Tagebuch aus Wurzerlsgarten, August 2025

Agapanthus Hybride in Wurzerlsgarten

Tagebucheintrag 01.08.25 – “Hibiscus-Rendezvous im Garten”

“Hurra, hurra die Ferien sind da!” Tatsächlich bin ich 10 Jahre lang so ungern in die Schule gegangen, dass ich heute am 1. August 2025 wieder einmal erleichtert aufatme. Auch wenn das schon 55 Jahre her ist, ich liebe den Ferienmonat. Allerdings gibt es einen Riesenunterschied zur Schulzeit, damals dauerten die “Großen Ferien” eine Ewigkeit, aber je älter ich werde, umso kürzer ist der Monat, obwohl es angeblich immer noch konstant 31 Tage sein sollen?

Hibiscus rosa-sinensis – Hibiscus syriacus

In der wärmsten Zeit des Jahres bin ich selten im Garten zu sehen. Meine Wiese ist seit Jahrzehnten mit Grasmilben verseucht, die feiern bei diesem Wetter “Urständ”, das brauche ich nicht jeden Tag. Auch bin ich immer noch vorsichtig, wegen meiner endlich abklingenden Gürtelrose. Aber Anfang August verpasse ich niemals das Rendezvous meiner Hibiskus-Bäume. Hibiscus syriacus, blüht jetzt in leuchtendem Blau am Bachlauf. Meine drei rot und orange blühenden Kübel-Hibiskus, H. rosa-sinensis, die nicht winterhart sind, warten schon seit Tagen auf der Terrasse darauf, dass der blaue Hibiskus endlich wieder zu blühen beginnt und sie sich über ihre unterschiedlichen Lebensbedingungen austauschen können. Hier habe ich die Gattung Hibiskus genauer beschrieben:

https://www.wurzerlsgarten.de/pflanzen-und-tiere/gattung-hibiscus-eibisch-fuer-garten-und-wintergarten/

Pünktlich zum Monatsbeginn ist es so weit, dass die beiden unterschiedlichen Arten gleichzeitig blühen. Ich stehe dazwischen und genieße das Stereo-Sightseeing.

Tagebucheintrag 06.08.25 – “Hilfe, der Baumpfleger ist da”

Am liebsten wäre ich heute gar nicht zuhause! Ja, so geht es mir alle 1 – 2 Jahre, je nachdem, für wie lange die Verkehrsfähigkeit meiner hohen, alten Birken bescheinigt wird. Aber wer macht die Tür auf, fährt das Auto aus der Garage und und und…? Also treffe ich die notwendigen Vorbereitungen und schaue Markus bei seinen Akrobatikkünsten zu.

Die Birken sind schon eine gefühlte Ewigkeit im Garten. Darum lasse ich sie regelmäßig von einem Baumpfleger prüfen und versorgen. Die Bäume schenken auch meinen Nachbarn Schatten und gute Luft, ich wünschte, sie würden das verstehen. Aber gut, man muss Jeden so verbrauchen, wie er ist, auch die Nachbarn.

Tagebucheintrag 07.08.25 – “Wandel im Vorgarten”

Als Markus gestern meine Bäume geprüft hat, bat ich ihn, auch im Vorgarten nach dem Rechten zu sehen. Heute klingelt die Rotbeinige Baumwanze, Pentatoma rufipes, und schaut mich vom Absatz der Haustüre aus lange an.

Dann kommen einige Vorwürfe. Warum ich den Ginkgo biloba so schmal hätte zuschneiden lassen? Warum ich nicht, der Einfachheit halber die Sorte ‘Mareiken’ als Hochstamm gepflanzt hätte? Und warum schon wieder das Laub und die Kiefernnadeln von den Steinen der ‘Kranichinsel’ entnommen wurden?

