Berkheya, Eryngium, Morina & Co – Edeldisteln !

Berkheya purpurata, Südengland

Was ist eine Edeldistel?

Das  Wort Distel hat einen indogermanischen Ursprung und bedeutet spitz oder stechen, was diese Dornen bewehrten, stacheligen Pflanzen im Trivialnamen gut beschreibt. Distel ist in der Botanik kein eindeutiger Name, sondern bei verschiedenen Arten und Gattungen der Carduideae, einer Unterfamilie der Korbblütler, ein gängiger Begriff.

Die Bezeichnung Edeldistel kommt nicht unmittelbar aus der botanischen Nomenklatur. Hier werden mehrere  Gattungen oder Arten herausgehoben, die gartenwürdig sind und einige Gemeinsamkeiten besitzen. So lieben sie Sonne, durchlässige, trockene bis frische Böden und tolerieren sommerliche Hitze und längere Trockenperioden, darum scheinen sie für den Klimawandel auch bestens gerüstet. Im Frühjahr mögen sie es etwas feuchter, damit sie sich gut entwickeln können, das ist auch die beste Pflanz-Zeit. Zu den Edeldisteln zählen auch Stauden wie der Mannstreu, Eryngium, oder Morina, die Steppendistel, die nicht direkt zu den Disteln gehören. Dafür fallen bei den Gattungen der Carduus (Ringdisteln), Galactites (Milchfleckdisteln), Sonchus (Gänsedisteln) oder Ptilostemon (Elfenbeindisteln), zumindest die Annuellen und zweijährigen Arten weg, die viel Arbeit machen, aber in der Regel nicht wirklich gartenwürdig erscheinen.

Eryngium giganteum 'Silver Gost'

Brauche ich eine Edeldistel?

Die Edeldisteln waren die Stauden des Jahres 2019. In jenem Jahr waren bei den Gärtnern die “Bienenpflanzen” und “Insektenmagneten” verstärkt im Angebot, was sich bis heute nicht nur gehalten, sondern offenbar als Verkaufsstrategie auch erfreulicherweise längerfristig durchgesetzt hat. Disteln führten immer ein Schattendasein, wenn, dann gab es ein bis zwei Arten in Gärtnereien die sich auf Arzneipflanzen spezialisiert hatten, oder in Natur-Gärtnereien. Inzwischen interessieren sich die Besitzer von Cottage Gärten, Küchengärten, ja, auch von gestalteten Gärten mit Schwerpunkt Rosen, Kies- und Sand-Gärten, immer mehr für diese Stauden. Da sie großartig sind als Solitäre, Begleiter, Zaunwächter und  Insektenmagneten werbe ich hier mal für diese Gattungen, die unsere Gärten gerade im Zeichen des Klimawandels erfolgreich begleiten können. Wer zuverlässige Blüher für trockene, sonnige Problemstandorte sucht und einen attraktiven, ausgefallenen Pflanzhabitus liebt, der auch mit dem im Winter verbleibenden Skelett punktet, der merkt schnell, es spricht vieles für Edeldisteln und nur sehr wenig dagegen.

Eryngium planum,  Echinacea purpurea 'Magnus', im Staudenbeet

Meine alphabetisch aufgeführten Favoriten unter den Edeldisteln:

Berkheya, bizarrre Schönheit aus den südafrikanischen Drakensbergen

Seitdem ich die Gattung Berkheya das erste Mal in einem südenglischen Garten bewundert hatte, begann  ich Informationen  über die Wachstumsbedingungen (Klima, Boden usw.) in Gärten zu sammeln.

Die Gattung  umfasst an die 100 Arten und gehört zu den Korbblütlern. Einige Arten davon finden sich in klimatisch begünstigten Gärten (WHZ 7). Erfüllt man den Wunsch Berkheyas nach einem sandig-lehmigen, kiesig-lehmigen oder sandig-tonigen Boden und denkt daran, dass die Staude eine Pfahlwurzel bildet, also bereitet den Boden tief genug vor, da sie als afrikanisches Sonnenkind Stau- und Winter-Nässe nicht erträgt, so sind eigentlich schon fast alle Ansprüche, die sie stellt, erfüllt.

Alle drei Fotos zeigen Berkheya purpurea, voll erblüht und im Abblühen, was sie nicht weniger attraktiv macht!

