Dominikanische Republik – Historie

Kunst Dominikanische Republik

4. Teil – Die historische Entwicklung des Landes

Wie alles begann !

Geographie und Geschichte interessieren mich seit ich die Schule verlassen habe. Leider gab es keine Schulschwestern oder Lehrerinnen während meiner Schulzeit, die mir diese interessanten Fächer nahegebracht hätten.

So las ich auch erst kurz vor meinem Besuch in der Dominikanischen Republik, dass die Kolonisations-Geschichte der “Neuen Welt”, die viel Leid, Tod und Zerstörung erst über die amerikanischen Ureinwohner und später über die afrikanischen Sklaven, die während der Kolonisations-Zeit dort für ihre “weißen Herren” schuften mussten, ihren Beginn auf der Insel Hispaniola genommen hatte.

Museo las Casas Reales, Santo Domingo, Ankunft der Spanier auf der Isla Hispaniola, dominikanische Republik
Ankunft von Kolumbus auf Hispaniola

Die Santa Maria, das Hauptschiff von Christoph Kolumbus lief Weihnachten 1492 vor der Küste der Insel auf Grund. Das sah Kolumbus als Zeichen hier mit der Besiedelung Indiens (er glaubte sein Leben lang, den transatlantischen Seeweg nach Indien gefunden zu haben) zu beginnen. La Navidad, die erste Gründung, wurde von den Ureinwohnern, den Tainos noch erfolgreich in einem Rache-Feldzug zerstört. Aber nach der Gründung von Santo Domingo 1498 (inoffiziell schon 1496 mit dem Namen La Nueva Isabela) durch Kolumbus Bruder Bartolomeo an der Mündung des Flusses Ozama begann der Niedergang der Tainos. Ein Schicksal, das sie mit vielen anderen indigenen Völkern auf dem amerikanischen Doppelkontinent erleiden mussten. Stadt und Insel wurden für die weitere Erschließung der Europäer in Südamerika unverzichtbar.

Schau-Rüstung im Regierungspalast von Diego Kolumbus
Ausrüstung eines spanischen Eroberers

Santo Domingo de Guzmán war also die erste Stadt der Neuen Welt und ist somit die älteste von Europäern errichtete Stadt Amerikas. Inzwischen ist sie die Hauptstadt der Dominikanischen Republik, wunderschön am Meer gelegen, mit Blick in die Karibische See.

Ruine Hospital, Santo Domingo

Die Geschichte der Stadt und des Landes ist wohl am besten in der Kolonialstadt “Zona Colonial”, heute UNESCO-Weltkulturerbe, im Herzen Santo Domingos als Ausgangspunkt zu erspüren. Kirchen, Universitäten, Herrschafts-Gebäude, Klöster, alles wurde hier praktisch zum ersten Mal auf dem amerikanischen Doppel-Kontinent errichtet. Viele dieser Gebäude prägen auch heute noch das koloniale Bild der Altstadt und dem möchte ich gerne in diesem abschließenden Bericht über die Dominikanische Republik nachspüren.

Nicolas de Ovando ließ nach der Entmachtung der Kolumbus-Familie und einem heftigen Hurrikan im Jahre 1502, der “La Nueva Isabela” zerstört hatte, auf der anderen Seite des Rio Ozama die Stadt neu in Stein errichten. Das ist die “Zona Colonial”, im Kolonialstil erbaut, in der auch heute noch die vielen opulent plateresken alten Gebäude, hauptsächlich aus Korallenstein errichtet, erhalten geblieben sind. Die damalige Macht der Kolonisatoren spürt man noch in der “Jetzt-Zeit” im Herzen von Santo Domingo. Am Ostersonntag eingeweiht, erhielt die wieder aufgebaute Stadt den neuen, endgültigen Namen “heiliger Sonntag”. Da alle diese Häuser im Zentrum zu den Ältesten aus der Kolonialzeit Amerikas gehören, darf man sich nicht wundern, dass zwischen einem Neubau und einem historischen, renovierten Gebäude plötzlich eine Ruine, hier die Ruine der ehemaligen Kirche “San Francisco” wie selbstverständlich mitten in der Stadt auftaucht.  

Hotel und Pantheon in der Zona Colonial

Hostal 'Nicolas de Ovando', Calle Las Damas, Kolonialbezirk, 10211 Santo Domingo, Dominikanische Republik
Hostal ‘Nicolas de Ovando’

Keine Sorge, ich wohnte zwar im Kolonisations-Viertel, hatte mit meiner Unterkunft jedoch Glück. Das Hostal “Nicolas de Ovando”, in der Calle Las Damas, ist aus der Gründerzeit, aber innen mit modernem Komfort ausgestattet. Das Gebäude diente dem Namensgeber als Stadtpalast und so ist das Hotel auch heute noch authentisch im Kolonialstil eingerichtet und nicht nur von Historie umgeben, sondern selbst ein geschichtsträchtiger Ort. Ich fühlte mich jedenfalls sehr wohl da.

