Tagebucheintrag 02.07.25 – “Krankenbesuch beim Wurzerl!”
Eigentlich geht es mir, wie schon im Monat Juni, eher schlecht. Gürtelrose ist ekelhaft. Da lobe ich mir den berühmten Schnupfen, der drei Tage kommt, drei Tage bleibt und nach weiteren drei Tagen geht. Oder einen grippalen Infekt, der 8 Tage dauert, mit und ohne Tabletten. Bei der Gürtelrose gibt es kein verbindliches Zeit-Orakel. Mich deprimieren Erfahrungsberichte aus dritter oder fünfter Hand, über monate- oder gar jahrelange Beschwerden. Von den Nebenwirkungen oder der möglichen Schmerzintensität ganz zu schweigen.
Aber inzwischen haben sich meine Nerven so weit beruhigt, dass ich ganz gut klarkomme und hoffe, dass die Beschwerden im August ganz abklingen. Für die vielen guten Wünsche und Nachfragen muss ich mich dringend bei allen Freunden vom Wurzerl bedanken, kannst Du mich daran erinnern liebes Tagebuch?
Heute muss ich nicht über meine Tagesform nachdenken. Ich habe Gartenbesuch, “Alice aus dem Wunderland” gibt mir die Ehre. Michael lässt seine junge Whippet-Hündin sogar ein kleines Stündchen allein bei mir, um etwas zu erledigen. Nachdem wir zusammen Kaffee getrunken haben, ist er einfach verschwunden. Alice hat es nicht sofort gemerkt, denn wir waren heftig mit Bäuchlein kraulen beschäftigt. Doch plötzlich rennt sie zur Wintergartentür und will hinaus. Gut, denke ich, sie möchte meinen Garten kennenlernen. Sie schießt von einer Ecke in die nächste und erinnert mich in so manchem an meine Fanni, die im Juli letzten Jahres über die Regenbogenbrücke ging. Das Foto ist nicht ganz scharf, wenn man genau hinguckt, denn Alice ist als englischer Windhund flott unterwegs. Ich wundere mich nach einigen Minuten über ihr vermeintliches Interesse an meinen Pflanzen, aber das gibt sich in dem Moment, als sie zu fiepen anfängt. Sie vermisst Michael und sucht ihn verzweifelt. Als er kurz darauf zurückkommt, ist die Erleichterung und Freude bei Alice riesengroß. Ich habe ihren Besuch sehr genossen, komm bald wieder liebe Alice, Du bist wirklich ein Schatz aus dem Wunderland.
Tagebucheintrag 06.07.25 – “Blick auf das Paradiestor und die Toskanaecke”
Ja, ich bin gartentechnisch generell lustlos, aber gestern hatte ich schon wieder Besuch. Mein Bruder war ein paar Tage in München bei seinen Kindern zu Besuch und kam einen Nachmittag auch zu mir. Über sein Geschenk, einen großen Topf mit mächtigen Digitalis-Blührispen, freute ich mich so sehr, dass ich heute eine extra Gartenrunde eingelegt habe.
Die Farbe des Fingerhutes passt perfekt in meine Toskana-Ecke, also steht der nicht zu übersehende Topf neben dem Agapanthus, der erst Ende Juli aufblühen wird. Inzwischen ist auch die Rosa ‘Fairy’ im ersten Flor, leider haben den Herr ‘Mozart’ und Frau ‘Bonica 82’ nicht abwarten wollen und sich vorzeitig in die Blühpause zurückgezogen. Am Paradiestor ist eine Seite ebenfalls im Pausenmodus, nämlich ‘The Dark Lady’, aber am anderen Pfosten sind gleichzeitig die Rose ‘Libertas’, die eine unwahrscheinliche Fernwirkung hat, und die Clematis ‘Alionushka’ aufgeblüht, die mich sicher den ganzen Juli begeistern werden. Ich sehe sie gut von meinem Schreibtisch aus.
Tagebucheintrag 07.07.25 – “Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose…”
Rosa ‘Milhem Pemberton’, na liebes Tagebuch, was sagst Du zu dieser Farbe? Ich bin auf jeden Fall hin und weg. Diese Rose gewinnt tatsächlich meinen diesjährigen Favoritenpreis, sie ist so wunderschön und ihre warme Farbe leuchtet, so dass sie meinen Augen schmeichelt.
Insgesamt muss ich gestehen, dass es sich gelohnt hat, auf die Tipps von Jeannette Frank, von GALAROSA, einzugehen. Brav sind die Rosen im Frühling mit Bodenaktivator und Start-Bio-Dünger motiviert worden. Vielleicht habe ich sie einen Tick zu spät zurückgeschnitten? Aber egal, dadurch blühten sie halt zwei Wochen später als geplant. Was ich nicht gemacht habe, war, zu gießen, das hat mir zwar trotzdem die meisten Rosenblüten “ever” beschert, aber auf jeden Fall die Blühzeit stark verkürzt.
