Ankommen in den Entreegärten und dem privaten Terrassengarten
Im schönen Bergischen Land in der Peripherie Solingens befindet sich auf dem 8000 qm Areal einer ehemaligen Gärtnerei ein Schaugarten, der es tatsächlich schafft, alle Sinne eines Gartenliebhabers anzusprechen. Wer sich in diese inspirierende Wundertüte verliebt, der kann dann tatsächlich auch noch in diesem Garten in der geweihten Hochzeitskapelle heiraten.
Am Eingang prangt ein großes Schild: “Blumen gestalten” und “Thorsten Ulbrich” und um Floristik, gestalten mit Pflanzen und Dekorationen, die mich bis zum Eingangsbereich des Schaugartens begleiten, geht es auch im Willkommensbereich des Gartens.
Eine kreativ, sensible „Yin und Yang“ Stimmung begleitet mich durch das Gelände. Ich genieße das Wechselbad der Gefühle, das nur starke Areale in mir auslösen. Mit den beiden Entree-Gärten rechts und links vom Hauptweg beginne ich meinen heutigen Spaziergang. Es dominiert viel grüne Pflanzen-Textur mit farblich und materialmäßig einheitlichen Dekorationen. Hier kann ich in aller Ruhe an- und herunterkommen. Harmonische Details, wie die rosteiserne Sitzgruppe, vor der sich wie ein Teppichläufer Ajuga ‚Black Scallop‘, gemischt mit einigen Ophiopogon planiscapus ‘Niger‘, im gleichen Farbton ausbreiten, fallen mir sofort auf. Die souverän gestaltenden Könner zeigen sich jedoch mit dem “Topping”, nämlich dem Drapieren der aufhellenden Amphoren- und Tauben-Dekoration auf dem Tischchen.
Rechts und links vom Hauptweg ist ein Teil der Verkaufs-Dekorationen und -Pflanzen quasi im „Freiluft-Laden“ so geschickt und geschmackvoll präsentiert, dass es beinahe wie zum Garten gehörig scheint, wären da nicht ab und an verräterische Preisschildchen. Da mein Garten schon übervoll ist, betrachte ich diese “Weg-Begleitung” entspannt als perfekt arrangiertes Doppelborder.
Ich steige bei der ersten Gelegenheit einige Stufen links nach oben, um in den privaten Terrassengarten von Thorsten Ulbrich und Marcus Vogel, die schon zum Fototermin auf der Bank Platz genommen haben, zu gelangen. Thorsten teilt seit mehr als 10 Jahren seine Gartenleidenschaft mit Marcus. Gemeinsam wird geplant und gegärtnert. Das Motto der Beiden lautet: „Wir wollen die Gartenräume wie die Zimmer eines Hauses gestalten. Ohne Einblick in andere Räume bleibt es immer spannend, was einen nach der nächsten Hecke oder Mauer erwartet.“
So stehe ich im wohl ältesten Gartenzimmer und freue mich auf weitere 11 unterschiedliche Garten-Räume, die noch auf mich warten. Wieder allein, schaue ich mir die vielen Details dieses Terrassen-Gartens, der wie ein englisches Cottage-Kleinod angelegt ist, an. Es ist typisch für den gesamten Garten, dass vorzugsweise historische Baumaterialien und alte Ziegelsteine bis heute verwendet werden.
Die “Oberen Gärten” Wassergarten, Schattengarten und Cottagegarten
Der private Terrassengarten grenzt an das Wohnhaus Ulbrich. Hinter diesem Gartenteil begannen die Eltern von Thorsten in den 80er Jahren die Gärtnerei der Großeltern zu verändern. Die meisten Gewächshäuser wurden abgerissen, die alten Fundamente und niedrigen Mauerumrandungen blieben stehen, quasi als Grundriss gedacht für verschiedene Gartenräume. Sie begannen damals auch mit der Anlage des Teichgartens, der sich so natürlich ins Areal einfügt, dass man denken könnte, er wäre schon immer da. Mit diesem ersten Spatenstich war der Anfang zu dem Gartenparadies gemacht worden, auf das gut 35 Jahre später Thorsten und Marcus zu Recht sehr stolz sein können.
Die natürliche Wirkung des Wassergartens resultiert aus seiner Größe, seiner natürlichen Bepflanzung am Ufer und im Wasser, aber genauso von der dichten Waldkulisse, die sich auftut, wenn man über den Terrassengarten hinweg, nach hinten schaut. Über den Hauptweg, den ich später vorstelle, laufe ich wieder nach links, erneut ein wenig nach oben, um in das Immergrün der Gehölze einzutauchen. Reizvoll ist an der Abzweigung die Blütenecke aus verschiedenen Astern und Blauschwingelgras. Eine Fetthenne sitzt in der kleinen Schubkarre mit bestem Überblick, so wie mein Fellnasen-Gartenführer, der auf mich wartet.
Ich folge dem Weg, der mit silberschwarzgrauen Schieferplättchen bedeckt ist. Gerade dieser Belag lässt die unterschiedlichen Blatttexturen der Schattenpflanzen, wie Hostas und Farne, besonders gut zur Geltung kommen. Der Bereich wirkt so natürlich wie der Teich, den man von der ausgefallenen Holzbank aus, in aller Ruhe betrachten kann.
