Ankommen in der Gärtnerei
Bei meinem ersten Besuch bei GALAROSA, im Rosenschaugarten von Jeannette Frank, lud sie mich zu einer Stippvisite in die Gärtnerei Augustin ein. Ich war etwas verwundert, da ich, von München gekommen, gerade aus dem Auto ausgestiegen und wegen der Mittagshitze doch etwas müde war. Pflanzen brauchte ich auch nicht. Aber was solls!
Wir fuhren ein kurzes Stück in Richtung Nürnberg, Effeltrich liegt nur 20 km nördlich der Frankenmetropole und nach dem Aussteigen visierte Jeannette unmittelbar den höchsten Punkt der Staudengärtnerei Augustin an. Sie hatte in weiser Voraussicht einen Tisch bestellt. Im Schatten und vom kühlenden Plätschern eines kleinen Wasserfalls begleitet, genossen wir bei bester Aussicht und schneller Entschleunigung, dank der freundlich entspannten Atmosphäre, die Köstlichkeiten, die das Gärtnerei-Café anzubieten hatte. Im Nu waren Fahrt, Hitze und meine Müdigkeit vergessen und ich schlemmte abschließend noch den Inhalt eines wunderbaren Eisbechers.
Effeltrich ist eine Gemeinde in Oberfranken. Das Dorf dürfte auf einen Königsbauernhof der karolingischen Reichspfalz Forchheim zurückgehen, der im 9. oder 10. Jahrhundert gegründet wurde. Damit in seinen Ländereien alles reibungslos funktionierte, erließ Karl der Große für diese Höfe eine Landgüter-Verordnung, das “Capitulare de villis”. 1121 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung als „Affeltere“, was bedeutet, dass hier viele Apfelbäume standen. Bis heute spielt die Obstbaumzucht in Baumschulen und die Aktivität von Gartenbaubetrieben eine wichtige Rolle im Ort. Vielleicht sind es auch die bis heute andauernden, immer noch greifenden Landgüter-Verordnungen des späteren Kaisers, die diesen Weg für den Ort vorgezeichnet haben. Im späteren Besitz der Bamberger Bischöfe begann eine umtriebige Zeit und Effeltrich wurde mehrmals während der Markgrafenkriege überfallen. Das führte ab 1460 zum Bau einer ortsprägenden Kirchenburg, die inzwischen unter Denkmalsschutz steht.
Die Geschichte der Gärtnerei
Die Geschichte der Gärtnerei beginnt mit der Betriebsgründung 1985 durch Cornelia und Andreas Augustin. Seit der Verkaufsflächen-Erweiterung im Jahre 2002 beträgt das Areal der Staudengärtnerei ca. 3 Hektar. Beschäftigt sind, je nach Jahreszeit zwischen 10 und 15 Staudengärtner, Auszubildende und Praktikanten. Sie arbeiten in den Glashäusern, wo sich auch der Verkaufsraum befindet, in den Folienhäusern und Anzuchtsflächen, an den Pflanzenstellflächen und Verkaufsflächen im Freiland, im Schaugarten und im Gartencafé.
2017 verstarb Cornelia Augustin nach schwerer Krankheit. Ihre Liebe zu Lavendel, mediterranen Duft- und Aromastauden ist bis heute in der Gärtnerei präsent. Nie zuvor sah ich so viele unterschiedliche Lavendelsorten, wie hier und beim leisesten Windhauch gelangen feine würzige Düfte zwischen den Schaugarten-Terrassen in die Nasen der Besucher. Seit 2020 führen Andreas Augustin und sein Sohn Felix Augustin das Unternehmen als GbR.