Berkheya cirsiifolia  – Südafrikanische Prachtdistel

Alle von mir gezeigten Arten stammen ursprünglich aus den Drakensbergen in Südafrika.  Berkheya cirsiifolia kann bis zu 1 m hoch werden. Sie blüht relativ lange ist aber Nässe empfindlich und braucht darum guten Winterschutz. Am besten aufgehoben ist sie in wasserdurchlässigem Substrat in einem großen Kübel, in einem größeren Steingarten, oder in einem Kiesgarten, zusammen mit Freiland-Kakteen, afrikanischen Geophyten und weiteren Prachtdisteln, wenn man es extravagant exotisch mag.

Berkheya multijuga  –  Südafrikanische Golddistel

Berkheya multijuga  wird ca. 60 cm hoch. Wenn ihr der Standort, gerne auch in Steingärten Kies- oder Steppen-Beeten behagt, bildet sie  einen guten Bestand aus. Aber auch hier gilt, Winterschutz in rauheren Lagen und keine schweren, nassen Winterböden.

Berkheya cirsiifolia – Berkheya multifidia – Berkheya purpurea

Berkheya purpurea, Südafrikanische Purpurdistel

Für mich ist diese Art, die ebenfalls aus den Drakensbergen stammt, aber auch in der Kapregion vorkommt, der imposanteste Hingucker aus der Gattung Berkheya. Auch sie hat eine lange Blühzeit ab Ende Juni und ist auch im September noch dabei, ihre bei Insekten sehr beliebten Blütenköpfe in die Sonne zu strecken. Sie wird ca. 70 cm hoch und kann ebenfalls einen ordentlichen Bestand bilden, wo es ihr gefällt. Aber auch sie benötigt Winterschutz und bevorzugt ein Habitat wie Steingarten, Kiesgarten, Prärie- oder Steppen-Beet. Wie viele andere Edeldistelgewächse bleibt die Gattung bis in den Frost hinein noch eine attraktive Strukturstaude. Der bizarre Austrieb der Blattrosetten, die wunderschönen Blüten, der dominante Habitus dieser interessanten Pflanze, die silbrig angehauchten, aber ziemlich stacheligen Blätter, sowie später die Samenstände der Berkheya purpurea, die im Licht der untergehenden Sonne die Schönheit der Natur Südafrikas aufblitzen lassen, da kommt sogar bei mir Fernweh auf.

“Gold und Silber lieb ich sehr…” – Carlina

Dieser Liedtitel fällt mir sofort bei der nächsten Gattung ein, nämlich den Gold- und Silberdisteln. Die Gattung Carlina besteht aus 32 Arten, von denen bei uns hauptsächlich zwei Arten im Garten kultiviert werden, nämlich Carlina acaulis und Carlina vulgaris.  

Carlina acaulis

Carlina acaulis im Aufblühen – Carlina acaulis im Abblühen – Carlina acaulis L. subsp. simplex

Die klassische Silberdistel (C. acaulis) wächst als Art stängellos und blüht bodennah. Leider sehe ich sie viel zu selten in Steingärten, dabei ist sie doch eine genauso alpin-charakteristische Pflanze, wie zum Beispiel ein leuchtend blauer Enzian, der in einem Blühpolster neben einer Carlina acaulis noch viel besser zur Geltung kommt. Das ist ja die Kunst in einem Garten, dort nicht einfach eine Pflanze zu setzen, sondern ihre Schönheit mit passenden Partnern noch mehr hervorzuheben. Neben der stängellosen Silberdistel gibt es noch die Unterart Carlina acaulis L. subsp.simplex, die Krausblättrige oder Stängel-Silberdistel, die eine Höhe von 30 cm erreicht. Auf jeden Fall sollte Carlina in einem Alpin- oder Steingarten mit nicht zu nährstoffreichen, kalkhaltigem, wasserdurchlässigen Substrat stehen, der den gebirgigen Naturstandort dieser Disteln unterstreicht.

