Weihnachtsimpressionen 2024 bei Wurzerl

Wurzerls Schweinchen Weihnachts- und Silvester-Glück 2024/25

Tretet bitte ein, ich habe schon auf Euch gewartet.

Der Blick im Gang fällt erst auf die jährlich neu entstehende Weihnachtstreppe. Dann auf die alten Holzschmucksachen meines Mannes, der da auch sein prüfendes Auge darauf hat.

Und schon sind wir im Wohnzimmer, das ist die Seite nach Süden zum Wintergarten hin. Die Farben sind dort warm, wenn ich mich umdrehe und zur Nordseite wende, gibt es kühlere Farben.

Die Dekorationen sind sehr unterschiedlich, denn sie haben sich aus mehreren Generationen und unterschiedlichen Familien zusammengesammelt und müssen sich aus dem Grund einfach miteinander vertragen.

Ich achte darauf, dass die Farben oder Materialien zusammenpassen, aber wichtiger ist mir der Erinnerungswert.

Die Mitte des Wohnzimmer hat ihre eigenen Farben. Hinter der Glastür geht es in die Bibliothek, dort wird nicht dekoriert, sondern gearbeitet. Darum gehen wir lieber gleich weiter in den Wintergarten.

Im Wintergarten braucht es eigentlich keine Weihnachtsdekorationen, die Strelitzie, Hibiskus, Rittersterne, Bromelien und Orchideen blühen um die Wette. Aber ich denke, eine festliche Konkurrenz kann im Dezember nicht schaden.

Ich liebe den Dezember und feiere den Advent und Weihnachten durchgehend bis zum Heilig-Drei-Königs-Tag.

Ich möchte Euch noch auf die Terrasse mitnehmen, die Wurzerlküche ist herausgeputzt und statt Sommerblumen blühen jetzt Christrosen in den Terrassentöpfen an den Pfeilern.

Der große geflochtene Holzkreis ist schon seit mehreren Jahren gleich bepflanzt, ich denke, nächstes Jahr muss ich die kleinen Fichten vereinzeln. Der Tisch ist so voll mit Deko, dass die Tischplatte nicht mehr zu sehen ist. Rechts und Links davon sind die alten Holzstühle, die mein Opa noch für meine Mama vor dem 2. WK gearbeitet hat.

Wenn es im Garten keinen Schnee gibt, dann brauche ich abends die Lichter, sie leuchten in der Dunkelheit und geben mir die Illusion, dass vielleicht am nächsten Morgen doch Schnee gefallen sein könnte. Das war er schon mein Spaziergang durch das Haus und die Terrasse. In mein Wellness-Zimmer gehe ich jetzt alleine. Aber ich erzähle Euch zum Schluss noch die Geschichte der einzigen beiden Christbäume, die ich seit 1981 in meinem Haus hatte.

Mein Ruhetempel ist natürlich auch dekoriert.

Solange meine Erinnerung zurückreicht, befand sich im Wohnzimmer meiner Eltern ein Christbaum, mit Silberkugeln, Lametta und einer einzigen versteckten Goldkugel geschmückt.

Es war immer meine Aufgabe, vor der Bescherung die Goldkugel zu suchen und zu verbannen, ein Ritual, das wir pflegten, solange meine Mama lebte. Denn ein Christbaum bis zur Zimmerdecke war immer ihr einziger Weihnachtswunsch an das Christkind.

Als mein Mann 1980 nach unserer Hochzeit das erste Mal Weihnachten mit uns zusammen verlebte, da merkte ich schnell, dass er dem Zauber eines Christbaumes absolut nicht erliegen mochte. Ich erfuhr von ihm, dass ihm in seiner Kindheit in Lübeck einmal der brennende Christbaum entgegengefallen war. Der Schreck begleitete ihn lebenslang.

1981 feierten wir das erste Weihnachten im eigenen Haus. Ich hatte goldbraune Kugeln, goldene Kerzen, Goldlametta, keinerlei Erfahrung und es sollte so festlich werden, wie bei meinen Eltern. Aber, da ich an Pips Geschichte dachte, was ihm als Kind widerfahren war, kaufte ich nur ein Bäumchen und stellte es auf den Tisch. Das Bäumchen wurde geschmückt, ich wollte noch die Kartons aufräumen, mein Mann stand schon angezogen in der Tür, wir wurden zum Weihnachtsessen bei den Eltern in München erwartet, da gab es einen Knall und Geklirre und der Christbaum lag am Boden. Mein Mann sah mich mit großen Augen an, so quasi “und nu?”

Ich lachte erst nervös, dann leicht hysterisch und schließlich aus vollem Hals, packte den Baum mit ganzen und halben Kerzen und Kugeln und steckte ihn so wie er war im Garten in den Schnee. Dann strahlte ich meinen Mann an und sagte, die Scherben aufkehrend: ” und jetzt fahren wir nach München, ich habe Hunger und das war unser erster und letzter Christbaum hier”. So war es auch, wir haben ihn nie vermisst. Wir vermissten den Baum von Mama, den es nicht mehr gab, ab dem Jahr, in dem sie uns verlassen hat. 10 Jahre später waren auch mein Pips und mein Papa physisch nicht mehr da.

Aber im Jahr 2010 gab es dann ein letztes Mal einen Christbaum in meinem Haus. Das Haus war energetisch saniert worden, ich hatte Besuch von lieben Freunden und mein Bruder kam mit seinem Sohn aus Teneriffa zu Besuch. Da fuhr ich mit meinem Bruder zum Christbaum-Bauernhof und kaufte zum letzten Mal einen Baum für den Wintergarten in Mamas gewohnter Größe. Und wir schmückten ihn zur Erinnerung an unsere Lieben und als Weihnachtsgruß für Mama mit den silbernen Kugeln und dem noch vorhandenen Silberlametta aus dem Weihnachtskoffer unserer Familie.

Die Goldkugel haben wir nicht hinten versteckt und wir haben ausgelassen gefeiert und uns an viele Lichterglanz-Momente unserer Kindheit erinnert.

Der Christbaum mit dem alten Schmuck der Eltern.

Der Lichterglanz ist auch heute noch in meinem Haus. Im Advent “rüste ich weihnachtlich auf, was das Zeug hält”. Aber es wird nie mehr einen Christbaum geben, alles hat seine Zeit, vor allem an Menschen gebundene Rituale.

Ich wünsche Euch wunderbare, magische, zauberhafte, friedliche Festtage und vergesst bitte nicht: Vielleicht gibt es dieses Fest nur, weil Menschen einstmals zu hartherzig, egoistisch und verbohrt waren, um einer werdenden Mutter vor der Geburt eine menschenwürdige Bleibe anzubieten.

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