De Houtstek, Thea en Ed van der Hout, Blijham, Groningen, NL

De Houtstek, Thea en Ed van der Hout, Blijham, Groningen, NL

Ankommen in De Houtstek, Blijham, Groningen, Niederlande

Der Garten „De Houtstek“ befindet sich in Blijham, einem Dorf mit 2240 Einwohnern. Es gehört zur Gemeinde Westerwolde und liegt in Ost-Groningen. Bis ins 11. Jahrhundert gehen die Anfänge der Siedlung zurück. Die Landschaft ist nicht typisch für Groningen, sie erinnert mit ihren Flüssen, Grün- Heide- und Wald-Flächen eher an das benachbarte Drenthe.

Als sich die Landschaft einst in einen Sumpf verwandelte, verließen die Bewohner die Gegend, kamen aber, wie parallel in Ostfriesland, später als Torfstecher zurück. Typisch für die hiesigen Dörfer ist die längliche Form, da sie entlang der Kanäle, die dem Abtransport des Torfs dienten, gebaut wurden.  

Der Garten von Thea und Ed van der Hout entstand ab dem Einzugs-Jahr 2001 auf rund 5500 qm Größe rund um ein über 100 Jahre altes Arbeiterhaus. Der Familienname „Hout“ ist das niederländische Wort für „Holz“, der Gartenname, den die Familie wählte, ist „Houtstek“. Das wiederum bedeutet „Holz schneiden“. Der Name “Houtstek” bedeutet für die Familie die Bezeichnung ihres holzlastigen Wohlfühl-Gartens, ihres Zuhauses. Tatsächlich gibt es auf dem Areal neben vielen anderen Habitaten auch einen Waldgarten, mit Benjeshecke und verschiedenen aus Holzschnitt aufgeschichteten Holz-Haufen.

Vom schmalen Seitengarten bis zum Waldgarten von “De Houtstek”

Die vorhandene Gehölzstruktur wurde von der Familie van der Hout ebenso genutzt, wie bereits vorhandene Stauden, hauptsächlich sogenannte Stinsenpflanzen. So entstand ein natürlich anmutender, vielfältiger Garten, angelegt mit unterschiedlichsten Habitaten.

Geht man vom Eingangsbereich direkt vor dem Haus nach rechts und folgt dem Hausweg, erkennt man besondere Gehölze, eine dichte Unterpflanzung, erste Keramiken, von der Head Gardenerin selbst gefertigt und erwerbbar, sowie speziell in diesem Gartenteil früh blühende, in die Hecke integrierte Rosen, die zu meiner Besuchszeit bereits blühen und deren Duft mich bis nach hinten begleitet. Diese Rosen im Gartenbereich entlang der Straße, sind einmalblühende historische Rosen, die sehr üppig, herrlich duftend blühen. Unter anderem finden sich hier die Damaszenerrose, Rosa damascena ‘Celsiana’, Rosa alba ‘Belle Amour’, Rosa gallica officinalis, die Essigrose und Rosa gallica ‘Charles de Mills’.

An der anderen Hausecke öffnet sich der Garten dann auf seine volle Breite. In den Rasen eingestreute Mixed Border, Bauminseln mit Solitären von Schneeball (Viburnum) oder Etagenhartriegel (Cornus) mit einer dichten Stauden-Unterpflanzung; Keramik- Kunstobjekte und Sitzmöglichkeiten begleiten mich bis nach hinten zum Waldgarten, der abschließend ebenfalls die ganze Grundstücks-Breite vereinnahmt.

Vögel, Schmetterlinge, Wildbienen und andere Insekten fühlen sich in diesem Areal sehr wohl. Auch Maulwürfe schauen regelmäßig nach dem Rechten. Ich weiß nicht, ob die tierischen Gartenbesucher auf Kunst stehen, mir gefallen die Objekte im Garten jedenfalls sehr gut.

Immer wieder laden Bänke oder Sitzgruppen dazu ein, Platz zu nehmen und die blühende Gartenlandschaft zu genießen. Vor dem Waldgarten gibt es sonnige Rasenflächen, die einen starken Kontrast zum Schattengarten darstellen. Die eingestreuten Beete bringen Schwung und Großzügigkeit in den Garten. Die Metallkunst im Garten stammt übrigens von Peter Scheedler.

Der Gartentraum in De Houtstek zeigt sich durchgehend nach dem Motto: “Es wird durchgeblüht.” Dank der dichten und vielfältigen Bepflanzung ist das keine Zauberei. Im Waldgarten umschmeicheln die Blüten von Symphytum, Beinwell, Allium, Bärlauch, Hyacinthoides, Hasenglöckchen und Dicentra, Tränendes Herz, frühlingshaft die Baumstämme, die auch frisch belaubt, noch etwas Sonnenlicht auf den Boden senden.