Carlina vulgaris

Die Golddistel, oder Gemeine Eberwurz variiert in ihren Wuchshöhen von 15 – 60 cm. Je mehr Blüten sie ausbildet, umso kleiner werden sie. Interessanterweise bleibt meine eigene im Habitus von der Wuchshöhe und der Blütengröße exakt im Wuchsverhalten meiner Silberdisteln. Diese Korbblütler sind prima an die Naturstandorte angepasst, die Hüllblätter des Blütenstandes schließen oder öffnen sich abhängig von der bestehenden Luftfeuchtigkeit. Leider sieht man sie noch seltener als ihre silberne Kollegin.

Die Gattung Cirsium ist besonders kratzbürstig

Natürlich muss generell bei den stark bewehrten Disteln auf den Standort im Garten genau geachtet werden. Die Alpen-Kratzdistel, Cirsium spinosissimum gilt vielleicht als Wahrzeichen der Alpen und ihre gekräuselten Blätter wurden bereits im Mittelalter als Stickereivorlagen benutzt, aber ist das ein Grund, diese bizarre  Schönheit mitten in ein dicht bepflanztes Staudenbeet zu setzen? Cirsium acaule, stengellose Kratzdistel genannt, lockt zwar viele Insekten an, ist für meinen Geschmack aber lediglich für passende Plätze in Naturgärten geeignet. Wer eine “Kratzbürste” am Wasser haben will, der kann Cirsium palustre, die Sumpfkratzdistel pflanzen. Sie möchte Wasser, ist aber auch mit nährstoffreichem Boden zufrieden. Cirsium eriophorum fand ich hoch oben am Gipfelrundweg des Hochfelln, ich zeige Euch die Pflanze einfach, weil ich den Samenstand vieler Disteln, nicht nur dieser, interessant, ja, ausgesprochen schön finde.

Cirsium eriophorum L., Wollige Kratzdistel – Cirsium purpuratum, Japanische Kratzdistel – Cirsium rivulare ‘Atropurpureum’, Purpur-Kratzdistel

Es gibt eine Art, Cirsium japonicum, (ohne Foto) die bei Floristen sehr beliebt ist, da die Stiele kaum bestachelt sind. Ich sah sie besonders häufig in England in Stauden-Rabatten integriert. Mit Sorten wie ‘Early Rose Beauty’ oder ‘Deep Rose’ wartet diese Distel mit schönen roten Farbtönen auf. Winterhart ist sie nur in Weinbaugebieten, meist wird sie bei uns aus Samen gezogen und einjährig kultiviert.

Mit Cirsium purpuratum, der Fuji-Distel, hatte ich kein Glück. Sie scheint nicht nur eher eine Pionierpflanze zu sein, sondern auch eine kurzlebige Distel. Trotzdem fürchte ich, dass ich wieder einmal schwach werde, denn ich finde diese nickende Purpurdistel zu nett.

Cirsium rivulare ‘Atropurpureum’ braucht eher feuchtes Substrat, um ihre attraktiven Blüten lange präsentieren zu können. Sie ist in der Anschaffung etwas teurer, da sie steril ist und die Vermehrung daher nicht am Fließband erfolgen kann.    

Hunger? – Da hab ich was, Cynara !

Vielleicht kennt Ihr ja die delikaten, gesunden, meist in Olivenöl eingelegten Artischocken-Herzen auf dem Vorspeisen-Teller? Ja, ich habe sie auch zum Essen gerne, finde aber, dass sie dringend auch als imposante Solitärstaude im Küchengarten, oder als Zentrum in einem bunten, am besten runden Staudenbeet zu würdigen ist.

Knospe von Cynara cardunculus var. scolymus – Cynara cardunculus, Wilde Artischocke – Cynara cardunculus var. scolymus aufgeblüht

Die Artischocke gilt als Königsgemüse, um noch kurz in der Küche zu bleiben. Sie wird aber auch als Arzneipflanze verwendet. Im Ziergarten ist dieser Solitär einfach ein auffälliger Blickfang.

In unseren Gärten findet sich meist die Wilde Artischocke, Cynara cardunculus, auch Cardy genannt. Im Anbau findet man daneben die Cynara cardunculus var. scolymus, die Gemüse-Artischocke.

Sie stellt doch für ein distelähnliches Gewächs ein paar Ansprüche. Der Standort sollte geschützt und sonnig sein, der Boden durchlässig, nährstoffreich und nicht zu trocken. Das Auspflanzen in nicht sehr milden Ecken erfolgt bitte erst nach den Eisheiligen. Die Art blüht erst im 2. Jahr, was oft eine Einbuße im ersten Winter bedeutete. Jetzt gibt es spezielle Züchtungen, wie ‘Concerto’ oder ‘Imperial Star’, die bereits im ersten Jahr blühen.