Wie schön, denke ich mir und wie logisch, der private, teilweise formale Terrassengarten, angelegt wie ein englischer Parterre-Garten, dann der große Teichgarten, dem ein schattiges, harmonisch in sich ruhendes Gehölzstück folgt, um ihm die natürliche Kulisse zu geben, was könnte am Grundstücksende auf mich warten? Ja, es ist die logische Steigerung, ich bin mitten in einem bunten, fröhlichen Cottage Garden mit viel offenem Rasen und Himmel darüber. In diesem Gartenteil finde ich auch das Gros von Marcus Lieblingsstauden, die Astern. Thorsten liebt Schneeglöckchen über alles, aber die haben im Spätsommer Pause.
Den Schaugarten Ulbrich kann man in drei große Hangareale einteilen. Ich bin jetzt vom Haus weg, leicht ansteigend, vom Terrassengarten, Wassergarten und Schattengarten, bis zum höchsten Punkt, dem Cottage Garden gegangen. Dieser ist sehr großzügig bemessen und am hintersten Grasweg geht es auch schon leicht bergab zum Rasenweg. Die hohe Amphore mit den blauen Hortensien markiert das Ende des Cottage Gardens, der das fröhlich beschwingte Ausrufezeichen der „Oberen Gärten“ darstellt.
Die “Mittleren Gärten”, der Rasenweg, Torgarten, Rosengarten, Barockgarten und Klostergarten
Ich stehe am hintersten Punkt des Rasenweges. Diese Hauptachse führt durch das komplette Areal bis zum vordersten Eingang in den Garten Ulbrich und befindet sich zwischen den „Oberen Gärten“ und den „Mittleren Gärten“.
Die „Mittleren Gärten“ möchte ich gerne vom Eingangsbereich des Schaugartens aus fotografieren. Darum laufe ich bis zu diesem Punkt den Rasenweg zurück. Etwa auf der Höhe des historischen Rosengartens wird aus dem Rasen- ein Kiesweg. Am Zugang zu den Schaugärten, bis vor zum Eingangs- und Verkaufsbereich, wechselt der Belag in einen unkomplizierten Pflasterweg. Man könnte diese Haupt-Wegachse auch als Hausgang betrachten, denn rechts und links zweigen nicht einfach Wege in die einzelnen Gartenzimmer ab, nein, sie sind immer besonders gestaltet, wirken wie eine geöffnete Zimmertür, so betonen sie, dass man einen neuen Raum, ein neues Zimmer, betritt.
Vor dem Eingang zum Schaugarten ist die Hauptachse etwas verbreitert und wird zum Wegkreuz. Um in den Ersten der „Mittleren Gärten“ zu gelangen, weiche ich vom Weg ab und stehe nach wenigen Metern vor einem herrlichen alten Tor, das dem Torgarten auch seinen Namen verliehen hat. Wunderschön ist der Garten gestaltet, mit vielen Annuellen, die durch den formellen Grundriss tanzen. Die fröhlichen, bunten Blumenkinder lassen sich einfach nicht bändigen und haben keinerlei Respekt vor einer Bank à la Sissinghurst, einer moosbewachsenen, ehrwürdigen Deckelvase, oder gar den streng geschnittenen Gehölzen. Ich bin zum wiederholten Mal bei meinem Yin und Yang Gedanken, der mich immer wieder einholt, angekommen.
Denn natürlich erwartet mich in den folgenden Teilen erneut das Gegenteil. Im Historischen Rosengarten ist es sehr ruhig, viele dieser Rosen sind ja einmal blühend und bilden jetzt ihren Reichtum an Hagebutten aus. Aber als ich in die folgenden Gartenbereiche gelange, den Parterre Garten mit dem runden Springbrunnen, ein Barocker Garten, der gerade eine Wandlung von Buxus zu Taxus durchgemacht hat und den Klostergarten, mit einem formalen Becken und einem Heilpflanzenbeet, da empfinde ich eine sich permanent steigernde Mystik. Alleine über diese mittlere Gartenschiene gäbe es noch so viele Details zu zeigen und zu erzählen, aber wir müssen jetzt flott weitergehen, sonst sind wir noch Stunden unterwegs. Wir begeben uns erneut ein kleines Stück tiefer in die “Unteren Gärten”.
Die „Unteren Gärten“ Hochzeitsgarten, Verbotener Garten, das luftige Gewächshaus, Fiesta-Mexicana
Da ich beim Verlassen des Oberen Gartens den Rasenweg bis zum Schaugarten-Eingang zurückgelaufen bin, um vom Torgarten aus wieder bis ganz nach hinten zu gehen, komme ich jetzt am Ende der “Mittleren Gärten” außerhalb der Klosterruine zum hinteren Hecken-Eingang des neuen Hochzeitsgartens. Einen Moment bin ich sogar noch versucht, nach links oben zu gehen, um noch einen weiteren Blick in den Cottage-Garten zu erhaschen. Aber nein, ich bin neugierig und gehe nach rechts unten.
