Panaschierte Pflanzen im Netzwerkgarten Marita Eichler

Marita Eichlers Netzwerkgarten und ihre Sammlung panaschierter Pflanzen

Im vorderen Gartenteil

Der Garten mit der panaschierten Pflanzensammlung ist das Lebenswerk von Familie Eichler in Bad Fallingbostel und als solches Teil im Netzwerk Pflanzensammlungen. Bad Fallingbostel befindet sich im Heidekreis von Niedersachsen. Der einstige Kurort liegt im südwestlichen Teil der Lüneburger Heide. Das Stadtgebiet ist in einer fruchtbaren Geestlandschaft, geformt in der vorletzten Eiszeit und von einer mehreren Meter mächtigen Grundmoräne unterlagert. Die vielen Findlinge, die auf den Ackerflächen rund um die Stadt gefunden wurden, dienten unter anderem als Großsteingräber, die teilweise 5000 Jahre alt sind. Im Tietlinger Wacholderhain befindet sich das “Lönsgrab” des Heidedichters Hermann Löns. In der Dorfmark, Bad Fallingbostel steht eine 1000-jährige Linde. Für all diese interessanten Details bleibt mir keine Zeit, ich möchte dem Garten von Marita und Hans-Joachim Eichler, die wie ich zum Netzwerk Pflanzen-Sammlungen gehören, einen Besuch abstatten.

Parthenocissus quinquefolia gelbgrün panaschiert – Netzwerk-Schild – Hedera helix gelbgrün panaschiert

Häufig werde ich gefragt: “Was ist das – das Netzwerk Pflanzensammlungen?”. Es handelt sich hierbei um einen Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen und wird durch das Bundessortenamt, mit Sitz Hannover, koordiniert. Die Aufgaben sind vielfältig und beginnen damit, private Pflanzensammlungen auf einer gemeinsamen Plattform zu vernetzen. Die Panaschierte Pflanzen-Sammlung vom Ehepaar Eichler und meine Akeleien in Wurzerlsgarten sind nur zwei kleine Teile dieses Netzwerks. Die Vielfalt der genetischen Ressourcen in Deutschland werden dabei vom Netzwerk dokumentiert, für gefährdete Pflanzensammlungen werden Paten und Patinnen gesucht. Dadurch sichert und bewahrt diese Einrichtung seltene Pflanzensammlungen auch für zukünftige Generationen und hält den Kreislauf für den Erhalt von Zierpflanzenvielfalt am Laufen. Ursprünglich ins Leben gerufen wurde das Netzwerk durch ein Projekt der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V. und in den ersten Jahren auch von ihr betreut.

Am 06. Februar 1993 bezogen Marita und Hans-Joachim Eichler ein kleines Haus, mit 45 qm Grundfläche. Es blieben gut 1028 qm übrig, um den Garten anzulegen. Schon im Vorgarten ist man erstaunt, wie vielfältig, liebevoll gestaltet und schön alles bepflanzt ist. Ein Topfgarten, der sich quer in den Weg stellt, animiert den Besucher, dem Holzweg über den Teich hinweg auch in die Randbereiche des Vorgartens zu folgen.

Marita Eichler hatte von Anfang an eine Vorliebe für panaschierte Pflanzen. Als Mitglied der GdS, Gesellschaft der Staudenfreunde e.V., fand sie schnell Bezugsquellen zu seltenen panaschierten Staudenexemplaren. In den Baumschulen im Umkreis entdeckte sie immer wieder neue interessante, panaschierte Gehölze. Vom ersten Moment an arbeitete das Ehepaar Eichler nach dem Prinzip: “right plant – right place”. Das bedeutet im Vorgarten, die Sumpfpflanzen gehören ans Wasser, die Sukkulenten beziehen Zinkwannen und -kübel mit entsprechend wasserdurchlässigem Substrat. Reizvoll ist die außergewöhnliche, gegensätzliche Kombination auf jeden Fall.

Beim Durchschreiten des Tores, zwischen Haus und Garage, das mit der blühenden Kletterhortensie, Hydrangea petiolaris, umrahmt ist, treffe ich auf die sympathischen Eheleute, die ich seit 2016 kenne. Dieses Jahr bin ich schon Anfang April in der Lüneburger Heide. Da zu dieser Zeit noch nicht alle Gehölze und Stauden voll entwickelt sind, habe ich auch einige Fotos früherer Besuche im Sommer in diesem Beitrag verwendet, um die Schönheit des Gartens richtig wiedergeben zu können. Stephanie Steinwede, die mich dieses Mal begleitet, ist so lieb, mir das Video zu machen. Stellt also gerne den Ton laut und klickt auf das Foto und lernt Marita und Hans-Joachim persönlich kennen.