Was für eine Kraft diese bis zu 1.80 m hoch werdenden Pflanzen haben, die schon in vorchristlicher Zeit in Nordafrika angebaut wurden, sah ich, als ich eine abgeschnittene Knospe aus dem Gemüseladen mit nach Hause nahm, um mir den Blütenboden am Tag darauf anzusehen und evtl. zu verspeisen. Was aber war am nächsten Morgen geschehen? Die Knospe war aufgebrochen und über Nacht haben sich die attraktiven blauen Blüten herausgeschoben, obwohl das Pflanzenteil seit Tagen ohne Wasser war. Natürlich ist es damit zu spät gewesen, sie zu essen, die Blüte war mir eh viel lieber.

Echinops ist eine runde “Sache” !

Die Gattung Echinops bezeichnet man auf deutsch mit dem Trivialnamen Kugeldisteln. Sie werden mehr oder weniger um die 1 m hoch und können eine Bereicherung nicht nur in Kiesgärten sein; auch in Stauden-Rabatten machen sie eine gute Figur. Apropos gute Figur, fast alle in diesem Beitrag vorgestellten Edeldisteln halten besonders lange als Schnittblumen und sind wunderbar für Trockensträuße geeignet.

Echinops exaltatus, Drüsenlose Kugeldistel – Echinops ritro ‘Veitch’s Blue’ – Echinops ritro

Echinops ritro und die Sorte ‘Veitch’s Blue’ –  Ruthenische Kugeldistel

Mit etwa 80 cm bleibt die Kugeldistel ‘Veitch’s Blue’ etwas niedriger, als andere in der Gattung, kann aber schöne Horste bilden und passt gut in naturnahe Pflanzungen. Blühzeiten bis zu einem Vierteljahr sind nach einem Rückschnitt nach der Blüte möglich, gerade in den Spätherbst-Wochen ist das ein Gewinn für Insekten.

Echinops bannaticus, KugeldistelEchinops sphaerocephalus ‘Artic Glow’, drüsige Kugeldistel – Echinops sphaerocephalus, Drüsige Kugeldistel

Echinops bannaticus  –   Banater Kugeldistel

Diese Kugeldistel aus Rumänien, Bulgarien und der Balkanhalbinsel ist schon seit einiger Zeit auch ein Neophyt in Großbritannien und Deutschland. Mit 80 – 120 cm Höhe kann sie durchaus feine blaue Akzente in Beeten setzen. Ein Rückschnitt nach der Blüte kann zu einem weiteren Blütenflor im Herbst führen, wenn es für die Insekten oft schon schwieriger wird, Nahrung zu finden. Schöne Sorten der Banater Kugeldistel sind ‘Blue Globe’ und ‘Taplow Blue’, letztere ist mein persönlicher Favorit.

Echinops sphaerocephalus  –  Drüsige Kugeldistel oder Bienen-Kugeldistel

Die Höhe kann sehr unterschiedlich zwischen 60 und 180 cm sein. Naturstandorte sind in Südeuropa, aber auch weit nach Ostasien hinein kommt sie vor. Diese Kugeldisteln sehen in naturnahen Pflanzungen genauso gut aus wie in Rabatten, aber natürlich möchten auch sie keine schweren, staunassen Böden. Wer eine weiße Rabatte hat, oder die Farbe weiß für eine bestimmte Gartensituation braucht, ist mit dieser Echinops gut beraten. Echinops sphaerocephalus ‘Arctic Glow’ wird seinem Namen gerecht, ich finde sie noch beeindruckender, als die Art.