Tagebucheintrag 10.07.25 – “Gartenmosaik”
Heute habe ich einige impulsive Zufallsfotos gemacht. Als ich sie im Laptop betrachte, fällt mir auf, dass mir zu jedem einzelnen Foto etwas einfällt. Da ist im Steingarten die etwas überdimensionale Echse. Sie sitzt auf dem Stammplatz einer kleineren, etruskischen Eidechsenskulptur, die ich mir vor Jahren aus Rom mitgebracht hatte. Ja, sie war vor einigen Jahren schon einmal für ein Dreivierteljahr einfach verschwunden. Plötzlich tauchte sie wieder auf. Seit einigen Monaten ist sie nun wieder weg, ob sie ein Rabe entführt hat, oder einfach vom Stein gerutscht ist und unter die Ausläufer von Campanula poscharskyana geraten ist, weiß ich nicht. Ich wünsche mir einfach, dass sie wieder auftaucht, irgendwann, irgendwie, irgendwo.
In meinen japanischen Fächerahorn am Teich bin ich verliebt wie am ersten Tag. Er hatte ja eine schlimme Spaltung im Leit-Ast zum Stamm erlitten, in der Zeit als mein alter Rosenpavillon zerstört wurde. Die Gärtner haben ihn so professionell gewickelt, dass er keinerlei ersichtlichen Schaden zeigt, das macht mich wirklich froh.
Die Maske, meine erste Gartenfreundin Eva hatte sie vor Jahrzehnten gefertigt, liegt auf dem Korb mit Steinen und erinnert mich daran, dass am Monatsende die Baumpfleger kommen werden, um die Verkehrssicherheit der Bäume zu optimieren. Danach darf die Maske wieder auf ihren Platz am Stamm der Birke, von Efeu umrahmt, zurück.
Tagebucheintrag 12.07.25 – “Ich will Miss Willmotts Ghost”
Miss Willmott hat ja quasi das “Blackbox Gardening” erfunden, lange bevor dieser Begriff überhaupt geprägt wurde. Aber so ist es ja mit allem: mit dem Garten genauso, wie mit der Mode, der Kunst und unseren Gewohnheiten. Immer wieder denkt jemand, er hätte das Gelbe vom Ei erfunden, dabei war alles schon einmal da. Miss Willmott hatte stets, wenn sie ihr Haus verließ, eine Menge Samen ihrer Lieblingspflanzen in ihrer Tasche. Sobald sie einen fremden Garten betrat, machten sich die Samen aus ihrer Tasche heraus selbständig. Ob sie der Begriff “Blackbox Gardening” bei ihren Zeitgenossen beliebter gemacht hätte, bezweifle ich. Auf jeden Fall wurde sie so nachhaltig bekannt (oder berüchtigt?), dass eine wunderschöne Edeldistel inzwischen ihren Namen trägt.
Aber wie komme ich jetzt bloß auf Miss Willmott? Ich habe heute mein Eryngium alpinum in der Toskana-Ecke fotografiert. Es blüht schon eine ganze Weile, hat auf die Begleitung durch die Rose ‘The Fairy’ gewartet und dann eine Weile mit ihr zusammen geblüht. Jetzt blüht der Alpen-Mannstreu immer noch, während die Rose sich in die Remontier-Pause begeben hat. Er steht etwas zu nahe am Weg, manchmal macht er mich etwas kratzbürstig an. Dafür habe ich die Bläulinge, Honigbienen, Hummeln und andere Wildbienen, sowie Käfer und Wanzen direkt vor meinem Kameraobjektiv, das passt also. Edeldisteln sind Klasse, denke ich, nicht nur für die Insekten, sie sind auch dekorativ und blühen sehr lange, also krame ich mal meinen Post über die Edeldisteln heraus, interessiert ja vielleicht auch Andere.
https://www.wurzerlsgarten.de/pflanzen-und-tiere/berkheya-eryngium-morina-co-edeldisteln/
Und schon bin ich wieder bei Miss Willmott! Eryngium giganteum ‚Miss Willmotts Ghost‘, genau diese Edeldistel möchte ich noch zu meiner E. alpinum dazu kaufen. Ich habe also einen Plan. Die Lavendel haben nur sehr kurz geblüht, sie werden jetzt stark eingekürzt und bekommen nächstes Jahr noch einmal eine Chance, sich zu beweisen. Wenn sie diese nicht nutzen, dann gibt es in den Amphoren definitiv im übernächsten Jahr Edeldisteln darin, vielleicht zwei Berkheya purpurea.
