Nun ist auch der Wonnemonat Mai 22 schon wieder Geschichte! Die Zeit rast, das Gras wächst, die Störche (Geranium) explodieren, die Rosen sind noch etwas steckengeblieben und ich habe meinen Garten 10 Tage lang mit Gartenfreund/innen aus Niedersachsen, Schleswig Holstein und den Niederlanden betrogen. Als ich wiederkam, sah er folgendermaßen aus:
Vom Vorgarten über die Terrasse zum linken Beet und dem Steingarten
Mit dem Vorgarten bin ich in diesem Frühjahr mehr als zufrieden. Nach der Azaleen– und Zierkirschen–Blüte im April, zeigt sich nun als letztes Gehölz im Zen-Garten Fothergilla major, reichblühend wie noch nie. Noch wichtiger für mich ist meine Aquilegia-Ecke, die ich vor drei Jahren frisch angelegt hatte und die seit Beginn gegen den Mehltau kämpfte. Dieses Jahr habe ich im Vorgarten viele Akeleien-Sämlinge. Das Beste? Sie sind, wie auch der Altbestand, total gesund ausgetrieben. Ich bin so erleichtert!
Alles neu macht der Mai? Natürlich nicht, wer pflügt schon seinen Garten jedes Jahr im April um und fängt von vorne an. Aber ab und zu sollte man von lieben Gewohnheiten abgehen und Neues probieren. So hatte ich vor 12 Jahren meine drei Balkonkästen, ähnlich Opas Stühlen und der Wurzerlküche, mit einem wasserdurchlässigen Substrat befüllt und dort ausschließlich sukkulente Stauden, sogenannte Trockenheitskünstler gepflanzt.
Der Vorteil war unübersehbar: 1 x gepflanzt, bis 2022 gehalten, ohne nachpflanzen zu müssen. Langweilig? Keine Spur, immer wieder säten sich Annuelle oder auch Stauden selbst zwischen der Dauerbepflanzung an und brachten frischen Wind in die Balkonkästen. Gießen, auch bei 30 Grad nur einmal die Woche und natürlich kann man da auch beruhigt in Urlaub fahren. Jetzt gibt es ein frisches Sommer-Dressing mit hübschen pink weißen Verbenen. Sie brauchen allerdings betüteln, wenn ich 1 Woche weg bin, seufz.
Im Wisteria-Eck war es nun leider gar nichts neues, dass die weiße Strauch-Paeonie zwar zuverlässig blühte, jedoch der Blauregen, Wisteria, nicht, wie in meiner Garten-Regie eigentlich vorgesehen, seinen blauen Blüten-Wasserfall über die Paeonia suffruticosa schüttete. Es gab nicht mal ein Rinnsal – das heißt, keine einzige Blütenrispe!
Dafür legten sich die Akeleien vor und der Knöterich, Bistorta officinalis ‘Superba’, hinter der Wurzerlküche schwer ins Zeug und blühten gewaltig auf, um meine gute Laune aufrecht zu halten. Die wurde aber schon früh im Mai auf die Probe gestellt. Ein Großteil der Sempervivum hatte plötzlich eingetrocknete Blätter, ein deutliches Zeichen für einen starken Befall mit Maden der Erzschwebfliege (Cheilosia caerulescens). Ich habe den wenig befallenen Rosetten die eingetrockneten Blätter mit der Pinzette entfernt. Von sehr stark befallenen Pflanzen trennte ich mich ganz.
Mein geliebter Zierapfel-Bonsai war, unter vielen anderen Pflanzen, letztes Jahr dem Hagel zum Opfer gefallen. Ich ließ den Topf mit dem Holzskelett trotzdem traurig stehen. Im Mai grüßte er mich mit einem einzelnen neuen Austrieb, der sogar ein paar Blüten trug, ich freute mich wie Bolle!
In einem anderen Topf erschien wieder die schicke gelbe Euphorbie, die ich eigentlich als einjährig eingestuft hatte, neben der knallroten Sempervivum, schon wieder mutierte ich zum “Freudenmädchen”.
Auf der linken Seite blühte erstmals eine Stauden-Paeonie auf, die ich vor vier Jahren gepflanzt hatte. Hoffentlich finde ich das Namensschild wieder!
Die Überraschung in diesem Mai waren für mich einige Geum-Hybriden, die ich vor drei Jahren neu gepflanzt habe. Was sind das bloß für Tausendsassas? Schaut Euch doch zum Beispiel das hellrosa, hübsch gefranste Geum ‘Pink Frills’ an. Diese Gattung kann ich Euch nur ans Herz legen. Schneckenfest, gesund, hübsch, nicht lästig werdend, nicht auseinander fallend wie parallel daneben die Geranium-Sorten, die man jetzt schon wieder zurückschneiden muss. Ich bin so begeistert, dass ich unbedingt noch in diesem Jahr eine Gattungs-Monographie bei den Pflanzen für die Nelkenwurz einstellen möchte. Es gibt inzwischen so tolle Farben und trotzdem wird Geum noch viel zu wenig beachtet.