Ab Ende Mai wirken dann hauptsächlich die unterschiedlichen Blattstrukturen. Kleine Storchschnäbel, oder auch Waldmeister lassen sich jedoch nicht durch das Blätterdach im Waldgarten stören und leuchten aus dem Blattgrün heraus. De Houtstek fühlt sich seinem Namen wirklich verpflichtet, so finde ich im Randbereich des Waldgartens besonders schöne Benjeshecken. Thea erzählt dazu im kleinen Video-Interview, das Erna de Wolff freundlicherweise für mich aufgenommen hat und das Ihr gerne anklicken könnt, folgendes:

Die Totholzhecken bilden eine attraktive Möglichkeit, Insekten und Kleinsäugern wertvollen Lebensraum und ein geschütztes Zuhause anzubieten. Und warum sollte man so einen wertvollen Rohstoff wie Holz nicht vielfältig im eigenen Garten belassen?

Ich fühle mich sehr wohl im Waldgarten und mag eigentlich gar nicht in die Sonne hinausgehen. Irgendwie warte ich auf die Begegnung mit einer Blumenelfe oder einem Verwandten meines Zwobels aus Wurzerlsgarten.

Aber dann möchte ich doch weiter, ich weiß, es gibt auf der anderen Seite einen Teichgarten und mich interessiert, ob auch dort Stinsenpflanzen angesiedelt wurden.

Was sind Stinsenpflanzen – Stinzenpflanzen?

Nun ist mir dieser Begriff, den ich von Süddeutschland her nicht kenne, schon mehrmals in Norddeutschland und den Niederlanden begegnet. Es wird Zeit, ihn zu erklären. Schneeglöckchen, Blausterne, Schneeglanz, Winterlinge, Krokusse, Märzenbecher, Buschwindröschen, Lerchensporne, Sommer-Knotenblumen, Hasenglöckchen, wilde Narzissen, Schachbrettblumen, Nickende Vogelmilch, Maiglöckchen, Aronstäbe und andere Stauden wurden schon seit dem Mittelalter von Menschen in ihre großen Gärten und Parks gebracht. Gepflanzt wurden gerne Besonderheiten, die natürlicherweise nicht in der heimischen Umgebung vorkamen. Das friesische Wort “Stins” bedeutet “Steinhaus”. Das wiederum zeigt, dass es sich um Gartenanlagen rund um Burgen, Schlösser, oder Landhäuser gehandelt hat, denn der “Kleine Mann” baute nicht mit Stein, sondern mit Holz.

Geranium phaeum, eine Stinzenpflanze in ehemaligen Burg- und Schlossanlagen.

Geranium phaeum – Brauner Storchschnabel

Da ich mich nun in meinem Garten besser auskenne als an der Nordseeküste, möchte ich Euch ein praktisches Beispiel aus Wurzerlsgarten zeigen. Mein erster Storchschnabel im Garten war das Geranium phaeum. Das war lange, bevor die Sorten desselben mit mehrfarbigen Blattmustern und gefüllten Blüten aktuell wurden. In der Nähe meines Wohnortes befindet sich die Burg Elkofen. Ich staunte nicht schlecht, als ich bei meinem ersten Spaziergang dorthin, im verwilderten Burggraben den Braunen Storchschnabel fand. Dieses Aha-Erlebnis wiederholte sich in den letzten 45 Jahren immer wieder in freier Natur, wo sich nachweislich ursprünglich eine Burg oder ein Schloss befunden hatte, evtl. noch Ruinen vorhanden waren, oder auch in aufgelassenen, verwilderten früheren Parks und Gärten. Also kann ich mich rühmen, auch so eine hochherrschaftliche Stinsenpflanze, nämlich den Braunen Storchschnabel zu besitzen, der offensichtlich in früheren Zeiten bei den Burgfräulein sehr beliebt war.

Vom Waldgarten über den Teich an das andere Gartenende von “De Houtstek”

Ich komme an mehreren Sitzplätzen, der Haus-Terrasse und einem offenen Gartenhäuschen vorbei. Neben der Terrasse ist ein kleiner Topfgarten platziert und siehe da, ich entdecke Akeleien, auch sie sind Stinsenpflanzen in Groningen. Sie kommen ursprünglich aus Süddeutschland und West- und Osteuropa, waren aber ebenso seit dem Mittelalter in Burg- Schloss- oder Landhausgärten in ganz Deutschland und Nordeuropa angesiedelt worden.

Der Garten öffnet sich erneut zu seiner ganzen Breite. Eine Gruppe Iris sibirica ‘Perry’s Blue’ kündigt die Teichnähe an.

Schon früh im Jahr scheint das Teichufer von “De Houtstek” zugewachsen zu sein. Dichte Bepflanzung ist das Zauberwort, das für Biodiversität bei wenig Arbeitsaufwand steht. Die Pflanzen wachsen kräftig und die Stauden-Auswahl ist für einen Teichrand etwas ungewöhnlich, aber sehr attraktiv. Viele Farne entdecke ich, aber auch Iris und Euphorbien.

Griffiths Wolfsmilch leuchtet in der Sonne mit den Farnwedeln um die Wette. Das ist eine sehr aparte Kombination, die mir außerordentlich gut gefällt. Gegenüber bildet Iris sibirica ‘Perry’s Blue’ einen sehr gefälligen Kontrast.

