Ich wollte eine Zaubernuss !!!
Es gibt ja schon einige Art- und Gattungs-Vorstellungen in Wurzerlsgarten von Stauden und Annuellen. Es wird Zeit, dass ich mich endlich um meine geliebten Gehölze kümmere. Den Anfang macht hierbei eine Gattung, die im Garten zu mehreren Jahreszeiten eine starke Präsenz zeigt.
Hamamelis x intermedia ‘Brandes’ – Hamamelis x intermedia ‘Carmine Red’ – Hamamelis x intermedia Rubin
Es geht um die Zaubernuss! Warum ich sie immer noch nicht im Garten habe? Mein Garten ist klein und voll! Wenn ich Wünsche habe, muss ich auf einen Platz warten, oder eine andere Pflanze entfernen. Im Fall der Hamamelis ist die Pflanzstelle seit einigen Jahren vorgesehen, aber noch anderweitig besetzt! Vor Jahren stand mein Euonymus europaeus ohne Blätter da. Im Jahr darauf kamen zwar Blätter, aber keine Blüten, dadurch keine Pfaffenhütchen, die typischen Früchte dieses Kleinbaumes. Wieder ein Jahr später entdeckte ich direkt am Stamm einen Baumschwamm – aber, Totgesagte leben länger! Er steht immer noch da, mit Blättern, Blüten, Früchten und ich warte ab.
Mit dem Gedanken im Hinterkopf, mich mit dieser Gattungsvorstellung so über das Zaubernuss-Angebot der Baumschulen zu informieren, quasi mir so nebenbei gleich meine Wunsch-Hamamelis auszusuchen und diese evtl. Anfang Juni gleich aus dem Ammerland mitzubringen, begann ich also für diesen Beitrag zu recherchieren. Die Fotos der Blüten entstanden im Frühlingsgarten des Botanischen Gartens in München, die Blattfärbungen im Herbst fand ich im Staudensichtungsgarten Weihenstephan in Freising. Zwei Blüh-Fotos hat Tanja Bohlken beigesteuert.
Nach der Fertigstellung dieses Beitrages, bin ich nun davon überzeugt, dass ich den vorgesehenen Platz anderweitig vergebe. Die Hamamelis sollte mein erstes winterblühendes Gehölz werden. Im Zuge des Klimawandels und den häufiger und extremer werdenden Temperaturschwankungen, bis hin zu 20 Grad auf einer Sonnenterrasse Ende Dezember, brauche ich dringend für die zu früh aufwachenden Insekten ein üppig blühendes Gehölz, das von Januar bis März eine gute Bienenweide darstellt.
Die Zaubernuss hat gegenüber anderen Winterblühern, wie z.B. dem Winterschneeball, einen Vorzug, die Blüten erfrieren nicht, sondern rollen sich ein, um bei milderen Temperaturen sofort wieder weiterzublühen. Andere Winterblüher frieren dann zurück und es dauert, bis erneut Nahrung für Bienen zur Verfügung steht. Also alles klar? Nein, leider nicht, die Hamamelis mit dem vasen- oder trichterförmigen Habitus kann eine adulte Krone mit bis zu vier Metern Breite bilden. Das bedeutet, alle meine schmalen Zaun-Beete kommen gar nicht infrage. Dieses wunderbare Gehölz braucht dringend eine Einzelstellung und viel Platz, um zu wirken. Und ich komme immer mehr zu der Überzeugung, dass die Zaubernuss zwar uns Menschen im Winter verzaubern kann, aber als Bienen-Weide scheint sie eher nicht infrage zu kommen. Verliebt bin ich trotzdem und werde mal im Ammerland Ausschau halten, ob es nicht eine kleinere kompakte Sorte gibt, die für einen großen Kübel auf der Terrasse geeignet wäre.
Auf jeden Fall habe ich mich inzwischen so intensiv mit den Zaubernüssen beschäftigt, dass ich Euch die Gattung gerne etwas näherbringen möchte. Vielleicht habt Ihr einen größeren Garten als 180 qm? Vielleicht seid Ihr gerade auf der Suche nach einem spektakulär herbstfärbenden und attraktiv winterblühenden Gehölz? Na, dann schauen wir uns die Hamamelis doch einfach einmal gemeinsam an! Vielleicht sind sie imstande, auch Euch zu verzaubern.
