Es war einmal – Die Expo in Antalya 2016

Sonnenuntergang Antalya

Leider schon Geschichte, aber ein schöner kurzer Moment.

Als Ende Januar 2022 nach 29 Jahren das erste Mal wieder Schnee in Antalya fiel, da erinnerte ich mich wieder an meinen Besuch in dieser Stadt im April 2016.

Je älter ich werde, umso öfter gehen meine Gedanken zu Begegnungen mit Menschen und Ereignissen zurück, die sich nie mehr wiederholen werden. In den beiden letzten Jahren starben in der Türkei zwei liebe alte Freundinnen, denen ich mich sehr verbunden fühlte. Dass das auf Gegenseitigkeit beruhte, zeigte die Tatsache, dass sie mich beide Kızım, was auf türkisch meine Tochter heißt, nannten und für mich tatsächlich wie eine Anne, wie eine zweite Mutter empfanden.

Diesen beiden wunderbaren Frauen widme ich die Retrospektive auf die Expo in Antalya 2016. Aufgrund der damaligen unsicheren, politischen Situation war die Weltausstellung seinerzeit nicht wirklich rund um den Globus groß wahrgenommen worden.

Da der Besuch der Expo 2016 eine meiner letzten Unternehmungen innerhalb der Türkei war, ich auch nicht mehr hinreisen werde, möchte ich zumindest zeigen, welche Ressourcen für diese Veranstaltung aufgeboten worden waren, die fast alle leider ebenfalls unwiederbringlich verloren sind.

Die Weltausstellung in Antalya wurde  als Internationale Gartenbauausstellung vom 23.4.2016 bis zum 30.10.2016 veranstaltet. Offiziell folgte sie damit der Floriade 2012 in Venlo, da sie von der BIE und AIPH als klassifizierte Ausstellung in die Kategorie A1 eingestuft worden war.

Mit dem offiziellen Thema der Expo: Blumen und Kinder und dem Motto:  Gelecek Nesiller için Yeşil Bir Dünya  – was soviel bedeutet wie: Eine grüne Welt für kommende Generationen, wurden viele Erwartungen geweckt. Leider finde ich im Internet inzwischen keine großen Überreste mehr auf dem 112 Hektar großen Ausstellungsgelände in Aksu. Immerhin ist der große Expo-See noch zu sehen und dazu einige Gebäude.

Das war nun aber auch das einzig negative, was ich in diesem Post erzählen muss. Für meine beiden lieben alten Freundinnen soll es nun nur noch bunt und schön werden und ich will Euch einige Höhepunkte der Ausstellung zeigen.

Insgesamt beteiligten sich mehr als 50 Nationen an dieser Expo. Deutschland war zwar vertreten, die 1500 qm Fläche der deutschen Gartenanlage wurde jedoch erst Ende Juni fertiggestellt. Als Thema waren Informationen über nachwachsende Rohstoffe geplant. Letztlich drehte sich der deutsche Beitrag dann aber wohl eher um Heil- und Gewürzpflanzen. Dieser deutsche Garten war übrigens nicht der einzige, der bei meinem Besuch im April noch nicht existierte. Dabei waren die Aufbauten der später eröffneten Gärten sicher nicht mit der obigen Pflanzen-Karawane unterwegs.

Angenehm fand ich die Straße der Restaurants, wo man durchbummeln, einen Platz suchen und türkische Spezalitäten probieren konnte.

Aber den größten Eye-Catcher stellten sicher die weit über 100 riesigen Pflanzenskulpturen dar. Rings um die Kinderinsel konzipierte und gestaltete Mosaïcultures  Internationales aus Kanada mit ihnen das “Werden der menschlichen Zivilisation”.

Diese Figuren und Landschaften haben mich tatsächlich begeistert und alleine sie verdienen schon, dass ich diese Weltausstellung für einen Moment wieder zum Leben erwecke.

Der chinesische Beitrag zur Expo war mein absoluter Favorit unter den Nationen-Gärten. Es gab dort einen nicht so typischen Bereich mit vielen blühenden Pflanzen. Aber das wurde wohl von den Gastgebern so erwartet. Auserlesen waren jedoch die Solitär-Felsen, Malereien und geschnitzten Paravents.