Vielleicht die eleganteste Edeldistel ? – Eryngium

Mannstreu ist die deutsche Bezeichnung der Gattung Eryngium. Verbreitet in den gemäßigten und wärmeren Klimazonen kommt diese Edeldistel auf etwa 230 Arten und ist damit die artenreichste Gattung aus der Familie der Doldenblütler. Kein Wunder, dass mindestens 90 % aller Veröffentlichungen sich um diese Gattung drehen und es für unsere Gärten eine große Auswahl an Arten und Selektionen von Eryngium  gibt. Auch wenn ich nicht glaube, dass Verliebte heutzutage noch den Feld-Mannstreu als Aphrodisiakum und Liebeszauber-Wurzel benutzen, so strahlt sie doch irgendwie aus jeder Art von Anpflanzung charakteristisch heraus. Dabei hat man bei den einzelnen Arten und Sorten ein Höhenspektrum von 40 cm – 1.50 m zur individuellen Gestaltung zur Auswahl.

Als ich vor Jahrzehnten mein allererstes stahlblaues Eryngium in Margery Fish’s Cottagegarten ‘East Lambrook Manor Gardens’ neben einer zartrosafarbenen Rosenblüte entdeckte, da war mir sofort klar, wer hier optisch das Sagen hat.

Eryngium laevenworthii – Eryngium alpinum ‘Superbum’ – Eryngium alpinum ‘Blue Star’

Alle distelähnlichen Eryngium besitzen dekorative Blätter und Blüten. Letztere verdichten sich zu kugeligen oder ovalen Köpfen, die meist von einem Hüllblatt-Kragen umgeben sind, der aus  silbernen oder metallicblauen Hüllblättern besteht.

Eryngium laevenworthii

Diese Annuelle, eine bei uns noch selten zu sehende wärmeliebende Einjährige für geschützte Steingärten wirkt mit ihrem violetten Farbverlauf schon fast künstlich gefärbt. Ich mag diesen Harlekin. Generell sind aber die gartengängigen Arten und Sorten mit einem vollsonnigen und wasserdurchlässigen Garten-Boden in Staudenbeeten durchaus zufrieden. Wer es mit einer Aussaat probieren möchte, dem empfehle ich eine winterliche Vorkultur.

Eryngium alpinum

Der Alpen-Mannstreu gehört mit seinen attraktiven Auslesen sicher zu den schönsten Edeldisteln. Wer ihn gerne konservieren möchte, einfach kopfüber zum Trocknen aufhängen, oft hält sich der Farbton über Jahre. Die Art ist in Europa beheimatet.  Die Sorte ‘Blue Star’ hat ein besonders intensives Blau. Sie wird ca. 70 cm hoch und ist horst- und rhizombildend.

Eryngium bourgatii – Eryngium giganteum ‘Miss Willmott’s Ghost’ – Eryngium giganteum ‘Miss Willmott’s Ghost’

Eryngium bourgatii 

Die Spanische Edeldistel erreicht mit etwas kleineren blassblauen Blüten eine Höhe zwischen 40 und 70 cm und fügt sich damit gut in Rabatten ein. In Kies- und Präriegärten kann sie eine wichtige Rolle spielen.

Eryngium giganteum

Die Elfenbeindistel stammt aus dem Kaukasus und dem Iran und wird bis zu 100  cm hoch. In der Regel stirbt sie nach der Blüte ab, darum ist es sinnvoll, sie alle 2 Jahre erneut zu pflanzen oder auszusäen. Eryngium giganteum, eine imposante Erscheinung, wird auf englisch ‘Miss Willmott’s Ghost’ genannt. Hier wurde der Name einer englischen Lady verewigt, die nicht weniger beeindruckend war. Sie kultivierte im 19. Jahrhundert in ihren Gärten mehr als 100 000 verschiedene Pflanzen-Arten und -Sorten! Bei Besuchen in fremden Gärten pflegte sie eine Marotte; sie hatte stets Samen ihrer Lieblingsblumen, den Elfenbeindisteln in der Tasche, die sie unauffällig in den Gärten verteilte. So erinnerten sich die Gartenbesitzer nach wenigen Jahren daran, dass ‘Miss Willmott’ durch ihren Garten flaniert war. Damit war der passende Namenszusatz der Elfenbeindistel, der hier aber als Ergänzung des Artnamens zu verstehen ist, nicht als eigene Selektion von Eryngium giganteum, geboren.

Eryngium maritimum  – Eryngium tricuspidatum – Eryngium yuccifolium

Eryngium maritimum – Stranddistel oder Meer-Mannstreu

Die schöne Stranddistel ist wohl eher für norddeutsche Küstenlandschaften geeignet, im Süden haben wir leider keine Sandstrände, aber Küstengärten mit  nährsalzhaltigen Sandböden haben bestimmt Freude an dieser 10 – 40 cm hohen Dünenpflanze.