Hamamelis x intermedia ‘Rot Bruns’ – Hamamelis xintermedia ‘Carnea’ – Hamamelis x intermedia ‘Rubinstar’
Hamamelis Gattungs-Porträt
1753 wurde der Gattungsname Hamamelis von Carl von Linné das erste Mal veröffentlicht. Hamamelis kommt in nur fünf Arten, drei im Osten Nordamerikas und zwei in Ostasien, in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel vor.
Asien:
Hamamelis japonica, die Japanische Zaubernuss, blüht in Gelb mit relativ geraden Blütenfäden.
Hamamelis japonica ‘Arborea’, ist starkwüchsiger als die Art, aber weniger verzweigt. Sie schmückt sich mit zahlreichen gelben Blüten.
Hamamelis mollis – die Chinesische Zaubernuss blüht von Januar bis März großblumig, goldgelb. Im Herbst ist auch der Blattschmuck goldgelb gefärbt.
Aus den beiden asiatischen Arten, die beide großblumig sind, ist eine für die Zucht wichtige Hybride entstanden:
Hamamelis x intermedia – In den Baumschulen findet man häufig Hybriden der beiden Naturarten H. japonica x H. mollis. Sie tragen die Bezeichnung Hamamelis x intermedia. Empfohlene Sorten folgen am Ende dieses Beitrages.
Nordamerika:
Hamamelis ovalis, erst 2006 wurde sie im amerikanischen Bundesstaat Mississippi zuerst beschrieben.
Hamamelis vernalis, die Ozark-Zaubernuss aus dem Süden und Südosten der USA ist kleinblütig, rötlich, spätblühend und duftend.
Hamamelis vernalis ‘Washington Park’ ist eine spät blühende (Ende Februar-Anfang April) Zaubernuss. Die kleinen, purpurrötlichen Blüten erscheinen schon reichlich an jungen Pflanzen, können aber nicht mit den H. x intermedia Hybriden konkurrieren. Das aber kann auf jeden Fall die Intensität der Herbstfärbung, die mit einem Strauch “Indian Summer” in jede Gartenecke zaubert. Das Foto der Blüte hat mir dankenswerterweise Tanja Bohlken geschickt.
Hamamelis virginiana L.,die Virginische Zaubernuss blüht als einzige bereits im Herbst, mit schwachem Duft. Als Heilpflanze wird sie intensiv genutzt. Dank der zu gewinnenden Arzneidrogen Hamamelidis aqua, cortex und folium, die blutstillend und entzündungshemmend wirken, spielt sie in der Medizin eine nicht unwichtige Rolle.
Wertvoll sind die Zaubernüsse allein schon durch ihre Eigenschaft, dass sie, abgesehen von Hamamelis virginiana, durchweg Winterblüher, meist zwischen Dezember und Februar sind. Sommergrün, verabschieden sich die Blätter nach einer spektakulären Herbstfärbung, um in der Regel nach der grünlichen, gelben, orangen, roten oder braunroten Blüte, erneut auszutreiben.
Standort und Habitus
Einige Ansprüche stellt die Zaubernuss tatsächlich an ihren Platz. Er sollte möglichst sonnig und windgeschützt sein. Dazu wünscht sie sich lockeren, humosen Boden, der nie ganz austrocknet. Es ist wichtig den optimalen Standort sofort zu finden, gerade, weil die adulte Pflanze, mit dem Entstehen der trichterförmigen Krone immer mehr Platz benötigt und nicht besonders schnittverträglich ist.
Ein Solitär-Platz, der im Winter gut vom Haus aus zu sehen ist, oder an dem man im Eingangsbereich oft vorbeigeht, ist der ideale Standort für Hamamelis, um alle ihre Vorzüge in der kälteren Jahreszeit genießen zu können. Schafft man mit einer immergrünen Hecke eine passende Kulisse, dann sind die Blüten, aber auch die Herbstfärbung der Blätter ein doppelter Genuss.
Nach der Blühzeit ähnelt das Erscheinungsbild der Zaubernuss der Haselnuss, Corylus avellana, darum nennen sie die Briten auch “Hexenhasel”. Mit 2 bis 4 Metern Endhöhe wächst sie erst sparrig aufrecht, später bildet sich eine trichter- oder vasenförmige, teilweise sehr ausladende Krone. Im Laufe der Zeit wird ihr Habitus immer malerischer und wenn sie die gewünschte Einzelstellung hat, ist sie während des Winter-Halbjahres ein prachtvoller Anblick. Die ersten Jahre allerdings verlaufen etwas stockend, bis das Gehölz gut eingewachsen ist. In dieser Anfangsphase empfiehlt es sich auch, noch auf eine Unterpflanzung zu verzichten, später sind konkurrenzschwache, am besten immergrüne Bodendecker wie Waldsteinia ternata oder Vinca minor angenehme Begleiter.
