Der Ruf der Rose vom Vogelsberg und aus Steinfurth

Die Landschaft am Vogelsberg

Ankommen im Vulkangebiet des Vogelsbergs

Mea culpa, der Trojaner war schuld, ich hatte keine Ahnung, was der “Vogelsberg” ist. Ich weiß noch nicht einmal, dass mein Gastgeber der nächsten drei Tage, Jörg Diebel, den ich in Alsfeld besuche, im größten Vulkangebiet Mitteleuropas wohnt. Auf einer Fläche von ca. 2500 Quadratkilometern befindet sich der erloschene Vulkan und ist sich seiner landschaftlichen Schönheit und seiner geologischen Bedeutung durchaus bewusst.

Ich war ohne Laptop auf meiner Endmoräne der Ahnungslosen gesessen und heilfroh, dass mir Jörg Diebel die Planung für meine Garten- und Rosenschulen-Besuche abgenommen hat. 65 km ist der Durchmesser des Vogelsbergs, der sich mitten in Hessen befindet. Und ich sitze ahnungslos in Alsfeld, mit Ulrike, Petra und Jörg zusammen, vor dem Grill. Der Vulkanismus im Vogelsberg begann vor ca. 19 Millionen Jahren und endete vor etwa 15 Millionen Jahren. Es handelte sich dabei nicht um einen einzelnen Vulkan, sondern um eine große Anzahl von Einzelausbrüchen, Spaltenergüssen und dazwischen längeren, ruhigen Phasen. So entstand die heutige Landschaft am Vogelsberg. Einige ehemalige Schlote aus hartem Basaltgestein sind in der von vielen Ausbruchsstellen geprägten Region erhalten geblieben. Wenn das aufsteigende heiße Magma auf Grundwasser traf, kam es zu schlagartigen Verdampfungen, Trichter wurden in die Landschaft gesprengt, es entstanden Maare (Lava-Seen) oder Schlackenkegel.

Gerne möchte ich das Gebiet des Vogelsbergs noch einmal besuchen und diese spezielle Landschaft, mit dem komplexen System vieler Einzelvulkane, die sich überlagerten, genauer erkunden. Seit ungefähr 15 Millionen Jahren ist der Vulkan inaktiv und erloschen. Bei meinem jetzigen, ersten Besuch umkreise ich das Gebiet in den Randbereichen, um Gärten und Rosenschulen zu besuchen.

Ankommen bei Jörg Diebel und der Besuch von Privatgärten

Jörg Diebel und der Berfhof

Das Navi irrt sich einmal mehr und verzeichnet bei meiner Ankunft satte eineinhalb Stunden Verspätung. Die Kaffeezeit ist vorbei – den Kuchen mampfe ich nach der herzlichen Begrüßung trotzdem auf. Fast in Alleinlage steht das große Anwesen im Berfhof, der zu Alsfeld gehört, da. Es ist hier wunderschön und Jörg hat um seine Gebäude einen stimmigen, zur Landschaft passenden Garten angelegt.

Ulrike schleppt mich gleich zum einzigen direkten Nachbarn, dessen Hühner und Laufenten Nachwuchs haben. Auf der großen Weide gegenüber dem hinteren Garten von Jörg stehen zwei Pferde. Diese Idylle darf ich nun 3 Tage lang zusammen mit meiner Freundin Ulrike Aljets genießen. Wir haben Beide, sowohl von Oberbayern als auch von Ostfriesland aus, über 400 km Anfahrt, ein prima Ort, sich auf fast halber Strecke zu treffen. Ich freue mich schon darauf, Euch diesen Garten, den ich ausnahmsweise bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen fotografieren konnte, später im Detail vorzustellen.

Der Rosengarten von Anita Böhm-Krutzinna in Frielendorf

Am Montag fahre ich mit Ulrike in drei Privatgärten. 2 stehen schon lange auf meiner Besuchs-Wunschliste und ein weiterer wünschte sich als Gewinner bei meinen Adventrätseln in der Traumgartengruppe, meinen Besuch für eine Beratung oder einen Websitebeitrag. Unser erstes Ziel ist der Garten von Anita.

Hier erwartet mich die nächste Überraschung, Anita liebt es nicht nur, alte Historische Rosen mit Geschichte in ihren Garten zu integrieren, sondern sie schreibt auch Bücher für Rosenfreunde, sich selbst und ihre Familie. Ihr neues Fach-Buch, von 2024, über bislang meist unbekannte Rosenzüchterinnen darf ich mitnehmen und ich bin so begeistert, dass ich bald eine Rezension darüber in der Bücherschatzkiste einstellen werde. Während Anita und Ulrike über alte Buchillustrationen fachsimpeln, fotografiere ich das vom Selbstversorger-Garten zum Rosenparadies verwandelte Areal.

Hausgarten Angela Gerke-Repp in Homberg/Efze

Angela und ihr Gatte empfangen uns schon an der Einfahrt. Die Siedlung ist eng getaktet und wird von vielen Einbahnstraßen durchzogen. Der Garten stellt eine gesunde Mischung aus gepflegten Gartenteilen und natürlichen Bereichen dar.

Das ist nicht immer einfach, aber wenn man die naturnahen Bereiche etwas weiter vom Haus entfernt anlegt, kann das eine sehr gute Symbiose darstellen.

Garten Jennifer Adam, Breuna Niederlistingen

Schon lange hatte ich ein Auge auf den Garten von Jennifer Adam geworfen. In meiner Traumgartengruppe hatte sie immer feine, duftige Pflanzkombinationen gezeigt, die mich neugierig machten.

