtiger Regen geworden ist.
Die Sicht auf die Hangspitze, die auch das Grundstücksende markiert, ist unterbrochen durch einen großen Gemüsegarten. Leider kann ich wegen des Regens kein Foto nach oben riskieren, darum vorab schon diese Beschreibung.
Während ich die Aussicht auf den Hang beschrieben habe, bin ich am Kräutergarten und dem Tomatenhaus entlanggeschlendert. Nun wechsle ich auf die linke Seite, wo sich das Tiergehege für die beiden Minischweine Hedwig und die dunklere Gunda befindet. Gunda lässt es sich nicht nehmen, aus dem trockenen Stall zu kommen, um mich zu begrüßen. In der Nähe der Hochbeete auf der anderen Seite gibt es einen Gewölbekeller, für die Lagerung der eigenen Ernte.
Sobald es nach oben geht, gibt es kein ‘Topiary’ mehr. Auf dem Hanggelände wäre Formschnitt auch fehl am Platz. Die Dekorationen werden dafür umfangreicher, damit sie optisch auch präsent sind. Das Bettgestell, mit Sempervivum und altem Rebholz bestückt, ist eine passende Ablenkung, damit man nicht auf die nüchterne Gehege-Einfassung schaut.
Es gibt auch einen kleinen “Weinberg”, der wiederum rechts zu finden ist. Schaut man von hier nach unten, breiten sich die sanften Hügel der umgebenden Landschaft aus. Hier ist auch eine gute Stelle, damit Euch Birgit selbst erzählt, wie sie und ihr Mann, seinerzeit mit Handschlag die Grundstückserweiterung vollzogen haben. Mein Dank für dieses Video geht mal wieder an Ulrike Aljets, die es für mich trotz Regen gemacht hat. Also bitte Ton laut und auf das Bild klicken und schon seid Ihr im Garten Köhler.
Ich laufe inzwischen schon weiter nach oben, wenn Ihr gestattet, denn die ersten Regentropfen sind schon in meinem Nacken gelandet. Nach wie vor gibt es rechts und links durch Pflanzen verborgene Einbuchtungen mit überraschenden immer neuen Details zu sehen. Gerade noch stehe ich an der offenen Event-Hütte und plaudere ein paar Takte mit der Traumgarten-Gruppe, dann bin ich für einen Moment durch einen Lichtschein irritiert und schwenke hinüber auf die linke Seite.
Auch hier erkenne ich erst im letzten Moment, was mich erwartet. Gehölze und ein begrünter Pavillon geben erst im letzten Moment die Sicht auf ein wunderschönes Poolgelände frei. Wie in vielen anderen Hang-Nischen gibt es auch hier großzügige Sitzgelegenheiten. Die Landschaft scheint einfach in den Garten hineinzuwachsen, so sehr verschmilzt er nach außen mit den Hügeln. Gerade hier im Pool-Bereich sind hohe Bäume klugerweise vermieden worden.
Dann stehe ich vor dem großen rustikalen Holztor zum relativ neuen Gemüsegarten, der hier dominant ein gutes Stück der Hangmitte einnimmt. Verschiedene Gemüse, Salate und Beeren wechseln sich mit Blumen ab. Das kann der Hang gut vertragen, denn dahinter wird es licht mit einer großen Streuobstwiese. Eine Strauchhecke und viele Ster Holz grenzen die Peripherie ein.
Nicht zum ersten Mal überrascht mich der Humor des Gärtnerpaares. Auch in der Obstbaum-Wiese gibt es einen Sitzplatz. “Granny Smith”? Warum nicht, aber halt, die grünen Äpfel sind etwas zu nass für meine Jeanshose. Und ich muss leider zurück.
Die Rückseite des Gemüsegartens, die ich beim Hinuntergehen erst richtig wahrnehme, zeigt sofort wieder ein ganz anderes Bild als die grünen Apfelsitze ganz oben. Und mit diesen romantischen Bildern, ja auch ein alter Güllewagen kann herzerwärmend eingerahmt werden, möchte ich mich aus dem Garten Köhler verabschieden und für die Gastfreundschaft und die Erlaubnis für den Bericht in Wurzerlsgarten danken.
Garten Uwe und Birgit Köhler
Adresse: PLZ 96176 Pfarrweisach, Rabelsdorf 38
Kontakt: Tel. 09535/981059 Mail-Adr.: kuwe-rabelsdorf@t-online.de
10 Kommentare
Oh das ist wahrlich ein sehr interessanter und abwechslungsreicher Garten. Schön , dass Du den wieder einfühlsam beschrieben hast. Klein ist ja was anderes aber alles sehr schön gemacht. Da kann man so manche Idee „klauen“😉.
Schade, dass Du diesmal nicht dabei warst. Da waren einige neue tolle Gärten mit dabei. LG Wurzerl
Liebe Renate ! Toller Garten, super Beschreibung ! Weißt Du vielleicht, welches Material die Apfel-Sitzgruppe ist ? Ich habe bei mir das Problem, daß alle Gartenmöbel sehr schnell kaputt werden und bin auf der Suche nach Alternativen…..sollten halt auch bezahlbar sein…..
Liebe Elisabeth ich kann es Dir leider nicht sagen, würde aber in Richtung Polyethylen tippen. Liebe Grüße Wurzerl
Welch ein Glück, wenn man durch Pacht so ein großes Gartenstück dazubekommen und sich richtig austoben kann! Der Blick vom Pool in die Weite ist wunderschön!
Liebe Grüße
Susanna
Noch bemerkenswerter liebe Susanna finde ich, dass das Pachtgrundstück dann auch per Handschlag käuflich erworben werden konnte. LG Wurzerl
Hallo Renate,
so viele Ideen in einem Garten, da wundert es mich nicht, dass neue Flächen her mussten. Hier bei uns in der Stadt undenkbar, einfach eine Fläche dazu zu kaufen.
VG
Elke
was für ein toller Garten
und Platz genug sich auszutoben
wäre ich jünger würde ich vielleicht mein 1000 qm großes Grundstück auch bearbeiten
es ist allerdingsa ein Steilhang und Nordseite
ich hatte es meiner Enkelin überlassen ..sie hatte auch angefangen mit ihrem Freund aber inzwischen liegt es wohl wieder brach und wächst zu 🙁
danke fürs Mitnehmen
liebe Grüße
Rosi
Steilhang Nord braucht eine ganz bestimmte Pflanzenauswahl, die nicht einfach ist. Wenn Du seniorisierst und den Hang machen lässt, dann kannst Du gar nichts falsch machen. Die Natur hilft sich selbst und die Tiere freut es. LG Wurzerl
Was für ein wunderschöner Wahnsinn, schon das Bild macht neugierig auf diesen Garten. Da hat sich das Ehepaar Köhler wirklich einen Lebenstraum erfüllt, beneidenswert. Herrlich diese Größe und Vielfältigkeit dieses Gartens, der so wunderbar natürlich angelegt ist. So liebenswerte alte zauberhafte Dinge finden sich als Deko im Garten wieder, aber auch modernere Dekoideen sind geschickt mit tollem Händchen in diesen wundervollen Garten eingebunden. Danke für’s Mitnehmen in dieses Gartenreich, liebe Renate.