Durch den Schaugarten bummeln
Vom Gartencafé aus, das seit 2015 existiert, genießt man einen Überblick, über die Schauanlage, die Verkaufsflächen und weiter in die Landschaft hinaus. Aber es lohnt sich auch durchaus einen Blick von unten nach oben zum Gartencafé zu riskieren. Dieses, ein absolutes Schmuckstück, ist einem orangerieartig wirkenden Gartenhaus nachempfunden. Ein graziler Rahmen in Mintgrün lässt die Fensterfront perfekt zur Geltung kommen. Die bunten Glasscheiben stammen aus einem Flohmarkt in Paris und nach eigenen Plänen des Ehepaares Augustin entstand ein kleines, architektonisches Meisterwerk. Leider kann ich es nur beschreiben, nicht zeigen, denn die Tische sind verständlicherweise permanent besetzt gewesen.
Ich beginne meinen Spaziergang auf der unteren Ebene am Teich. Dahinter beginnt der Aufstieg durch einen wunderschön angelegten Steingarten bis zum Café. Auf ganzer Länge ist nach dem Steingarten der Hang in einigen Stufen abgeböscht, um auf den Zwischenwegen Stellplätze für Tröge, Brunnen, Kübel und Skulpturen zu bekommen. Dazwischen finden sich viele Stauden, die Sonne und Trockenheit vertragen. Diese Terrassenbeete mit Steppencharakter vermitteln unmittelbar einen mediterranen Eindruck auf die Besucher und tragen zur entspannten, harmonischen Urlaubsatmosphäre auf dem Areal bei.
Wasser spielt im Schaugartenbereich eine große Rolle. Überall gibt es plätschernde Brunnen und Wasserspiele, die in der Gärtnerei selbst hergestellt werden. Der Teich ist mit Wasserpflanzen bestückt. Dank dem Bachlauf, der vom oberen Bereich des Steingartens nach unten springt, ist die Wasserqualität gut. Überall, im Steingarten, im unteren Steppenbeet und in den Terrassenbeeten findet sich Lavendel. Über die Lieblingspflanze von Cornelia Augustin erzählt dann auch die Mitarbeiterin der Staudengärtnerei, Eva Giesel, die von Jeannette Frank gefilmt wurde. Bitte vergesst nicht, den Ton auf laut zu stellen, wenn Ihr Euch das Video anschaut.
Der Steingarten ist tatsächlich ein kleines Meisterwerk. Völlig natürlich wirken die Pflanzen, was das Urlaubsfeeling bei Jeannette und mir noch zusätzlich beflügelt.
Campanula poscharskyana blüht als kleine blaue Konkurrenz zum Wasserfall. Euphorbien und Santolina in Gelb überbieten sich mit blauen Lavendelbüschen gegenseitig im “Wellenschlagen”. Edeldisteln, Schafgarben und trockenheitsliebende Gräser setzen Akzente, kleine Sempervivum thronen auf nackten Felsen, sind aber auch in den alten Trögen häufig zu finden, da Andreas Augustin sie besonders gerne mag. Da ist es doch passend, dass ich ihn heute auf Wurzerlsgarten vorstelle, da es ja tatsächlich nur ein Kosename für Sempervivum, die Hauswurz ist.
Seit vielen Jahren wird die Gärtnerei mit dem „Qualitätszeichen Stauden“ für gesunde Pflanzen, Sortenvielfalt und Qualität ausgezeichnet. Das ist eine große Leistung, wenn man bedenkt, dass der überwiegende Teil der weit über 2500 verschiedenen Pflanzen aus eigener Anzucht stammt. Neben wichtigen Gattungen für Sonne und Schatten, werden auch Wasserpflanzen, Bambusse, Halbsträucher und Kräuter, oft in Beispielpflanzungen offeriert.
Das Sortiment hat sich im Laufe der Zeit etwas verändert, da sich auch die Nachfrage im Kundenkreis gewandelt hat. Neben dem Geschmack spielen auch mehr und mehr der Klimawandel und das Eingehen auf die Bedürfnisse in naturnahen Gärten eine Rolle. Darum ist es wichtig, ein breit gefächertes Sortiment anzubieten.