Jetzt endlich liegt der Ort passend in meinem Besuchsradius und ich lerne Jennifer Adam und ihren Garten persönlich kennen. Was für eine Freude, es ist so, als würden wir uns schon lange kennen. Der Garten ist liebevoll angelegt und hat genau die malerischen Farbkombinationen und Blattstrukturen, die ich aus den Fotos kenne. Außerdem entdecke ich ihr Winterhobby, das Malen, das sie übrigens mit nicht wenigen Gärtnerinnen teilt.

Zu Besuch im Rosendorf Steinfurth

Am Dienstag dringt der Ruf der Rose schon fast in meinen Wecker hinein – heute ist der Steinfurth-Tag! Wir werden von Heinrich Schultheis in der ältesten Rosenschule Deutschlands, von Manuel Ruf in der ältesten Bio-Rosenschule Deutschlands und dem Rosenpark Dräger, mit dem großen Schaugarten, erwartet. Bad Nauheim und Steinfurth liegen 35 km nördlich von Frankfurt am Main. Heute konnte ich Jörg Diebel überreden, dass er den Rosen-Tag mit uns zusammen verbringt.

Die älteste deutsche Rosenschule Schultheis seit 1868

Wir haben Glück, die einmalblühenden Rosen sind ja bereits voll erblüht, aber auch die remontierenden Rosen haben sich einen Ruck gegeben und fangen zu blühen an. Heinrich Schultheis, der Senior-Chef erwartet uns vor dem Büro.

Heinrich IV., wie der Seniorchef liebevoll genannt wird hat tatsächlich die Familientradition gebrochen und seinen Sohn Christian genannt. Im Rosenhof Schultheis widmet sich tatsächlich bereits die fünfte Generation um die Anzucht und Vermarktung von Rosen. Etwa 950 Rosensorten sind im Verkaufs-Sortiment vertreten. Da bleibt kein Platz für einen Schaugarten.

Älteste Bio-Rosenschule Ruf

Die Rosenschule Ruf existiert seit vier Generationen. 1994 wurde der Betrieb auf den biologischen Anbau umgestellt. Seit dem Sommer 2022 wird die Bio-Rosenschule von Manuel Ruf und Barbara Kretz geleitet.

Manuel hat mittags Chauffeurdienst und nachmittags kommt eine Busgruppe. Also nutze ich das noch leere Gelände zum Fotografieren. Am späten Nachmittag kommen wir wieder und Manuel Ruf beantwortet charmant und fachlich versiert unsere Fragen. Er nimmt mich auch noch mit auf das Rosen-Pflückfeld und erzählt mir, dass die Rosen schon seit über 30 Jahren auch in kultureller und kulinarischer Hinsicht genutzt werden.

Der Rosenpark Dräger

Die Verkaufsflächen auf der großen Rosenterrasse sind übersichtlich sortiert und jeder findet schnell, was er sucht. Im Hintergrund ist der Rosenshop. Ich möchte mir den Schaugarten ansehen, der eine Treppe abwärts tiefer angelegt ist. Schön ist der Blick von der Verkaufsterrasse.

Noch besser ist es, durch die Themenbeete zu spazieren und sich im Herzstück des Schaugartens, im Stammrosengarten, unterpflanzt mit Salbei und Katzenminze, zu verlieren. Der Schaugarten spricht alle Sinne eines Rosenfreundes an. Man braucht Zeit, durch ihn hindurchzuschlendern.

Abendessen in Alsfeld und ein letzter Garten am Abreisetag

Am letzten Abend laden wir unseren Gastgeber Jörg Diebel zum Abendessen in Alsfeld ein. Als Vorspeise gönnen wir uns einen kleinen Spaziergang durch die Altstadt mit den schönen alten Fachwerkhäusern. Der staatlich anerkannte Erholungsort im mittelhessischen Vogelsbergkreis gelegen, befindet sich in der Nähe des Berfhofs, dem Zuhause von Jörg.

Bereits vor 800 Jahren erhielt Alsfeld das Stadtrecht. Die Stadt war vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit ein bedeutender Wirtschaftsplatz, was durch die zentrale Lage an einer Handelsstraße bedingt war. Die Verheerungen während des Dreißigjährigen Krieges und die Verlagerung der Handelsrouten verursachten wirtschaftliche Verluste. So blieb das Stadtbild mit über 400 Baudenkmälern weitgehend erhalten. Seit 1975 darf die Stadt den Titel “Europäische Modellstadt” tragen. Dieser wurde ihr im europäischen Denkmalschutzjahr verliehen.

Waldgarten Dieter und Bea Nern

Am nächsten Morgen weint der Himmel. Ulrike und ich wollen trotzdem noch den letzten, geplanten Garten, vor unserer Heimreise sehen. Jörg begleitet uns auch in den Garten von Dieter und Bea Nern.

Nein, es ist nicht leicht, in einem Waldgarten bei Regen zu fotografieren. Ich möchte eigentlich in die Baumwipfel hineinhalten, aber dann ist mein Objektiv nass. Trotzdem versuche ich schöne Motive zu finden, ohne die Heimfahrt völlig durchnässt antreten zu müssen. Nach einer sehr netten Unterhaltung eisen wir uns dann wirklich los und treten in die Richtungen Norden und Süden unsere Heimfahrten an. Ich freue mich schon, Euch die einzelnen Stationen später in Wurzerlsgarten vorstellen zu dürfen.

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