Ich mag die Wanze, sie ist nicht das erste Mal da. Aber mir meine Dummheit bei der Auswahl des Ginkgos vorzuwerfen, das finde ich jetzt schon etwas heftig. Schließlich hatte ich vor 2 Jahren einen Kompromiss mit ihr geschlossen, was die “Kranichinsel”, eine “Insel der Glückseligen” betraf. Der Vorgarten ist ja nun ein Erinnerungsgarten an meine Familie. Da es in einer oberbayerischen Kleinstadtsiedlung wohl eher gaga gewesen wäre, mein “Tori”, ein asiatisches Glückstor, im traditionellen knallroten Stil anzumalen, ist es schwarz ausgefallen. Die beiden oben befindlichen, hängenden chinesischen Löwensymbole fallen überhaupt nicht auf, da sie ebenfalls 1 zu 1 in der bayerischen Heraldik vorkommen. Ich habe bei der Kranichinsel auch darauf verzichtet, jeden Tag “om om..mäßig” meditativ den feinen Sand zu rechen (oder im Klartext, das Katzenklo sauberzumachen) und mich damit in der Straße noch zusätzlich zum Affen zu machen. Ich habe die Insel mit drei großen Kreisen Kies in unterschiedlicher Körnung aufgefüllt. Die größten Kiesel außen, die mittleren natürlich mittig und innen um den Felsen der “Kranichinsel” (das ist eine aufrechte Felsformation, einem Kranich nachempfunden, im Gegensatz zur “Schildkröteninsel”, bei der innen nur ein flacher Stein, einem Schildkrötenpanzer ähnlich, liegt) da befindet sich die kleinste Körnung. Das war meine höchstpersönliche symbolische Dauer-Wasserwelle. Kommt, wie erwähnt, die Wanze vor zwei Jahren zu mir und beschimpft mich für meine Schotterwüste im Vorgarten. Ok, es gibt da auch noch einen Trockenbachlauf, aber jede Menge Pflanzen sind auch da. Ich verteidige mich nicht besonders erfolgreich mit der Erklärung, dass das ein meditativer Zengarten zur Erinnerung an meine Familie ist. Boah, liebes Tagebuch, Du hättest die Wanzen-Furie hören sollen. “Das hast Du vor 15 Jahren gemacht. Da war das in Ordnung, aber jetzt ist das doch nur Faulheit und Gewohnheit geworden und bitte, wie passt das zu Deinem Schild hier, dass Dein Garten naturzertifiziert ist?” Die Wanze hat recht und gewonnen. Ich habe die “Kranichinsel” als Ruderalfläche der Natur zurückgegeben und seitdem haben sich Akeleien, Frauenmantel, Fingerhüte usw. zu etwa einem Viertel innerhalb der Fläche ausgesät und ich bin gespannt, wie es sich ohne mein Zutun weiterentwickelt. Ich erkläre meiner Wanze, dass ich nichts Böses im Sinn habe, aber bei zu viel Kiefernnadeln und Ginkgo-Blättern die herfliegenden Samen sich ja nicht festsetzen können. Hocherhobenen Hauptes verlässt mich die Wanze erneut als Siegerin und ich gehe aufseufzend nach innen. “Guat is ganga!”

Tagebucheintrag 12.08.25 – “Was blüht mir denn so alles vor der Reise in die Heide?”

Übermorgen fahre ich in die Lüneburger Heide. Also mache ich heute mal eine Bestandsaufnahme und schaue, was Mitte August in meinem Garten so alles blüht.

Rosa ‘Bright Eyes’ – Rosa ‘Sweet Pretty’ – Rosa ‘Munstead Wood’

Tatsächlich sind die Rosen schon mitten in der ersten Nachblüte, leider habe ich nicht mehr von ihnen als im Juni. War dort das Wetter ungeeignet, so bin ich jetzt einfach eine Woche weg. Also genieße ich sie hier und heute ausgiebig.