Authentischer als den soeben gezeigten Repräsentations-Bereich fand ich den Meditations-Garten. Er strahlte, obwohl neu aufgebaut schon jetzt eine ruhige Würde aus.

In einer separaten Pflanzung versuchten Botaniker einen kleinen Blick auf teilweise endemische türkische Stauden zu ermöglichen, große Schätze entdeckte ich dabei nicht.

Sideritis trojana Bornm., diesen Endemiten entdeckte der Deutsche Joseph Bornmüller in der nordwestlichen TürkeiSempervivum davisii subsp. davisiiClinopodium grandiflorum, die großblütige Bergminze, ist im Vorkommen nicht auf die Türkei beschränkt

Interessant war die erlesene Paeonien-Sammlung, die auf der Expo gezeigt wurde.  Immerhin war Paeonia turcica (1.Paeonienfoto) zum Wahrzeichen der Weltausstellung ernannt worden. Ungefähr 30 km von Antalya entfernt, auf dem ersten hohen Taurus-Berg fanden wir dann auch in 800 m Höhe eine stattliche Ansammlung dieser endemischen Paeonie.

Langsam ging mein Besuch zu Ende, an Teppichen mit Strohblumen vorbei, sehr schöner Holzkunst mit Ziegen, aber auch mit anderen Holzskulpturen und einer weiteren Pflanzenskulptur, diesmal ein Imker, versuchte ich, doch endlich auch einen türkischen Garten zu entdecken.

Am Ende wurde ich fündig und geriet in einen kleinen Garten, der einige wenige Zutaten zu den alten Osmanischen Gärten zeigte, viele Pflanzen gab es im Osmanlı Bahçesi  nicht, dafür aber hochwertige Keramik an den Wänden und am Boden.

Türkiye'deki arkadaşlarıma en iyi dileklerimi sunuyorum. - Meinen Freund*innen in der Türkei wünsche ich alles Gute!
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6 Kommentare

  • Susanna sagt:

    Liebe Renate,
    du hast tolle Bilder aus der Türkei mitgebracht! Die Pflanzenskulpturen – besonders die Karavane, finde ich beeindruckend. Sie gefallen mir besser als manche lebenden Skulpturen, die man hier bei uns zu sehen bekommt.
    Wie schön, solche herzlichen Verbindungen zu Menschen in anderen Ländern, anderen Kulturen zu haben, wie traurig, wenn sie enden.
    Ich wünsche dir ein gemütliches Wochenende,liebe Grüße,
    Susanna

    • Das Wurzerl sagt:

      Ja liebe Susanna, das ist so, aber wichtig ist, dass diese Begegnungen stattgefunden haben, im Herzen bleiben sie ja.Die Pflanzenskulpturen aus Kanada fand ich auch grandios, kein Vergleich mit z.B. denen der Insel Mainau, die sind mir einfach zu disneybunt und ich hätte das nun eher umgekehrt erwartet. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende, LG Wurzerl

  • Christa Schroth sagt:

    Oh das war für Dich liebe Renate eine wunderbare Zeit , an die Du immer wieder gern erinnern wirst. Interessanter Bericht. Tatsächlich wurde die Ausstellung 2016 hier nicht groß beworben und ich konnte mich nicht erinnern

  • Hallo Renate,
    die Tierskulpturen sind schon eine andere Liga als das, was man hierzulande so auf Gartenschauen zu sehen bekommt.
    Irgendwas negatives zu der Schau hatte ich damals gelesen, aber ich weiß nicht mehr was es war.
    Viele Grüße
    Elke

    • Das Wurzerl sagt:

      Liebe Elke, ich schrieb es weiter unten schon in einer Antwort, da wirken die Skulpturen auf der Insel Mainau ziemlich disneyartig, gegen die Pflanzenauswahl der Kanadier. Das Negative was Du hörtest, war sicher die ursprüngliche Weigerung Deutschlands, sich an der Expo zu beteiligen. Später lenkte man ein, aber natürlich lief die Ausstellung schon ein Vierteljahr, bis man dann doch “präsent” war. Schönen Sonntag wünsche ich Dir. Wurzerl

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