Ebenfalls gartenwürdig

Neben der im Foto zu sehenden Eryngium tricuspidatum, die als mediterrane Art extrem an Trockenheit angepasst ist, gefällt mir aus dieser Gattung noch Eryngium planum (z.B. die Sorten ‘Blaukappe’ ‘Blue Glitter’ oder ‘White Glitter’) besonders gut. Die Einzel-Blüten sind zwar etwas kleiner, aber die Pflanze behauptet sich mit einem gefällig verzweigten Habitus, der vor Blüten nur so strotzt. Eryngium spinalba aus den südwestlichen Alpen ist ebenfalls eine attraktive Staude mit silbergrauen Blättern, sie findet ihren Platz hauptsächlich in größeren Steingärten. Zuletzt möchte ich noch Eryngium variifolium, aus dem Atlasgebirge stammend, erwähnen. Schon im Rosetten-Stadium punktet dieser Mannstreu mit attraktiven weiß gezeichneten Blättern, wie Ihr das vielleicht von der Mariendistel her kennt. Ihr braucht noch eine hohe Solitär-Staude? Kein Problem!

Eryngium yuccifolium  –  Yuccablättriger Mannstreu

Dieses Eryngium ist etwas ausgefallener, vom Aussehen her kann es in naturnahen Pflanzungen eine aufstrebende Rolle spielen, da eine Höhe von 1.50 m durchaus möglich ist. Auch wenn Ihr in Euren Gärten keine indianischen Klapperschlangen-Tänze aufführt und sicher auch eher selten von diesen gebissen werdet, so könnte es doch beruhigend sein, im Falle eines Falles die Blätter und Früchte dieses Mannstreus im Garten bereit zu haben.

Morina, Kardendistel

Die kleine überschaubare Gattung Morina findet man bisher kaum in Kultur. Gartenwürdig ist neben Morina persica, die als einzige in Europa angesiedelt ist, auch die nachfolgende Art, die ich bevorzuge.

Morina longifolia, Elfen- Steppen- Kardendistel

Wären da nicht die langen stacheligen Blätter, käme man doch nie auf die Idee, dass man eine Distel vor sich hat, nicht wahr? Ihr kennt sie noch gar nicht? Kein Wunder, diese stachelige Steppendistel fängt erst jetzt an, unsere Gärten zu erobern. Ihr habt einen schönen Platz, nicht zu trocken, aber ohne jede Staunässe, vor allem winters, in der Sonne, ja worauf wartet Ihr? Lasst Euch diese duftende Elfendistel nicht entgehen, schon der Farbwechsel der walzenförmig aufgebauten Blütenstände ist interessant. Eigentlich blüht eine schneeweiße Elfe auf, die sich jedoch kurz nach der Bestäubung zartrosa färbt und später richtig rot wird, um den Insekten zu signalisieren, dass es zwar hier nichts mehr zu holen gibt, aber die jungfräulich weiße Blüte nebenan sich über einen Besuch sicher freut. Dieses Phänomen gibt es übrigens im Pflanzenreich öfter, denkt einfach mal an das Lungenkraut mit den blau rot lila Farbspielen.

Onopordum acanthium – die Eselsdistel

2 – 2.50 m hoch streckt sich Onopordum acanthium in den Himmel. Wäre mein Garten nur etwas größer, dann wäre diese Pflanze meine erste Wahl mitten in einem Sandarium. Allein die silberne Blattrosette, die diese zweijährige Pflanze im ersten Jahr präsentiert, ist für mich ein ästhetischer Traum. Ich würde knallroten Klatschmohn oder eine rosafarbene Schlafmützchen-Sorte dazwischen säen, der Sand-Außenring würde meinen Wildbienen gehören. Ihr habt einen Zwergesel im Garten? Ok, dann lasst es vorsichtshalber, der botanische Name der Eselsdistel ist nämlich sehr dezent vom griechischen, Botanischen Namen “Onopordum” abgeleitet. Dieses Wort bedeutet nämlich, nicht sehr schmeichelhaft, “Eselspfurz”. Ob es stimmt, dass Esel vom Genuss der Pflanze Blähungen bekommen weiß ich nicht, auf jeden Fall übernehme ich keine Garantie für Eure Streichel-Vierbeiner, im Fall des Falles.