Der Winterblüher schützt sich gegen Frost mit dem Einrollen der fadenförmigen Blütenblätter. Sobald die Witterung wieder milder wird, entfalten sie sich erneut und zeigen ihre Farbenpracht über viele Wochen.
Falls das Frühjahr oder der Sommer, wie in den letzten Jahren, lange Trockenphasen bringt, so braucht die Zaubernuss unsere Unterstützung, die möglichst mit Regenwasser (kalkfrei) erfolgen sollte. Reifer Kompost mit Hornspäne im Wurzelbereich ist im Frühjahr sehr erwünscht. Wer gegen das Austrocknen mit Rindenhumus mulcht, muss diesen vor der Düngung natürlich entfernen.
Empfehlenswerte Hamamelis-Sorten:
Die Hybriden von Hamamelis x intermedia sind attraktive, großblumige Winterblüher. So beschäftigen sich mehrere Pflanzenzucht-Zentren, z.B. Hillier Nursery, Großbritannien und das Kalmthout Arboretum in Antwerpen, sowie deutsche Gärtnereien z.B. im Ammerland mit der Züchtung und Auslese guter neuer Sorten. Vielleicht verliebt Ihr Euch ja in die eine oder andere der folgenden Sorten:
Hamamelis x intermedia ‘Angelly’ – wurde, wie die folgende ‘Aphrodite’, von van Heijningen in den Niederlanden selektiert. ‘Angelly’ ist mit einem nicht aufdringlichen Gelbton reich- aber spätblühend. Sie zeigt im Habitus mehr die schmale Vasenform.
Hamamelis x intermedia ‘Aphrodite’ – ein Spätblüher ist eine neuere, sehr wüchsige Sorte aus den Niederlanden (van Heijningen 1985). Die duftenden Blüten besitzen leuchtend orangefarbene Blütenfäden.
Hamamelis x intermedia ‘Arnold Promise’ – ist einer der Kultivare im Standardangebot der Baumschulen und stammt aus dem Arnold Arboretum (1963). Leider habe ich kein Foto dieser Sorte. Die relativ geraden, gelben Blühfäden können bis in den Frühling hinein erfreuen, denn es ist ein Spätblüher. Der Vorzug dieser Sorte ist, dass sie nicht bis 4 m breit wird, sondern sich mit etwa 2.5 m Breite, bei 3 m Höhe, begnügt. Der Nachteil, ‘Arnold Promise’ zeigt oft nur alle 2 Jahre den vollen Blütenflor. Die Herbstfärbung ist ein klares Gelb.
Hamamelis x intermedia ‘Barmstedt Gold’ – blüht in gelben Farbtönen. Der Rhododendron-Züchter Hans Hachmann, schuf die Sorte aus Sämlingen von Hamamelis x intermedia Sorten. Mit einer adulten Höhe und Breite von ca.3.5 Metern, besitzt diese Zaubernuss mehr einen rundlichen Habitus. Die Blühzeit schwankt zwischen mittel und spät, im Herbst folgt eine gelbe Blattfärbung.
Hamamelis x intermedia ‘Diane’, Zaubernuss
Hamamelis x intermedia ‘Diane’ – ist ebenfalls eine attraktive Zaubernuss (De Belder 1969) im Standardangebot. Ihre dichten Blütenbüschel zeigen eine leuchtend karmin- bis weinrote Färbung. Die intensiven Rottöne zeigen sich aber in der Regel erst ab Februar, im Abblühen können sie Braunrot werden. Orangegelb bis scharlachrot ist die tolle Herbstfärbung der Blätter.
Hamamelis x intermedia ‘Jelena’ – sie zählt auch zu den bewährten Kultivaren (de Belder 1955), darum stelle ich auch sie vor, obwohl ich kein Foto davon zeigen kann. Ab Ende Dezember blühen und dehnt die Blühzeit schon mal bis Ende März aus. Die großen Blüten sind orange-kupferrot changierend und weinrot zum Kelch hin überlaufen. Das Herbstlaub zeigt ein leuchtendes gelb und orange bis hin zu scharlachrot.