Keine Überraschung ist dagegen mein Papageien-Tulpen-Oldtimer, der sich dieses Jahr für drei Blüten entschieden hat. Ich freue mich jedes Jahr total über diese Tulpe, die mir seit mindestens 35 Jahren, an gleicher Stelle, unverändert treu geblieben ist.
Halb so alt ist die auffällige Tulipa viridiflora ‘Esperanto’, die viel damit zu tun hat, sich im Mai gegen den gegenüberliegenden, sich in Höchstform blütenübersäten Steingarten durchzusetzen. Wie schwierig das ist, musste Tulipa clusiana ‘Lady Jane’ erfahren, die sich noch mit Mühe aus dem “Almenrausch” (Rhododendron hirsutum), herausgekämpft hat. Gentiana acaulis, der stengellose Enzian, hat es nicht ganz so schwer aus dem Schatten des Lärchen-Hexenbesens (Larix decidua), herauszuwachsen, da dieser sich nur unwesentlich vergrößert. Der Frühlingsenzian dagegen, Gentiana verna, muss sich vor den Schnecken hüten.
Bleiben wir einfach noch ein wenig im Steingarten, es ist schließlich “sein Monat”. Den besten Überblick hat man vom Terrassenweg aus. Allerdings sieht man da auch deutlich, dass die zwei “Gipfel” des Steingarten-Beetes genauso zusammengesackt sind, wie die Töpfe des “Tonturmes” langsam in die Erde zu wachsen scheinen. Ursprünglich reichten die Töpfe bis kurz vor den ersten Stein. Aber Frau braucht ja Arbeit, lach! Wobei ich jedoch den Steingarten nicht antasten werde. Schon gar nicht das hässlich vertrocknet aussehende Holz-Gebilde links vorne. Es ist meine Ruta graveolens, die Weinraute, die tatsächlich erst ab Mitte Mai ihre blaugrau bereiften Blätter ausbildet und in meinem Garten die wichtigste Nahrungspflanze für die Raupen des Schwalbenschwanzes bildet.
Übrigens, ich habe noch einen Tipp für die Schneckenfreunde unter Euch. Wenn Ihr ebenfalls ein Steingarten- oder Kies-Beet mit Riesel-Abdeckung anlegt, nehmt nicht den gefälliger wirkenden, von Flüssen geschleiften Rundkies, sondern kantigen Splitt, das mögen die Schleimer nicht so gerne. Für Gentiana verna sind solche kleinen Unterschiede lebenswichtig, meiner Aquilegia flabellata ‘Alba’ jedoch ist das relativ schnurz. Akeleien stehen in meinem Schneckenpost auf der Liste der schneckenresistenten Pflanzen und diese wissen das, lol.
Von der Peripherie über Bachhügel und Teich zurück zur Terrasse
Wenn ich vom Hütten-Eck aus den Querweg auf die andere Gartenseite laufe, dann begrüßen mich schon von weitem die romantisch-kitschigen Rhododendron-Blüten, in Weiß, Rosé-rosa changierend und kräftigem Pink. Yes, ich bin ein hoffnungsloser Romantiker, darum setzt sich diese Farbkombination auch ab Juni im davor gelegenen Rosenrondell mit ähnlichen Farbtönen fort.
Centaurea montana, die Bergflockenblume, sie war die Lieblingsblume meines Mannes, hat Narrenfreiheit im Garten. Dieses Jahr umspielt sie die Birke bis zum Steingarten-Rand. Auf dem großen Stein zwischen Birke und Zierkirsche, der von einigen Schatten-Staudenschätzen umgeben ist, steht schon seit längerem eine verrostete alte Dekoschale. Ursprünglich in der Osterzeit über Jahre auf dem Tisch des Rosenrondells platziert, ist sie nun Rettungsanker für Pflanzen aus anderen jahreszeitlichen Dekorationen, wie etwa der Hebe. Dazu kommen jährlich verschiedene Sämlinge, die sich in einem Selbstversuch im Blackbox-Gardening austesten. Mir gefällt es!
Der Aquilegia-Walk ist immer noch mein Sorgenkind. Die Sämlinge vom letzten Jahr haben es nicht geschafft, den Mehltau abzuschütteln und sind nicht wiedergekommen. Aber es gibt dieses Jahr doch etwa ein Dutzend neuer Sämlinge und der Altbestand ist im Frühling wieder gesund aus der Erde gekommen und gesund geblieben. Lediglich eine A. chrysantha Hybride hatte keine schön geformten Blüten.