Tagebucheintrag 28.07.25 – “Liebes Tagebuch, das Leben kann so schön sein!”
Heute sollte ein Baumkletterer in meinem Garten aufschlagen. Gabriel war dagegen. Die hochsommerlichen Temperaturen verschwendet das Azorenhoch schon eine Weile in Skandinavien. 30 Grad! Na toll, aber wenn man sich das Wetter südlich von Deutschland anschaut, die Akropolis wird momentan bei über 40 Grad öfter mal gesperrt, dann weiß ich nicht, ob mir das Tief “Gabriel” nicht lieber ist. Jedenfalls regnet es so viel, dass der Wasserstand meines Teichs übervoll gesegnet ist mit Nass. Nur, der Baumpfleger kommt natürlich nicht bei Dauerregen, die Gehölze müssen noch warten. Eigentlich wollte ich Dich morgen das letzte Mal füttern, liebes Tagebuch. Ich wollte Dir erzählen, wie die Großaktion im Garten heute abgelaufen ist. Gabriel hat den Termin einfach gecancelt.
Ich habe seit Wochen eine Menge Schmetterlinge im Garten. Durch den Regen wollen sie nicht durchfliegen, sie sind vergesslich und permanent ohne Schirm unterwegs. Dafür sehe ich heute endlich wieder einen Singvogel, die haben auch keinen Regenschirm dabei, sind aber nicht wasserscheu. Wie gesagt, ich schaue mir die Regenwand an, seufze, da ich solche Mammutaktionen wie Baumpflege immer ganz gerne hinter mir habe, da fliegt mir doch prompt ein wunderhübscher Buchfinkenmann vor die Nase. Kurz darauf sitzt auch wieder die Türkentaube auf dem Dach des Insektenhotels. Warum haben sie sich bloß seit Wochen so rar gemacht? Nun, das ist kein Zufall! Im Juli sind viele Vögel in der Mauser und sparen sich überflüssige Flugmeter. Sie bleiben vorsichtig in Deckung und vermeiden bei hochsommerlichen Temperaturen unnötige Bewegungen. Viele Vogelfamilien fliegen auch größere Entfernungen, um ihre Jungen an Plätze zu bringen, wo sich mehr Insekten finden, aber auch die ersten Samenstände zu entdecken sind. Klar merke ich es, wenn Familie Star, Amsel, Blaumeise und Spatz sich nicht in meinem Garten tummeln, sondern die weite Welt erkunden. Letztlich wandern auch schon die ersten Arten Zugvögel in Richtung Süden ab und die Großpopulationen an Staren und Anderen üben schon mal regelmäßig Formationsflüge. Es gibt tatsächlich momentan viel zu tun für meine kleinen gefiederten Helden. Es gefällt ihnen sicher auch nicht, dass ich seit 2 Jahren eine Baustelle mit Hausabriss in unserer Straße mit entsprechendem Baulärm habe. Die Kanal-Arbeiten in der Parallelstraße dauern auch schon viel zu lang. Aber ich weiß, meine Freunde kommen wieder. Inzwischen freue ich mich an den Libellen, die inzwischen geschlüpft sind. Bei den Großlibellen ist das immer ein Schauspiel, das ich mir ungern entgehen lasse. Ja und wie gesagt, wenn nicht gerade Gabriel vom Himmel fällt, dann sind jetzt auch die Schmetterlinge unterwegs und naschen vom Nektar-Angebot im Garten. Es gibt so viel zu entdecken, selbst von meinem Schreibtisch aus. Ach, das Leben kann doch wirklich schön sein.
17 Kommentare
Liebe Renate
da ja viel los in deinem Juli-Garten. Dieses Jahr ist alles etwas nasser hier. Doch die Pflanzen freut es sehr. Wünsche weiterhin gute Besserung und viel Freude an deinem Garten .. Liebe Grüße Karin
Danke liebe Karin, Euch ein schönes Wochenende. LG Wurzerl
Hallo Renate, nach dem Frühstück lese ich heute Dein neues Tagebuch, um mich vor der Hausarbeit zu drücken.Ich kann nur staunen und mich sehr freuen, dass ich es lesen darf. Hoffentlich wirst Du bald ganz gesund. Viele Grüße Juliane
Liebe Juliane, schön von Dir zu lesen. Ich hoffe, es geht Dir gut und wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl
Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass Deine Schmerzen bald der Vergangenheit angehören. Gürtelrose braucht kein Mensch!!!