Silybum marianum – die Mariendistel

Ptilostemon afer – Blüte Silybum marianum, Mariendistel – Blatt Mariendistel

Auch die Mariendistel ist eine zweijährige Pflanze. Sie möchte wieder etwas nährstoffreicheren Boden, aber wie alle anderen vorgestellten Disteln gerne Sonne pur. Bekannt ist diese Distel hauptsächlich aus der Medizin, das in der Pflanze enthaltene Silibinin stärkt die Leber und entgiftet zum Beispiel nach einer Verwechslung eines jungen Knollenblätter-Pilzes mit dem Steinpilz. Langsam fasst sie aber auch als gartenwürdige Pflanze, zumindest in Natur- und Küchengärten, Fuß. Bei ihr ist doch auf das Verhindern einer zu starken Selbstaussaat zu achten, trotzdem ist die interessante Zeichnung des Blattes attraktiv genug, einen Versuch in naturnahen Pflanzungen zu wagen.

Ich hoffe sehr, dass ich Euch nun etwas auf den Geschmack, nicht nur für Artischocken, gebracht habe. Auch wenn ich Euch nicht versprechen kann, dass mit einer Edeldistel auch gleichzeitig ein Distelfink in Euren Garten einzieht – wenn es nicht klappt, nehmt es sportlich – der Versuch ist es doch allemal wert?!

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15 Kommentare

  • Susanna sagt:

    Eine interessante Vorstellung der Edeldisteln, liebe Renate. Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, all diese Gattungen so zusammen zu fassen.
    Leider fehlt auch mir der Platz, sonst hätte ich mir die Sämlinge der Eselsdistel ausgegraben, die im Frühjahr im Grasstreifen an unserer Straße aufgetaucht sind.
    Mit der Mariendistel habe ich es wegen der wunderschönen Blattrosetten einmal versucht – ich gebe zu, sie war zu stachlig und es blieb bei einer Saison mit ihr. So gibt es bei uns im Garten nur Kugeldisteln, an denen die Insekten und ich gleichermaßen Freude haben. Eryngium mag vermutlich die Feuchtigkeit im Winter bei uns nicht, was ich sehr bedaure …
    Liebe Grüße
    Susanna

    • Das Wurzerl sagt:

      Liebe Susanna, ich denke immer, man kann nicht alles im Garten haben. Aber je mehr ich kenne, umso mehr Möglichkeiten habe ich, zu testen, was in den Garten passt. Bei mir sind die Haupt-Aussortierer die Schnecken. Da haben es neue Stauden immer schwer, bei meiner dichten schneckenresistenten Bepflanzung Fuß zu fassen. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl

  • Edith sagt:

    Wenn die Klimaaktivisten recht haben, dann sind Distel die Gartenpflanzen der Zukunft. Deine Vorstellung ist überraschend, soviel Distelarten. Bei uns gibt es einige in der Natur, als da sind: Mannstreu, Kugeldistel,Eselsdistel, Golddistel und Silberdistel, nur um die zu nennen, die in deiner Aufzählung vorkamen.
    Liebe Grüße
    Edith

  • Erika Elferink sagt:

    wieder ein sehr schöner Beitrag von Dir, liebe Renate. Ich habe mehrere Stauden von der Kugeldistel schon lange in meinem Garten und finde sie wunderschön. Man kann sie gut teilen, und egal, wo man sie hinsetzt, es gefällt ihr überall, und ist außerdem, wie Du ja schon schreibst, bei den Insekten sehr beliebt.

  • Eryngium hätte ich so gerne, aber die Schnecken lassen mich nicht. Ebenso bei meinen Sämlingen von Echinops sphaerocephalus, auch verschwunden. Das kann ich mir also abschminken.
    Viele Grüße
    Elke

    • Das Wurzerl sagt:

      Na da bin ich aber gespannt, erster Versuch nach Jahren mit Eryngium, schon hohe Pflanze, vielleicht klappt es, sonst gibt es nächstes Jahr einen Pott mit meinen schneckenfreundlichen Lieblingspflanzen und auf den Fuß schmiere ich dann Leim, da kleben sie dann mit ihrem Schleim. Der Gärtner ist doch immer der Mörder. LG Wurzerl

  • Sven Beck sagt:

    Ein Hoch auf die Distel!