Der Bachlauf, auf der gegenüberliegenden Seite, konnte dieses Jahr leider erst Anfang Mai, wenigstens pünktlich zur Rhododendronblüte in Betrieb genommen werden. Der Teich quittierte das schon Ende April mit vermehrter Bildung von Schweb-Algen.
Anemone nemorosa ‘Robinsoniana’, ein großblütiges Buschwindröschen in zartem Fliederbleu, hat endlich nach Jahren begonnen, sich am Bachhügel unaufdringlich aber wunderschön zu etablieren und auszubreiten. Die unterschiedlichen Grüntöne von Euonymus, Taxus und goldgelbem Carex faszinieren mich immer aufs Neue. Sie sind wintergrün, aber im Mai zeigen sie ihre Farben am leuchtendsten. Dahinter strengt sich die in Südeuropa heimische Paeonia officinalis damit an, vor dem blühenden Rhododendron-Hintergrund nicht übersehen zu werden. Auch wenn ich ihr keinen Alpen-Südhang bieten kann, sie fühlt sich zumindest auf meinem kalkigen Bachhügel wohl und erinnert mich jedes Jahr an meine Exkursion in die Türkei zur Paeonia turcica, die ich erst vor zwei Wochen im Beitrag: “Frühling im Taurus-Gebirge Teil 2” beschrieben habe.
Das Rosenrondell wirkt noch sehr frühlingshaft. Noch ohne Rosen, dafür mit Tulipa ‘Marylin’, einer lange blühenden Lilienförmigen Tulpen-Schönheit und Trifolium repens ‘Angel Clover’ zwischen Viola cornuta in vielen Farben. Die Anemone nemorosa ‘Vestal’ sitzt zu Füßen der Rose ‘Morning Jewel’ und manchmal bekommt sie in ihrem Übermut grüne Spitzen an den Blütenblättern.
Nach einem Blick zurück zum Insektenhotel und der Peripherie, wende ich mich dem Teichbeet zu. Dort ist es noch relativ ruhig. Einige Geranium-Sorten und Geum rivale, die Bachnelkenwurz, sind neben einigen ausgebüxten Bistorta officinalis ‘Superba’ am Blühen. Am auffälligsten sind wohl die Erscheinungen der eben aufblühenden Knautia macedonica ‘Thunder & Lightning’, sowie der attraktiven Ajuga reptans ‘Burgundy Glow’.
Tatsächlich zieht mich in jedem Monat ein anderer Gartenteil auf märchenhafte Art und Weise in seinen Bann – und das ist nicht in jedem Jahr unbedingt der gleiche Platz. Natürlich ist im Mai meist der Steingarten in meinem Fokus. Aber dieses Jahr hatte er keine Chance gegen den Teich. Dort tummeln sich heuer so viele Bergmolche wie noch nie und ich muss unwillkürlich, immer wenn ich die scheuen Gesellen entdecke, an mein Märchen: “Wie Tönnchen das Fliegen lernt” denken, wo die Plattbauch-Libellenlarve dem Gelbrandkäfer zum Abschied erzählt, wie seinerzeit die Bergmolche in meinen Garten gekommen sind.
An der Ahornecke angekommen, sind wir fast am Ende unseres Mai-Spazierganges 2022. Auch hier gibt es positives zu berichten. Der japanische Fächerahorn hat keine Ahornwelke vom Hagel im letzten Juni 2021 davongetragen, er ist voll und schön belaubt wie immer. Die Hasenglöckchen, Hyacinthoides hispanica, breiten sich immer weiter im Randbereich aus. Da sie mit ihrem Blau ein farblich sehr gelungener Kontrast, sowohl zum Ahorn– als auch zum Heuchera-Laub sind, freut mich das.
Die Stacheldrahtrose hatte letztes Jahr ja besonders gelitten, Teile der Rose ‘Ghislaine de Feligonde’ hatten sich nicht wie der Rest über den Weg gelegt, sondern waren auf diese Wildstrauchrose gefallen. Nachdem beide Rosen stark im Spätherbst zurückgeschnitten wurden, weil ich bis heute keinen passenden halben Rosenbogen für die Ghislaine bekommen konnte, erfreute mich die Rose sericea subsp. omeiensis fo. pteracantha, die jährlich bereits Ende April zu blühen beginnt, diesen Mai mit einer Unmenge Blüten, als hätte sich Schnee auf den Zweigen angesammelt. Nun ja, vielleicht macht der Mai ja doch vieles neu. Solange er sich nicht an bewährtem vergreift, soll es mir recht sein.