Der Fingerhut und die Rose sehen toll aus. Die Farbe der Rose ist wirklich einzigartig.
Einen guten Start in den August wünscht Dir
Margit
Vielen Dank liebe Margit, ja ich hoffe doch, dass ich das im Laufe des August langsam vergessen kann. LG Wurzerl
Liebes wurzerls, mit Interesse habe ich wieder mal deinen herzerfrischenden Brief gelesen!
Danke dafür! Und für die Fotos ebenso „danke“.
Regnerische Grüße und klangvolle Grüße von Heidi Blisse
Ganz liebe Grüße zurück und schönes Wochenende. LG Wurzerl
Wie bin ich froh, dass inzwischen auch mein Mann gegen Gürtelrose geimpft ist. Ich wünsche dir von Herzen, dass deine Beschwerden bald Geschichte sind.
Die Edeldisteln wollen hier nicht so recht; ich mache jetzt den zweiten Versuch mit Eryngium planum. Vielleicht hätte ich jemanden wie Miss Willott einladen sollen?
Liebe Grüße
Susanna
Ich vermute liebe Susanna, dass sie die Samen in ihrem Garten geerntet hat und die Boden- und Klima-Verhältnisse in den von ihr besuchten Gärten (der Radius war damals sicher nicht so weit) ähnlich war, so war der Erfolg garantiert. LG Wurzerl
Liebe Renate,
danke dass ich wieder an deinem Tagebuch habe mitlesen dürfen.
Die Rosenfarbe einfach toll.
Ich habe einen deiner Gutschein im Winter gewonnen und bei GALAROSA dann nicht nur eine rose sondern 3 bestellt. Ein toller Rosenversand. ein herzliches Dankeschön an dich und ich wünsche Dir dass jetzt deine Gesundheit einen Sprung macht und alles wieder weg ist. Liebe Grüße Manuela
Ah, wie schön von Dir zu hören. Über das positive Feedback freue ich mich auch sehr. Danke für Deine guten Wünsche und ein schönes Wochenende für Dich, liebe Manuela LG Wurzerl
Liebe Renate (….. oder besser Wurzerl 😉?),
schön, die aktuelle Neuigkeiten aus Deinem ganz persönlichen Paradies zu lesen und zu sehen. Das gibt Dir doch trotz „Verzögerungen“ immer wieder Kraft und Freude!
Manchmal ist es tatsächlich verzwickt, Baulärm hat uns auch die Monate seit unserem Umzug begleitet und das kann schon belastend sein! Aber inzwischen sind alle Kabel unter der Erde und Ruhe ist Gottseidank eingekehrt !
Das wünsche ich Dir neben baldiger Genesung auch von ♥️, Du weißt ja, unser Jahrgang lässt sich nicht unterkriegen! In diesem Sinne liebe Grüße von der Küste!!!
Liebe Helma, Baulärm ist laut und langwierig, aber gehört dazu. Es war nur eine zusätzliche Erklärung, warum sich die Vögel im Juli so völlig rar gemacht haben, trotz Meisenknödeln, Körnern und Mehlwürmern. Genau, unser Jahrgang ist schon was besonderes, lach. Danke für Deine guten Wünsche und schönes Wochenende für Euch. LG Wurzerl
Hallo Renate,
was du von den Vögeln und der Mauser schreibst, ist in meinem Garten gar nicht zu merken, die Spatzenbande hat immer Hunger und kommt jeden Tag ohne Ausnahme, nun auch mit den Jungen, die teilweise noch gefüttert werden müssen. Man merkt hier nur, dass es ruhiger wird, es wird weniger gesungen und das Rotkehlchen ist vorsichtiger unterwegs.
VG
Elke
Liebe Renate, vielen Dank für die schönen Einblicke in dein Gartentagebuch und dein Reich. Ich bin froh, dass es bei dir wieder aufwärts geht. Hatte diese verflixte Rose auch einmal vor vielen, vielen Jahren und beim Gedanken an die Schmerzen pakct mich heute noch das Grausen. Wir haben heuer enorm viele Schmetterlinge und Bienen. Muss unbedingt wieder einen Platz für dieses Eryngium finden. Ich wünsche dir einen beschwingten August und sende liebe Grüße
Vielen Dank liebe Annette, habe heute die mindestens 10. Niederlage erlebt, bei dem Versuch, Dir auf Deine schönen Posts zu antworten. Ich soll immer verschiedene Paßwörter erzählen, weil ich nicht vom angemeldeten Gerät aus arbeite. Ich habe aber nur das Eine. Es ist echt nicht zu glauben. Dein Security-Mann mag mich nicht, heul. LG Wurzerl