    So ein toller Artikel! In meinem Garten wachsen Eryngium und Echinops um die Wette. Auf sie möchte ich auf keinen Fall mehr verzichten. Vor allem die Insekten lieben sie. Erstaunlicher Weise wachsen sie in meinem lehmigen Boden wunderbar. Mit der Kratzdistel hatte ich nicht so viel Erfolg. Sie sollte meinen Weissen Garten bereichern und gab schon nach wenigen Tagen auf. Die Aufgabe hat nun Eryngium übernommen und macht sich ganz gut. Die Knospen auf ihren langen Stielen stehen schon. Ich bin deshalb sozusagen “in freudiger Erwartung” und halte die Kamera bereit.

    Sei lieb gegrüßt,

    Sven.

    • Das Wurzerl sagt:

      Lach, die meisten sind ja gar keine, schmücken sich aber mit dem Zusatz Edeldistel. War vor drei Tagen bei Fine Molz und Till Hofmann, tatsächlich fand ich da ausgepflanzt fast alles außer Berkheya, aber gerade die purpurea wäre mein absoluter Liebling. Wünsche Dir eine gute neue Woche lieber Sven. Wurzerl

  • Margit sagt:

    Ich wusste gar nicht, dass es so viele Disteln gibt! Ich habe mich bisher nicht an die kratzbürstigen Pflanzen gewagt. Aber vielleicht sollte ich es einmal versuchen. Distelfinken habe ich übrigens auch ohne Disteln im Garten. Haha… die kleinen Kerlchen sind seit diesem Jahr an meinem Futterhaus zu sehen. Es freut mich natürlich, wenn sie sich auch ohne Disteln hier wohlfühlen.
    Viele Grüße von
    Margit

    • Das Wurzerl sagt:

      Boah, Du Glückspilz, ich habe zwar Disteln, aber den passenden Fink nicht dazu, lach. Wünsche Dir eine gute neue Woche. LG Wurzerl

  • Liebe Renate, vielen Dank für diese tolle Präsentation. Ich komme auch immer mehr auf die Distel, wobei in meinem Garten die nassen Winter in Verbindung mit dem Lehmboden eine Herausforderung sind. Es gibt aber eine solche Vielfalt und für jeden Platz das Richtige. Kennst du die Bücher bzw. Gärtnerei von Filippi in Sète/F? Sehr inspirierend. Berkehya habe ich in Südafrika gesehen, aber noch nicht in einer Gärtnerei. Muss mal Ausschau halten. Einen schönen August wünscht dir Annette

    • Das Wurzerl sagt:

      Liebe Annette, leider kenne ich Filippi (noch) nicht. Ich kenne Berkheya aus vielen südenglischen Gärten, wo sie seit Jahrzehnten gepflanzt werden. In Deutschland sind die Edeldisteln, dadurch, dass sie als Gruppe “Edeldisteln” zur Pflanze des Jahres gekürt wurden, total durchgestartet. Es gibt kaum mehr eine gute Staudengärtnerei, die nicht mindestens zwei Gattungen im Sortiment hat. Gut, meist sind es Eryngium und Echinops, aber immer öfter sind auch Berkheya und andere zu sehen. Ich wünsche Dir ebenfalls einen schönen, nicht allzu heftig heißen August. LG Wurzerl

  • Herbert Frei sagt:

    Sehr schöne, kompetente Übersicht, vielen Dank. Ich kenne die Berkheya von zwei Reisen durch die Drakensberge, habe sie jetzt aber bei Sarastro auch für unseren Garten bestellt.
    Liebe Grüsse aus Zürich
    Herbert

    • Das Wurzerl sagt:

      Vielen Dank lieber Herbert, es freut mich sehr, dass Dich mein Beitrag inspiriert hat, Dir die Berkheya in den Garten zu holen. Sie passt gut zu dem Teil Deiner Pflanzengesellschaft die aus den Drakensbergen stammen. Schön wäre ein Platz, an dem das Gegenlicht durch die Blüten hindurchscheint, dann sind sie doppelt so attraktiv. LG Wurzerl

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