Wildtulpen, Günsel, Lungenkraut, echte Schlüsselblumen und die Obstbaumblüte begleiten mich an das andere Gartenende, das mit einigen Gehölzen eine gute Abgrenzung mit Blick in die ebene Landschaft hinaus gestattet.

Immer wieder präsentieren sich die geschmackvollen Keramiken von Thea, Totholzhaufen und blühende Staudengruppen, wie dem Bärlauch, Allium ursinum, der schon früh im Jahr Besuch von einem Rapsweißling erhält.

Groninger Blumenzwiebelrundreise / Groninger Bloembollen Route

De Houtstek nimmt seit dem Jahr 2021 mit großer Begeisterung an der Groninger Blumenzwiebelrundreise / Groninger Bloembollen Route teil. Da der Garten ökologisch bewirtschaftet wird, werden dafür Bio-Blumenzwiebeln ausgewählt, mit denen der Galanthus-Bestand und andere Vorfrühlings- und Frühlings-Zwiebeln jährlich erweitert wird.  

Galanthus nivalis 'Flore Plena', Wurzerlsgarten

Die ersten Termine am letzten Sonntag im Februar und am ersten Sonntag im März sind die Schneeglöckchentage (Galanthus).

Der dritte Sonntag im März blüht unter dem Motto: „Krokus-Sonntag“.

De Houtstek, Thea en Ed van der Hout, Blijham, Groningen, NL

Die beiden letzten Sonntage im April zeigen die größte Vielfalt an Frühlings-Geophyten mit den Schwerpunkten Narzissen und Tulpen.

De Houtstek, Thea en Ed van der Hout, Blijham, Groningen, NL

Die Narzissen und Tulpen fotografierte ich am 21.4.2024 im Garten “De Houtstek”. Das Galanthusfoto ist dagegen eine “Leihgabe” aus Wurzerlsgarten, da ich die winterlichen Gärten im Norden so früh im Jahr noch nicht besucht habe. Weitere, aktuelle Daten für 2025 entnehmt Ihr bitte der Website “Het Tuinpad Op”, sie führt Euch direkt auf die Terminbekanntmachungen:

https://www.innachbarsgarten.de/schneeglockchensonntage-blumenzwiebelrundreise-in-groningen-agd27-de

Die Anfangsseite von “In Nachbars Garten / Het Tuinpad op” kann folgendermaßen aufgerufen werden:

https://www.innachbarsgarten.de in deutscher Sprache

https://www.hettuinpadop.nl in niederländischer Sprache

Diese großartige Seite und einige der Hauptprotagonisten möchte ich Euch gerne nächsten Freitag nahebringen, damit Ihr seht, wie bequem und einfach Ihr dort Gärten heraussuchen, Routen zusammenstellen und immer die aktuellsten Event-Daten bekommen könnt. Mich begleitet diese Website schon seit einigen Jahren.

De Houtstek, Thea en Ed van der Hout, Blijham, Groningen, NL

“De Houtstek” – Thea und Ed van der Hout

Adresse: 9697 XN Blijham, Bouwteweg 2, Groningen / Niederlande

Kontakt: tel. 0597-434789, e-mail: edentheavanderhout@gmail.com

Info: www.dehoutstek.blogspot.nl

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11 Kommentare

  • Maria Heiß sagt:

    Sehr ausführlich mit viel Fachwissen vorgestellt !

    • Das Wurzerl sagt:

      Herzlichen Dank liebe Maria, aber die meisten Gärten, die ich besuche, stellen sich durch ihre individuelle Einzigartigkeit ganz von alleine vor. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl

  • Christa Schroth sagt:

    Natürlich war ich Dabei liebe Renate . Aber ich konnte mich hauptsächlich an die schön Kunst erinnern und dann auch an den Teich und das Drumherum. Der Name des schönen Gartens war mir entfallen . Und ich hatte ganz andere Fotos gemacht. Hihi jeder sieht einen Garten anders

  • Erika Elferink sagt:

    Ein wunderschöner Garten, und natürlich wieder toll beschrieben und dargestellt. Da kann man sich bestimmt wohlfühlen. LG Erika

  • Nicole Krause sagt:

    Ein traumhaft natürlich angelegter Garten, so vielfältig und so verzaubernd, so liebevoll und harmonisch wurden kleine Hingucker eingebunden. Ein Garten, in dem sich Mensch und Tiere wohlfühlen, in dem es immer etwas zu entdecken gibt, danke für die tolle Vorstellung.

  • Hallo Renate,
    ich liebe solche Beete mit Blumenzwiebeln wie Lauch und Narzissen. Warst du mal dort, nachdem der Bärlauch eingezogen ist? Das würde mich interessieren, ob es einen Trick gibt, wie auch nach der Invasion der Bärlauchblätter noch etwas wächst. Ich probiere da schon länger mit rum, aber mehr als wintergrüne Farne hat noch nicht funktioniert.
    VG
    Elke

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