Direkt gegenüber dem Hotel ist der National-Pantheon. Wenn zur täglichen Wachablösung die Nationalhymne ertönt, ist das ein Zeichen für die Wachablösung vor dem Pantheon. Ursprünglich war das Gebäude eine Jesuiten- Kirche, in der Decke ist noch eine schlechte Kopie der Sixtinischen Kapelle in Rom zu sehen. Heute ruhen darin die “Unsterblichen der dominikanischen Geschichte” z.B. Gregorio Luperón, der nach der spanischen Annexion die Domination der Dom. Rep. leitete, und Eugenio María de Hostos, ein Erzieher aus Puerto Rico.  

Im Museo de las Casas Reales

An der Kreuzung der Calle Las Mercedes befindet sich das “Museo de las Casa Reales”. Das Museum ist ein Ensemble mehrerer Häuser, die im spanischen Kolonialstil erbaut wurden. Es gilt als eines der wichtigsten Museen im karibischen Raum.

Santo Domingo ist genau der richtige Platz, um die Geschichte der Eroberung, der Besiedelung, der Sklaverei, der Agrar-Industrialisierung und Wirtschaft zu beschreiben. Die alten Einrichtungen aus der Kolonialzeit, vor allem der beeindruckende Präsentations-Saal, mit Thron, Rüstungen, Waffen, Kleidung und Gebrauchsgegenständen beeindrucken. Die bunten Kacheln sind noch die alten “Azulejos” welche die Mauren in Andalusien eingeführt und die Spanier mit in die Neue Welt gebracht hatten, wie so vieles, was hier ausgestellt ist.

Besonders interessant ist der Apotheker-Raum. Die Schubläden des Kräuterschranks zeigen außen die darin befindlichen Pflanzen aufgemalt. Sehr viele Menschen konnten eben zu dieser Zeit noch nicht lesen. Leider war der Raum, um die Farben zu schonen, sehr duster. Es ist alles beeindruckend, teilweise auch bedrückend, aber die Innenhöfe sind exotisch begrünt und heiter.

Auf dem Platz vor dem Museum blickt man über die Reste der alten Festungsanlage zum Anlegeplatz der Kreuzfahrt-Schiffe auf dem Rio Ozama. Hier steht auch die älteste Uhr Amerikas. Die 1753 von Francisco Rubio y Peñaranda erbaute Sonnenuhr wurde so positioniert, dass die Besatzer des nahe gelegenen “Palastes des Generalkapitäns” (heute Museumsteil), die Tageszeit bestimmen konnten.

Der Alcázar de Cólon

Kolumbus Sohn Diego ließ den Kolumbuspalast im Jahre 1510 errichten. Der kleine, trotzdem imposante Palast wurde von indianischen Zwangsarbeitern im gotisch-maurischen Stil errichtet. Diego war Vizekönig im Namen der spanischen Krone, damit ist der Alcázar de Colón das älteste viceregale Gebäude in Amerika. 2010 wählten es die Einwohner zum beliebtesten historischen Monument der Stadt.

Alcázar de Colón, Santo Domingo

In dieser UNESCO-Welterbe-Stätte wurde praktisch die Eroberung Amerikas geplant. Allerdings war Diego hauptsächlich damit beschäftigt, um das Erbe seines Vaters Christoph Kolumbus zu prozessieren. Nach Diegos Tod verfiel das Gebäude, wurde aber im 20. Jhd. restauriert. Heute finden sich hier historische, kolonialzeitliche Einrichtungs- und Kunstgegenstände, viele aus der Renaissance.

Der Parque Colón, die Kathedrale und Sir Francis Drake

Egal in welche Richtung man in der Altstadt von Santo Domingo unterwegs ist, immer wieder beeindrucken die ältesten Häuser mit teilweise 500-jähriger Geschichte. Von einigen bedeutenden Gebäuden sind leider nur noch Ruinen und Fragmente vorhanden, so zum Beispiel die Ruine des 1. Hospitals der Neuen Welt. Die Freifläche wird inzwischen als Open-Air-Konzert-Platz genutzt. Die Tauben haben sich schon mal die Logenplätze gesichert.

Irgendwann landet man immer auf der zentralen Plaza Colon mit dem Kolumbus-Denkmal. Es ist so typisch, eine kleine Taino Prinzessin schaut hilfesuchend zu dem überdimensionalen Eroberer Kolumbus hoch. Wie die Geschichte lehrt, leider umsonst.

Kolumbus-Denkmal am Plaza Colon, Santo Domingo

Die flanierenden Dominikaner sind auch lieber mit Taubenfüttern beschäftigt, als mit ihrer wechselvollen, schwierigen Historie.

Kolumbus-Denkmal am Plaza Colon, Santo Domingo

Im Süden des Parks befindet sich die Kathedrale Santa María la Menor, die Catedral Primada de América (die erste Kathedrale der Neuen Welt). Die Architektur des historischen Kirchengebäudes, das von 1521 bis 1540 fertiggestellt wurde, ist bemerkenswert. Sie ist das älteste und damit erste katholische Bistum in Amerika.

