Bitte anseilen! Barbara Kramers “Gartenwahn in Schräglage”

Ankommen bei Barbara und ihrer Maine-Coon-Gang im “Oberen Garten”

Schon seit vielen Jahren wollte ich nach Wuppertal. Die Schwebebahn hatte es mir angetan, in die wollte ich hinein. Inzwischen war ich mehrmals dort, aber mit der Schwebebahn bin ich immer noch nicht gefahren, oder heißt es besser „geschwebt“?

Wuppertal, in Nordrhein-Westfalen gelegen, ist mit fast 355000 Einwohnern die größte Stadt des Bergischen Landes. Es gibt nichts gemütlicheres, als die Altstadt an einem lauen Sommerabend zu durchbummeln und international gut zu essen.

Aber ich habe noch eine weitere Sehenswürdigkeit in Wuppertal gefunden: „Barbara Kramers Garten in Schräglage“. Möchte man zur Haustür von Barbara gelangen, hat man schon ein paar Treppen nach unten zu laufen. Das Grundstück befindet sich auf einem sehr steilen Süd-Ost Hang. Sonnenkinder und Schattenpflanzen sind bei dieser Lage tatsächlich in kurzem Abstand von einem Meter Höhenunterschied gepflanzt. Da der Garten (Grundstücksgröße fast 1000 qm) schon etwa 70 Jahre alt ist, wundere ich mich nicht über seinen adulten Gehölzbestand. Beeindruckt bewundere ich die imposante Fuchsia magellanica oder gleich neben der Treppe die unzähligen Früchte des mindestens 50 Jahre alten, mächtigen Cotoneaster acuminatus.

Das Ehepaar Kramer kaufte Haus und Garten im Jahr 2005. Damit nahm der ‚Gartenwahn‘ seinen unvermeidlichen Lauf. Der obere und mittlere Garten war bereits mit Trockenmauern terrassiert und schön angelegt. Barbara freute sich besonders über die vielen alten Gehölze. Die Umgestaltung im oberen und mittleren Bereich wurde darum sehr gut überlegt und behutsam ausgeführt. Der untere Garten bestand bei der Grundstücksübernahme aus einem Dickicht aus Brombeeren, Carex pendula und Mahonien. Aber soweit unten sind wir noch gar nicht. So schnell kommt alte Frau ja nicht nach unten, also lassen wir uns bitte Zeit.

Arum italicum, Aronstab, Adiantum pedatum, Pfauenradfarn – Fuchsia magellanica, Scharlachfuchsie – Thalictrum finetii, Großblumige Wiesenraute

Ein Hanggarten ist für Gärtner*innen eine stete Herausforderung, für Besucher ein Abenteuer. Gut, dass ich eine gestandene Oberbayerin aus dem Pfaffenwinkel bin. Meine Bergsteigerzeiten liegen zwar lange zurück, aber Ihr wisst ja, in schönen Gärten gebe ich alles. Bei jedem Meter, den ich tiefer steige, denke ich mir: „Oh Gott, wie schafft Barbara es, in dieser Schräglage diesen attraktiven Garten instand zu halten? Das ist keine Schräglage, das ist ein Steilhang!

Endlich bin ich an der Haustüre angekommen und stehe vor dem Eingang des einzigen mir bekannten „Amerikanischen Kater-Sektors“ in Europa. Ob es einen weiteren in anderen Erdteilen gibt, bezweifle ich. Für den Inhalt des Schmutzabstreifers im Hauseingang: „HERZLICH WILLKOMMEN WÄRE ÜBERTRIEBEN“ sind typischerweise die Fellnasen verantwortlich. Man merkt gleich den militärischen Wortlaut der Oberbefehlshaber des „American Sector“.  Auf dem Foto, das Barbara mir dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat, sehen wir hinten Chewie, den schwarzweißen Grisu und vorne Santiago. Barbaras Amerikanische Waldkatzen besitzen einen eigenen großen Garten, der sich an das Wohnzimmer anschließt, der Ausgang wird mit dem obigen Schild “You are leaving the American Sector” angezeigt.  

An dieser Stelle lade ich Euch ein, Barbaras Video anzuschauen, denn natürlich geht es auch da um die 3 „Gentle Giants“. Also bitte, Ton laut und auf das Bild klicken und schon seid Ihr mittendrin im “American Sector”.