Im hinteren, großen Gartenbereich

Als ich durch das Tor nach hinten gehe, wird mein Blick direkt auf eine weitere Teichlandschaft gelenkt. Geschickt haben Eichlers mit Durchgängen, Holzwänden und Gehölzsolitären dafür gesorgt, dass der Garten nicht im Ganzen einsehbar ist. Aber, er macht neugierig, alles genau zu betrachten und immer weiterzugehen. In keinem der drei Teiche gibt es Fische, was Fröschen, Kröten, Molchen und Kleinlebewesen das Leben um einiges leichter macht.

Das Ufer rund um den hinteren Gartenteich ist genauso ungewöhnlich, wie im Vorgarten. Aber hier sind es auffällige Kleingehölze, einschließlich einem Großbonsai, die als Solisten oder integriert in Mixed-Bordern dem vorderen Bereich Farbe und Charakter verleihen.

Das Häuschen am Ende des Teichbereichs ist von vielen Stellen im vorderen Garten-Bereich aus, ein Eye-Catcher, der die Hausfarbe widerspiegelt. Es ist einer meiner liebsten Plätze, darum muss ich Euch hier gleich drei Fotos zeigen.

Ich fühle mich im Teichbereich immer sehr geborgen, genauso wie im Querabschnitt, auf den ich treffe, als ich auf der rechten Seite nach hinten gehe. Dort erwartet mich eine der Holz-Pergola-Durchgänge, mit Glaskugeln bestückt, in den Farben des Himmels, als wäre dieser einfach heruntergezoomt worden.

Hinter dem Glaskugel-Durchgang erreiche ich den Gemüsegarten. Vier Hochbeete, je Zwei stehen der Länge nach hintereinander, sind mittig und rundherum gut begehbar und bearbeitbar. Der grüne Bogen lädt ein, sich diesen Gartenbereich von nahem anzusehen. Unmittelbar davor befindet sich die “Kleine Gärtnerei”. Das Holzhäuschen verbessert das Kleinklima auf den Hochbeeten beträchtlich.

Im Arbeitsbereich herrscht gärtnerische Ordnung. Überall finden sich panaschierte Kostbarkeiten, Besonderes wird gerne im Topf gepflanzt und beobachtet, bevor es den endgültigen Platz bekommt. Die liebevollen Dekorationen, denen ich immer wieder begegne, verleihen dem Garten eine urgemütliche Atmosphäre. Auf keinen Fall gibt es im Garten “Unruhe wegen zu vieler panaschierter Pflanzen”! Das ist tatsächlich eine gestalterische Meisterleistung.

Trotz der großen Leidenschaft für panaschierte Pflanzen liegt der Fokus von Marita und Hans-Joachim auch sehr auf dem Naturschutz. Den Komposthaufen haben Nashornkäfer für sich entdeckt. Nisthilfen für Vögel sind im Garten verteilt. Blindschleichen, Igel und viele Gartengäste mehr finden hier Unterschlupf. Drei große Wildbienen-Wände unterschiedlichster Art sind im Angebot. Für die “Schornsteinwespen” wurden extra einige Lehmziegel besorgt. Das Angebot an nektarreichen Pflanzen ist groß. Und…, sehr wichtig, im Garten wird durchgeblüht!!! Das erreicht das Ehepaar Eichler spielend dank ca. 600 buntlaubiger Sorten.

Das “Durchblühen” beginnt pünktlich, wenn die ersten Wildbienen, wie Hummeln, ab 5 Grad plus anfangen zu fliegen. Unzählige Zwiebelgewächse zeigen sich ab Februar zwischen den noch blühenden Christrosen, denen die Lenzrosen folgen. Lungenkraut, Leberblümchen und Anemonen in mehreren Sorten begeistern die ersten fliegenden Insekten durch ihre Anzahl. Nach und nach zeigen sich die späten Frühlingsblüher, die Frühsommer- und Hochsommerstars, die nahtlos in die Herbstblüte hineingleiten und ihre Nektarbar erst zum Jahresende schließen. Gattungen, die Marita besonders liebt, sind Galanthus, Hepatica, Efeu, Helleborus, Heuchera, Phlox, Hosta, Sempervivum und Staudenraritäten in panaschierter Form. Ilex, Choisya, Ginkgo, Rosen, Linde, Eiche, Buche und Kastanie sind neben Ahorn ihre panaschierten Gehölzfavoriten.

Trillium chloropetalum var. rubrum, Waldlilie – Ilex altaclerensis ‘Ripley Gold’ – Trillium grandiflorum

“Wie ist das möglich” fragt Ihr Euch? 600 verschiedene Pflanzen, darunter eben auch eine stattliche Anzahl Gehölze auf knapp 1000 qm! Natürlich ist hier eng an eng gepflanzt, nackte Erde sieht man nur vor dem Pflanzenaustrieb im Vorfrühling. Ein weiterer Punkt ist das völlige Fehlen eines Rasens. Das Schaffen von Ruhepolen erreichen Eichlers mit der Wasseroberfläche der drei Teiche. Damit der Garten nicht zum totalen Dschungel wird, greift Marita regelmäßig zur Gartenschere. Man könnte meinen, ihre Leidenschaft zu den panaschierten Pflanzen würde durchgehend für Unruhe sorgen. Aber das ist nicht so. Die Harmonie im Garten ist einfach mit etwas prickelnder Spannung durchzogen, was ihn zu einem noch beeindruckenderen Erlebnis werden lässt.