Der Bau wirkt kompakt mit Stilelementen der Gotik und Renaissance. Es fehlt vielleicht, zumindest innen, die letzte Harmonie. Die 14 Seitenkapellen, übergroße gesichtslose Krippenfiguren und  Araucarien in Töpfen, die wohl nur als Schmuck zu Weihnachten am Altar aufgestellt werden; nun es ist wohl auch eine Geschmackssache. Innen begeistert das sakrale Gebäude nicht jeden, aber die Steinmetz-Arbeiten im Außenbereich der Kathedrale, sind solides Kunst-Handwerk und das im plateresken Stil erbaute opulente Westportal überzeugt.

Im Jahre 1586 wurde die Kathedrale Zeugin einer Tragödie für die ganze Stadt. Der englische, anglikanische Freibeuter Sir Francis Drake, biwakierte erst in der Kathedrale, nahm sich Geld und Schmuck der Städter, zündete Teile der Stadt an, schleifte den Sakralbau und verschwand wieder.

Das Ozama-Fort und der Altar de la Patria

Das “Fortaleza Ozama” wurde 1503 erbaut und ist damit die erste europäische Festung Amerikas. Von hier konnte man den Mündungsbereich des Rio Ozama kontrollieren und Feinde zurückweisen. Heutzutage benutzen hauptsächlich Kreuzfahrtschiffe die Vorbeifahrt bis zu den Anlegestellen der Stadt. Auf dem Festungsturm wehten vor der dominikanischen Flagge auch die Hoheitszeichen der Spanier, Engländer, Franzosen, Haitianer und den USA.

Im Turm mit seinen 2 m dicken Mauern befand sich auch ein Gefängnis, in dem prominente Gefangene, wie die in Ungnade gefallenen Brüder Christoph und Bartolomeo Kolumbus,  einsitzen und auf weitere Order der spanischen Könige warten mussten. Die Brüder wurden in Ketten nach Spanien gebracht und später begnadigt.

Durch alte, verwinkelte, typische kleine Altstadt-Straßen gelangt man zur “Calle Conde”. Es ist die wichtigste Flanierstraße Santo Domingos und so ist es nicht verwunderlich, dass dominikanische Poeten den Begriff “Vamos a condear” (schlendern wir die Calle Conde hinunter) prägten. Diese Straße erinnert übrigens an Gouverneur Bernardino de Meneses Bracamonte, den Conde (Graf) de Peñalba, der sich 1655 erfolgreich gegen englische Invasoren wehrte.  

Am Ende der Straße steht das historische Stadttor “Puerta del Conde” (17. Jhd.), eines der wichtigsten, noch heute bewachten Nationalsymbole der Dominikaner. 1844 wurde an dieser Stelle die Dominikanische Republik verkündet und mit dem Hissen der Flagge besiegelt. Von dort sind es nur wenige Meter bis zum Begräbnis und den Denkmalen für Duarte, Sanchez und Mella im “Altar de la Patria”, der sich im “Parque Independencia” befindet.

Neuere Geschichte und Moderne Gegenwart

Fährt man die Prachtstraße, den Malecon entlang, vorbei an den Protzbauten Trujillos oder den großen Hotels, die größtenteils wie in den großen Bade-Ressorts im Nordosten, in us-amerikanischer oder europäischer Hand sind, dann kann man die immer noch weit verbreitete Armut der Dominikaner nachvollziehen.

Waren im 19.Jhd. die Haitianer in die Dominikanische Republik einmarschiert, so waren es nicht einmal 100 Jahre später die US-Amerikaner, die das Land besetzten. In diesen Jahren entwickelte sich ein Mann vom Telegrafisten und Kleinkriminellen zu einem hohen Militär, kam 1930 mit Hilfe der USA an die Macht und baute bis zu seiner Ermordung 1961 ein grausames Regime im Lande auf. Jetzt im 21.Jahrhundert beginnt das Land langsam aufzuwachen, entdeckt den Tourismus und geht auf die schmerzhafte Suche nach Selbstfindung.

Natürlich gibt es auch in diesem Land Geschichts-Irrtümer und Verharmlosung von historischen Gräueln. Aber spätestens beim Besuch des “Museo de la Resistencia Dominicana” in Santo Domingo wird mit eindrucksvollen Dokumenten die wahre Historie vermittelt und mit geschichtlichen Irrtümern aufgeräumt. Bedrückend ist dabei nicht nur der nachgebaute Folterkeller.

Man empfindet es als Wunder, wenn man die Straße der Gegenwart wieder betritt und der Fröhlichkeit der Menschen gegenüber steht. Jedes Volk hat eine andere Art, sich der Vergangenheit zu stellen, die Dominikaner lachen und begegnen der grausamen Diktatur Trujillos mit einer lebhaften Musik-und Intellektuellen-Szene und ihrer ungebrochenen Fröhlichkeit.

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