Daneben gibt es ein großes Angebot an alten und neuen Trögen und Gefäßen und vieles mehr, was Gartenbegeisterte gerne in ihr persönliches Reich integrieren möchten, von Brunnen bis zu Skulpturen.
Besonders interessant ist es, oben von den Terrassenwegen auf die Treppenaufgänge oder nach unten zu schauen. An den Wegen, Aufgängen und unmittelbar um die Glashäuser und das Wohnhaus herum ist der Schaugarten und Verkaufsbereich, ähnlich vielen Konzepten in privaten Parks und Gärten, mehr durchgestylt, mit Gehölzschnitt, Pflanzkübeln und Skulpturen gegliedert. Hier finden sich auch Stauden mit etwas mehr Ansprüchen und auffälligen Blüten.
Schaut man aber nach unten, sieht man die Steingartenpflanzungen und das Gros der Steppen-Pflanzungen, die wiederum einen perfekten Übergang zu den Verkaufsbereichen bilden. Insgesamt verschmilzt das ganze Areal zu einem harmonischen Ganzen, das genau so sein muss, wie es angeordnet ist. Ich empfinde die Gärtnerei tatsächlich als einen rundum gelungenen Wohlfühlbereich.
Immer wieder trete ich an die dicht bepflanzten Flächen heran, um mir die teilweise ausgefallenen, aber immer gefälligen Staudenkombinationen anzusehen. Daneben befinden sich ungeniert ein paar Quadratmeter Korbblütler, die ihre eigene Klientel in der Insektenwelt bedienen.
Ich finde das Ambiente so ansprechend, dass ich mich in der Tat überhaupt nicht wundere, als ich auf der Website der Gärtnerei einen Hinweis auf “Sommerkonzerte” finde, welche schon seit mehreren Jahren erfolgreich etabliert sind. Ihr interessiert Euch für “Gärtnerei mit Musik”?
Die Open-Air-Konzerte im Juli 2024:
05.07.24 Lilo Kraus Band (von Bach bis Bluesbrothers)
12.07.24 Carmen Souza (Jazz und Cabo Verde eng verwandt)
19.07.24 Ecos de Siboney (offizielle Nachfolger des Buena Vista Social Club)
26.07.24 Alba Armengou (katalanischer Cançó, Bossa Nova, Latin und Jazz)
Mehr Angaben zu den Künstlern und Konzerten findet Ihr auf der Website der Gärtnerei:
Website: www.stauden-augustin.de
Andreas Augustin bat seine Mitarbeiterin Eva Giesel mir behilflich zu sein, meine Fragen zu beantworten und mit Jeannette Frank das kleine Video zu machen. Vielen Dank dafür und natürlich auch, dass ich in der Gärtnerei fotografieren und sie auf Wurzerlsgarten vorstellen durfte.
Staudengärtnerei Augustin
Andreas und Felix Augustin
PLZ 91090 Effeltrich, Neunkirchener Str. 15
Kontakt: Tel. 09133-77660 E-Mail-Adr.: info@stauden-augustin.de
5 Kommentare
Es war ein wunderbarer Tag mit dir an diesem Ort. Und ich kann jedem nur einen Besuch in dieser Gärtnerei empfehlen, die wunderbar auf den Endverbraucher abgestimmt ist. Oder einfach eine kurze Auszeit nehmen im besonderen Café… Ein gelungener Bericht liebe Renate!
Das war ganz nach meinem Geschmack. Tolle Außenanlage , so schön gestaltet .
Liebe Renate danke für diese schöne Vorstellung der Staudengärtnerei.Der Steingarten ist ja ein Traum 😍.Der ist absolut sehenswert.Liebe Grüße Karin
Eine Gärtnerei mit Schaugarten ist herrlich und sicher auch verkaufsfördernd, so schön wie der Garten ist. Werde ich mir merken.
VG
Elke
Diese Gärtnerei ist soooo toll. Ach was hätte ich wegschleppen können.
Der Besuch dort war ein Highlight.