Dieser zuletzt angelegte, großzügige Garten hieß ursprünglich Sunken Garden, Senkgarten. Dann hatte Marcus eine zündende Idee und so wurde aus dem Senkgarten der Hochzeitsgarten. Wie es dazu kam, das erzählt Euch Marcus selbst im Video, das Jeannette Frank dankenswerterweise für mich gedreht und mir geschickt hat. Also Ton laut und auf das Bild geklickt und schon wisst Ihr, wie der Garten zu seiner Hochzeits-Kapelle gekommen ist.
Mir gefällt die Kapelle, sie passt wunderbar in diesen Garten. Eine stimmungsvolle Trauung, nicht nur unter Gärtnern, kann ich mir da sehr gut vorstellen.
Den Mittelpunkt im Hochzeitsgarten bildet das 16 m lange Wasserbecken. Vier dunkle Eiben-Würfel markieren die Ecken des formalen Beckens. Der hellgrüne Gräser-Rahmen lockert ein wenig auf. Im Wasser gedeihen Seerosen. Zwei mächtige Mammutblatt-Stauden (Gunnera) flankieren das Becken mittig auf beiden Seiten. Noch mehr Grüntöne liefern Rasen und Gehölzrahmen rundum. Die Hochzeitskapelle bekam einen würdigen Platz am vorderen Gartenende, das man auch direkt von der Wegachse aus über einige Stufen betreten kann.
Nach dem stimmungsvollen Hochzeitsgarten könnte der Kontrast nicht größer sein, der mich im „Verbotenen Garten“ erwartet. Auf der rechten Seite steht noch eines der Gewächshäuser der früheren Gärtnerei der Großeltern, teilweise als luftiges Fragment, von Kletterrosen und anderen Romantikern erobert. Auf der anderen Seite ist ein Mixed Border mit vielen Gehölzen, abgetrennt mit einem makellosen Rasen, wie im Hochzeitsgarten. Im Gewächshaus blühen gerade viele unterschiedliche Dahlien. Dahlia ‘Arabian Night’, meine Favoritin zeige ich gerne. In Eingangsnähe wohnen Luigi und Enza, ein Pfauenpaar.
Natürlich bin ich neugierig, als ich den Namen „Verbotener Garten“ höre. Daraufhin erzählt mir Marcus, dass Thorsten von seiner Mama früher Zugangsverbot zu diesem Arbeits-Bereich hatte. Ein Garten der Erinnerung entstand quasi unmittelbar auf dem damaligen großen Misthaufen. Am Ende dieses Gartens wende ich mich nach links, gehe am Material-Vorrat, einer kleinen Baustelle für wieder Neues vorbei und komme an das Gartenende der „Unteren Gärten“. Hier im Versuchsgarten bin ich auch gefühlt am tiefsten Punkt des Grundstücks angekommen.
Von ganz unten möchte ich zurück zur Haupt-Längsachse, das heißt es geht bergauf. Plötzlich kommt mir das ganze spanisch vor, als wäre ich mitten in einer mexikanischen Straße gelandet. Zwei langgezogene entzückende Häuser flankieren den Weg. Wann bekomme ich die Einladung zur Fiesta Mexicana?
Dann fällt mir ein, dass der Garten Ulbrich ja in Solingen ist und nicht eben mal um die Ecke. Was macht Frau da? Richtig, sie geht in das zweite frühere Gewächshaus und tröstet sich mit edler Deko. Nicht zu vergessen, dass ja auch rechts und links vom Hauptweg viele interessante Pflanzen und Dekorationen “hier” rufen.
Lieber Thorsten, lieber Marcus, ich danke Euch herzlich für Eure schon mehrfach gewährte Gastfreundschaft und hoffe und wünsche, dass Eure Kreativität mit Blumen, Dekorationen und immer neuen Gartenschöpfungen niemals ein Ende findet, Ihr seid einmalig.
Garten Ulbrich – Thorsten Ulbrich und Marcus Vogel
Adresse: PLZ 42659 Solingen, Bertramsmühlerweg 25
Kontaktaufnahme: Tel. 0212-43189, Mail Garten-Ulbrich@web.de
Schaugarten-Website: www.ulbrich-garten-solingen.jimdo.com
Blumen-Deko-Laden-Website: www.blumen-ulbrich.de
Besonderheit: hier kann offiziell geheiratet werden!
3 Kommentare
Der Garten war eine zeitlang in einer Zeitschrift, die es nicht mehr gibt. Daher kenne ich ihn vom Blättern.
Viele Grüße
Elke
So ein vielfältig und ideenreich angelegter Garten! 8000 qm – ich frage mich gerade, wie man das alles zu zweit zu pflegen schafft. Oder gibt es Verstärkung? Und so liebevoll dekoriert, da würde ich auch gerne den einen oder anderen Dekoschatz für uns entdecken.
Liebe Grüße
Susanna
Das ist kein Problem, die Öffnungszeiten stehen ja in der Website liebe Susanna. Soweit ich weiß, machen die beiden Gärtner das tatsächlich alleine. LG Wurzerl