Hamamelis x intermedia ‘Orange Peel’ – diese Sorte von De Belder, 1988 wächst aufrecht, so ergibt sich eine gleiche Höhe und Breite des adulten Strauchs von je 3.5 m. Leuchtend gelb bis orange sind die Blüten, die sich mittel bis spät im Winter zeigen. Wunderbar ist auch hier die Herbstfärbung mit Tönen zwischen gelb, orange, orangerot bis rot.
Hamamelis x intermedia ‘Pallida’ – die großen schwefelgelben Blüten duften intensiv. Ihre ersten Blüten zeigt sie meist schon während des Weihnachtstauwetters im Dezember. Die leuchtend gelbe Herbstfärbung, die oft einen orangefarbenen Touch bekommt, ist spektakulär.
Hamamelis x intermedia ‘Primavera’ – blüht reichlich zwischen Januar und März, mit einer angenehmen Duftnote, mit gekrümmten Blütenfäden in hellgelb, die zur Basis hin purpurrot auslaufen. Auch diese Sorte ist aus Kalmthout. Die Herbstfärbung ist goldgelb.
Hamamelis ‘Rochester’ – wird als Mehrfachhybride bezeichnet, die “Unentschlossenheit” zur Bestimmung zeigt sich in verschiedensten Artbezeichnungen von mollis über intermedia zu x intermedia und so verzichte ich auf diesen Zusatz und nenne nur den Sortennamen. Die Blüten sind kupferorangefarben und duften stark. Bereits im Dezember beginnt die Blühzeit. Die Herbstfärbung ist goldgelb.
Hamamelis x intermedia ‘Ruby Glow’ – diese Züchtung von De Belder, 1953, zeigt ab Januar besonders große, dunkelrote Blüten. Das Herbstlaub punktet mit orangegelben bis scharlachroten Blättern.
Hamamelis x intermedia ‘Sunburst’ – die blassgelben Blüten zeigen sich mittel bis spät. Nachteil, junge Pflanzen tragen zu lange das abgestorbene Laub, allerdings ist das dann beim adulten Strauch (Veerman 1967) nicht mehr gegeben.
Hamamelis x intermedia ‘Westerstede’ – eine gelb blühende Sorte (Helmers 1977) mit leichtem Duft, die erst sehr spät zu blühen beginnt.Mit3.5 m Höhe und 2.5 m Breite gehört sie zu den handlicheren Exemplaren.
Jetzt habe ich doch in Wurzerls Märchenbuch tatsächlich eine Geschichte über die Zaubernuss entdeckt, die wohl immer ein Märchen bleiben wird:
https://www.wurzerlsgarten.de/maerchen/13-die-blumenelfe-zaubert-fuer-die-wildbienen/
5 Kommentare
Liebe Renate,
eine Zaubernuss ist ein wirklicher Gartenschatz. Ich mag besonders die warmen rötlichen Blütenfarben. Vielleicht wäre ja die kleinere Sorte ‘Angelly’ etwas für deinen Garten?
Liebe Grüße
Susanna
Hallo Renate,
mir geht es wie dir, ich habe einfach keinen Platz für eine Zaubernuss. Man muss ja auch sagen, dass sie nicht gerade insektenfreundlich sind, und so bewundere ich sie lieber im Bot. Garten.
VG
Elke
Also wenn Du das als Biologin so klar definierst, dann glaube ich das jetzt mal so. Sie verzaubert uns einfach mit ihrer so frühen Blühzeit, dass wir automatisch denken, da kann keine (Wild)Biene widerstehen. Aber die wertvollen Blüher sind eben doch in anderen Familien zu suchen. LG Wurzerl
Liebe Renate, ich bin ein großer Hamamelis-Fan und danke dir für den schönen, ausführlichen Beitrag. Der Standort ist in der Tat essenziell. Ich habe drei Exemplare. Zwei haben Hitze und Trockenheit ganz gut vertragen, aber jene, die in der vollen Nachmittagssonne steht, gar nicht. Also sonnig ist zwar gut, aber in Gegenden mit heißen Sommern ist Halbschatten sicher die bessere Wahl. Ich werde nun noch eine Kornelkirsche für die Insekten pflanzen, denn sie fliegen weniger auf die Zaubernuss. Liebe Grüße, Annette
Liebe Annette, ich werde von der Hamamelis Abstand nehmen, nur schön reicht mir nicht und ich brauche dringend etwas, das schon im Januar blüht, also wird es tata: Die Chinesische Winterblüte (Chimonanthus praecox) Wäre das nicht auch was für Dich und Deine Bienen, sie blüht mindestens 1 Monat früher als die Kornelkirsche. LG Wurzerl