Dazu gehört auch eine Foto-Session, die auf der Terrasse mit den großen Agapanthus-Blütenbällen neben den Rosen in der Toskana-Ecke beginnt, im Mixed-Border am Teich an einigen Phloxen vorbeikommt, bis zum Paradiestor, wo sich blauer Phlox und rosarote Rosenblüten umarmen. Schön, aber ich bin ja schon fast weg. Also gleich alles fotografieren und im Tagebuch ablegen. Dann ist es auch noch da, wenn ich zurückkomme.

Tagebucheintrag 20.08.25 – “Au weia, der Teich verlandet”

Kaum bin ich aus der Lüneburger Heide zurück, müsste ich zur Polizei und Anzeige erstatten. Mein Teich ist weg! Ok, er ist nicht gestohlen worden und auch nicht weggelaufen, er verlandet einfach in einem Riesentempo und muss dringend ausgeräumt werden.

Noch ist das Leben im Teich sehr aktiv und ich störe den kleinen Frosch und die Bergmolche, Libellenlarven und Wasserschnecken ungern in ihrem Dasein. Aber wenn nur noch etwas Modder da ist, keinerlei offene Wasserfläche, sondern ein “Sumpf-Beet” aus Wasseriris, Hechtkraut, verschiedenen Süß- und Sauergräsern, Wasserfelberich, Seerosenreste und Tannenwedel und einem lila Meer aus Blutweiderich mit einigen rosa Tupfen Schwanenblume und blauer Gauklerblume, dann ist das für die Tiere sicher die größere Katastrophe. Auch der Bachlauf würde nicht mehr funktionieren! Also, wann gehe ich das an? Ich grüble? Ich weiß es gerade wirklich nicht!

Tagebucheintrag 25.08.2025 – “Apropos Wasser, da ist noch der Wasserkrokus”

Eigentlich wollte ich heute, wie jeden Monat einmal, die alten Akeleienblätter und die neuen Sämlinge kontrollieren. Im Vorgarten haben meine Lieblinge tatsächlich ein weiteres Stück Terrain erobert und sind massenhaft zwischen den Steinen der Kranichinsel aufgegangen. Der Altbestand an Blättern lässt mich für einen Moment stocken, orange bis weinrote Verfärbungen, was ist das? Nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass es keinen Grund zur Besorgnis gibt und die Blätter gesund sind, fällt es mir wie Schuppen von den Augen: “Mein Ferienmonat August” ist fast vorbei, das ist schon die Herbstfärbung!

Kopfschüttelnd gehe ich in den hinteren Garten, um dort die Kontrolle abzuschließen. Ich gehe zu meinem Gestell am Terrassenende, wo ich die Pflanzen stehen habe, auf die ich immer ein besonderes Auge habe. Ich hole Luft, denn ich sehe, meine Wasserkrokusse blühen. Direkt darüber steht eine Aquilegia caerulea Hybride, die mich keines Blickes würdigt, sondern nur kopfschüttelnd den Krokus betrachtet. Auf der “Pension Wurzerl” sitzt das Türkentaubenpaar und ist auch etwas ratlos. Sie kennen die Elfenkrokusse im Februar und März und auch den himmelblauen Herbstkrokus im Oktober und November. Aber dieses weiße Etwas, das im Wasser steht… ?

Zephiranthes candida, der Wasserkrokus in Wurzerlsgarten

“Der Wasserkrokus heißt Wasserkrokus, weil er aussieht wie ein Krokus und direkt im Wasser steht”. So, oder ähnlich war vor einer Ewigkeit die Auskunft im Kiosk auf der Insel Mainau, als ich den Wasserkrokus etwas unentschlossen in der Hand hielt und nach dem Namen fragte, ich meinte natürlich den Botanischen!