12 Kommentare
Hallo Renate,
Was für ein schöner Mai- Rundgang durch Deinen Traumgarten. Du schreibst so schön, man fühlt sich mitgenommen und denkt man hat ihn selbst erkundet.
weiter soooo
Freu mich auf Sonntag!
LG
Vielen Dank liebe Renate, ja ich muss mich doch revanchieren dafür, dass ich Deinen Garten bald kennenlernen darf. Ich freue mich auch auf Sonntag.
LG Wurzerl
Wie schön , dass Dein Garten Dich so liebevoll wieder empfangen hat . Da kannst Du unbesorgt wieder losfahren liebe Renate
Hihi, ich habe es meinem Garten noch gar nicht verraten, aber das Kindermädchen ist schon engagiert, lach. Wünsche Dir ein schönes Wochenende, hoffe Du hast was Nettes vor. LG Wurzerl
Liebe Renate,
vielen Dank für diesen Gartenspaziergang bei dir. Deine Wisteria ist nun doch ein Sorgenkind geblieben; ich drücke dir die Daumen, dass es mit ihr doch noch irgendwann wieder bergauf geht. Wie schön, dass deine Akeleien dafür gesund geblieben sind!
Geum ist bei mir auch wieder in den Garten eingezogen, nachdem ich ein rotes namenloses vor Jahren verschenkt habe, weil Rot mir nicht mehr gefiel. Nun ist es ‘Mai Tai’und ich bin hin und weg von dieser hübschen Nelkenwurz. Ich verstehe gut, dass du die Gattung so magst.
Liebe Grüße
Susanna
Liebe Susanna, mit ‘Mai Tai’ hast Du Dir tatsächlich eine sehr attraktive Geum-Sorte ausgesucht. Die bewundere ich schon ein paar Jahre in Weihenstephan. Der Blauregen zickt dieses Jahr normal, nach dem Abnehmen von 2 Dritteln der “Krone”, sagte man mir. Schauen wir mal, was nächstes Jahr normal ist, ich werde mich beim Schneiden hinstellen und ihm die vielen bienenfreundlichen Alternativen aufzählen, die ihn ersetzen könnten – das hat zumindest bei meinen verstaubten Kakteen früher immer geholfen (nicht der Schnitt, die Drohung). Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl
Liebes Wurzerl,
es ist immer wieder eine Freude, mit dir durch deinen Garten zu schlendern. Und immer wieder gibt es etwas Neues, was meine Aufmerksamkeit erregt. Diesmal ist es die Nelkenwurz, von der ich zwar wusste, dass es sie gibt, mit der ich mich aber noch nie beschäftigt habe. Das ändert sich jetzt gerade. Wenn ich bloß noch irgendwo im Garten Platz für sie hätte.
Und obwohl ich ja den Vulgaris-Look mit den eingedrehten Spornen so liebe, komme ich jetzt beim Betrachten deiner Langsporne ins Grübeln, ob ich mein Sortiment nicht doch mal erweitern sollte. Aber auch hier stellt sich die Frage, wo ich denn dafür noch eine Lücke hätte. Vielleicht könnte ich sie nächstes Frühjahr in Töpfe setzen und auf den Balkon stellen.
Ich wünsche dir viel Freude bei deiner nächsten Gartenreise, liebe Grüße Bina
Liebe Bina, also die Nelkenwurz, die solltest Du Dir nicht entgehen lassen. Sie samt sich nicht aus, verbreitet sich nicht invasiv, sondern stockt ganz manierlich auf und ist dabei aber so hartnäckig, dass sie sich nicht von bösen Störchen u.a. invasiven Pflanzen verdrängen lässt. Die meisten A. caerulea Hybriden kultiviere ich eigentlich hauptsächlich in Töpfen, sie überstehen da auch die Winter gut. Also diiiiieeee Balkonpflanze schlechthin. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl
Das war wieder ein ganz zauberhafter Spaziergang mit Dir durch Deinen wunderschönen Garten. Vielen Dank für den Mai-Rundgang LG Erika
Vielen Dank liebe Erika, schön dass Du mich begleitet hast. Schönes Wochenende für Dich. LG Wurzerl
Dein Bistorta officinalis gefällt mir besonders gut. Bei mir gedeiht nur Kerzen-Knöterich, der hält auch mal trockene Phasen aus.
VG
Elke
Das muss er auch liebe Elke, denn er blüht ja erst nach der Bistorta. Da ich so gut wie gar nicht im Garten gieße, kommt mein Wiesenknöterich auch gut durch trockene Sommer. Wie das bei Persicaria ist, kann ich nicht sagen, der Kerzenknöterich ist letztes Jahr vom Hagel ausgelöscht worden. LG Wurzerl