Marita Eichler hatte nie ein Konzept für ihre Gartengestaltung. Als sie anfing, eliminierte sie lediglich eine Doppelreihe Fichten, eine vernachlässigte Ligusterhecke und viel Wiese, die bei der Übernahme im Garten waren. Ihr Ziel, viele Pflanzen zu sammeln, um für die nächste Generation die Vielfalt derselben zu dokumentieren, hat sie bravourös erreicht. Ihre panaschierten Lieblinge sind fast auf jedem Quadratmeter Garten zu entdecken und sie sind tatsächlich so stimmig kombiniert, dass keine Disharmonie oder Unruhe beim Betrachter aufkommt. Der Garten strahlt die gleiche Verspieltheit und Fröhlichkeit aus, wie die Gärtnerin Marita und ihr grün-lila gestrichenes Haus. Ich würde wirklich zu gerne einmal die tausende zählenden, blühenden Elfenkrokusse sehen, deren gleicher Farbton zusammen mit den lila gestrichenen Fensterläden eine traumhafte Visitenkarte bildet.

Marita erzählt in ihrem Buch “Über Zäune schauen 2” ganz unbekümmert, dass sie eigentlich gar keine Hostas sammelt, aber irgendwie sind dann doch 170 verschiedene Sorten zusammengekommen. Die Plaudereien in Maritas Buch sind überhaupt so herzerfrischend und unterhaltsam, dass ich es immer wieder mal zur Hand nehme. Dazu stellt sie auch noch 63 weitere Gärten im Bereich der Lüneburger Heide in diesem Fotoband vor. Der erste Band ist seit Jahren vergriffen, aber vom Folgeband gibt es noch Restexemplare zum Sonderpreis, schaut einfach mal in die Buchrezension rein, ob es etwas für Euch wäre und wie ihr das Buch bestellen könnt.

https://www.wurzerlsgarten.de/buecher-schatzkiste/ueber-zaeune-schauen-2/

Ich danke Euch, liebe Marita und Hans-Joachim ganz herzlich, dass ich schon wiederholt bei Euch zu Gast sein durfte und ich erneut im August 2025 mit meiner Traumgartengruppe bei Euch vorbeischauen darf. Über Eure Erlaubnis auf Wurzerlsgarten über Euer Reich berichten zu dürfen, habe ich mich sehr gefreut.

Marita und Hans-Joachim Eichler

Adresse: Bad Fallingbostel, Marienburger Str. 1

Website: https://garten-eichler.jimdoweb.com/

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8 Kommentare

  • Christa Schroth sagt:

    Liebe Renate. Gern denke ich an unseren Besuch bei den Eichlers zurück. Der liebevoll angelegte Garten hat mich in seiner Vielfältigkeit und Schönheit sehr beeindruckt. Dazu das schnuckelige Haus in lila. Einfach herrlich

  • Susanna sagt:

    Wow, die Farben des Hauses gefallen mir genauso gut wie der Garten. Man sieht sofort, dass hier leidenschaftliche Sammler am Werk sind. Herrlich verspielt ist die Pergola mit den Glaskugeln.
    Liebe Grüße
    Susanna

  • Liebe Renate,das ist ja ein beeindruckendes Erlebnis durch diesen Garten zu laufen.Danke für die Vorstellung.Das war eine schöne halbe Stunde für mich an einem trüben Novembertag liebe Grüße Karin 😍

  • Hallo Renate,
    das glaube ich gern, dass man da irgendwann das Sammelfieber bekommt. Ich war auch mal ganz vernarrt in panaschierte Maiglöckchen und Salomonssiegel, die ich in einer Zeitschrift gesehen hatte, konnte sie aber nicht auftreiben. Panaschierter Giersch hat leider nicht überlebt.
    VG
    Elke

  • Nicole Krause sagt:

    Ein wunderschöner Garten für alle Sinne, herrlich natürlich angelegt, so vielfältig. Die panaschierten Pflanzen sind wundervolle Hingucker und machen Lust, sich auch die eine oder andere Pflanze anzuschaffen. Und es gibt überall etwas zu entdecken, so liebevolle Dekorationen fügen sich harmonisch in den tollen Garten ein. Danke für die Vorstellung und den herrlichen Gartenrundgang, liebe Renate.

  • Karin Hilbrenner sagt:

    Interessant, ich mag auch gerne panaschierte Pflanzen. Sie haben etwas besonderes. Den Garten setze ich mal auf mein nächstes Reiseziel und freue mich auf das bunte Haus 👍Viele Grüße Karin

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