Nach dieser Aussage musste ich ihn doch mitnehmen, um sein Geheimnis zu lüften. Über die Namen Peruanische Sumpflilie, Weiße Regenlilie, Weiße Windblume, gelangte ich schließlich zum Trivialnamen Herbst-Zephyrlilie. Da klingelte es in meinem Oberstübchen und ich fand endlich bei Tante Gockel den botanischen Namen Zephyranthes candida. Nun wusste ich, dass ich eine südamerikanische Sumpfpflanze erworben hatte, die zu den Amaryllisgewächsen gehört. Das bedeutete, diese wunderbare Pflanze lebt 5 Monate in der Garage im feuchten Topf. Sieben Monate lang kommt sie im Übertopf auf das Gestell, damit sie auch ja jeden Regentropfen behalten kann und im August fängt mein Wasserkrokus zu blühen an. Juhu, 5 Blüten gleichzeitig, das ist Rekord!

Tagebucheintrag 31.08.25 – “Liebes Tagebuch, das Leben kann so schön sein!”

Ich brauche dringend Kürbisse. Heute habe ich sie beim Heimfahren am Straßenrand aufgehäuft gesehen. Große und Kleine, in gelb, grün, braun, weiß und orange und natürlich mehrfarbig in vielen verschiedenen Formen. Da gibt es weiße Ufos genauso, wie bunte Tennisbälle, die orangenen Riesen, aus der viele Halloween-Freaks fast gezwungenermaßen Fratzen herausschneiden. Mir persönlich gefällt das Ufo am besten und dazu die Kalebassen- Flaschen- und Eierformen.

Betonblätter von Stephanie Steinwede in Wurzerlsgarten

Schon seit vierzehn Tagen liegen einige Geschenke auf der Terrasse, zwei wunderbare Betonblätter, vielen Dank liebe Steffi und eine Dekokrone, vielen Dank liebe Erna. Durch meine Gürtelrose habe ich meinen Garten in diesem Jahr kaum geschmückt. Noch nicht einmal Sommerblumen kamen in die 4 Hängekörbe der Terrasse. Als die Violas unansehnlich geworden waren, habe ich sie rund um das Rosenrondell platziert, um sie zum Aussamen zu animieren. Jetzt schaue ich meine hübschen Geschenke an und es fällt mir wie Schuppen von den Augen, ich brauche Deko, ich brauche Kürbisse, jetzt, sofort, pronto!

Ich frage Babsi, ob sie mir wieder Kürbisse, zum Suppe kochen, abnimmt, bevor sie anfangen zu faulen. Sie nickt zustimmend und ich suche mir Fotos von den Vorjahren heraus, um mich etwas zu inspirieren. Hach, was freue ich mich auf den September, wenn ich mal wieder mit großer Lust meinem Dekorausch fröne – ich brauche Kürbisse! Ach liebes Tagebuch, das Leben kann doch wirklich so schön sein.

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6 Kommentare

  • Angela Gerke-Repp sagt:

    Ein sehr schöner Artikel, der mich öfters hat schmunzeln lassen! So eine Wanze an der Haustür ist schon sehr lästig! 😀😀😀

  • Gundel Schwolow sagt:

    Liebes Wurzerls, dein Augusttagebuch hat mich wieder zum Schmunzeln animiert. Vielen Dank und ich kann dir beipflichten: ich brauche Kürbisse….

    • Wurzerl sagt:

      Tja und stell Dir vor liebe Gundel, inzwischen liegen auf meinem großen Holzfass schon einige Spaghetti- Butternut- und Hokkaido-Kürbisse. Pflanzen habe ich noch nicht gekauft, weil ich gerade festgestellt habe, dass die Chrysanthemen vom letzten Jahr, die dann ausgepflanzt wurden, total von den Schnecken vernichtet wurden. Also lasse ich mir etwas Neues einfallen! LG Wurzerl

  • Erna de Wolff sagt:

    Hallo liebe Renate
    Ein wunderschöner Bericht von einem wunderschönen Garten -Leben.
    Ich wünsche dir noch einen spannenden Herbst. LG aus Ostfriesland

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