Die „Herren Kater“ wissen ganz genau, was sie von Barbara wollen, wenn diese von der Arbeit nach Hause kommt. Viel Futter und noch mehr Streicheleinheiten sind dann angesagt. Wehe der Dosenöffner funktioniert nicht sogleich, dann wird Katzenmusik angestimmt:

„Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagen wir,

streicheln und Fressen, das muss dringend sein, wissen wir!“

Tja, wer kann sich wohl diesem geballten Maine-Coon-Charme entziehen? Ich könnte es sicher auch nicht.

Aber kehren wir zurück in den Garten, der im oberen Bereich wie ein abwechslungsreicher Cottage Garden kreiert wurde. Hier finde ich hauptsächlich die Lieblingsstauden von Barbara, nämlich die Gattungen Thalictrum und Veronicastrum. Saxifraga cortusifolia, der Herbststeinbrech hat in mehreren Sorten Barbaras Herz im Sturm erobert.

An der Hauswand steht ein schöner Frühbeetkasten. In der Nähe befindet sich ein geräumiger Arbeitsschuppen. Schöne Dekorationen machen ihn zum Hingucker. Durch den Hausbau ist hier eine terrassierte Ebene entstanden, welche Barbara, Olaf und die drei Maine Coon Kater vielfältigst nutzen.  

Ihr könnt gerne auf dem Stuhl Platz nehmen, denn gleich geht es steil nach unten in den mittleren Gartenbereich.

Aber zuvor möchte ich Euch Barbara persönlich im Foto vorstellen. Im Video seid Ihr ihr ja schon begegnet. Ich schätze sie sehr als souveräne Gärtnerin und mag sie unheimlich gerne als liebenswerten Mensch.

Rendezvous mit dem “Kleinen König” im “Mittleren Garten”

Ich fotografiere noch die Sonnenkinder und habe es darum nicht eilig, die steile Treppe schnell nach unten zu gelangen.

Es gibt keine reinen Staudenflächen im Garten, dafür liebt Barbara Gehölze viel zu sehr. Niedrig bleibende Potentilla, Lavendel, Strauchrosen, aber auch Kletterpflanzen, wie die gelbe Clematis, sind in die Stauden-Beete mit eingebunden. Das ist sicher eine gute Idee, wenn man an die schräge Hanglage denkt. Hier herrschen andere Gesetze als in Gärten mit ausschließlich ebenen Arealen.

An der Vielfalt der Stauden und Gehölze merke ich, dass sich in diesem Garten das Kleinklima permanent ändert. Trotzdem, oder gerade darum, experimentiert Barbara in allen Bereichen mit dankbaren, zuverlässigen Stauden genauso, wie mit Raritäten und Heikelchen. Die Mischung, die ich im „Oberen und Mittleren Garten“ vorfinde, ist in der Tat sehr apart, teilweise sehr spannend.

Nachdem ich die steile Treppe überwunden habe und am zweiten Futterhäuschen vorbeigegangen bin, auch an der hinteren oberen Treppe steht so ein hübsches Teil, betrete ich einen langgezogenen Weg, der serpentinenartig nach unten führt. Das ist praktisch für mich, da ich nicht andauernd steil nach unten muss, aber auch für die Gärtnerin, die so an alle wichtigen Pflanzstellen kommt. In diesem Bereich schafft sie das meist sogar, ohne sich anzuseilen.

Ein schmales Rasenstück führt als Weg-Verlängerung die markante Stützmauer entlang bis an das Gartenende. Der Rosenbogen, als Philosophenbank ausgeführt, schmiegt sich an den Bambus und die Farne zu seinen Füßen. Das ist ein schönes, lauschiges Eckchen und der alte Mahlstein lässt die Zeit dort stehenbleiben. Ob es der richtige Ort ist, sich auf die Audienz beim kleinen König vorzubereiten? Er erwartet mich an der Spitze einer Beet-Zunge, um die sich der Weg gelegt hat, um dann etwas tiefer die andere Richtung einzuschlagen.

Durch diese gelungene Weg-Führung sind attraktive, länglich ovale Inselbeete entstanden, die man sowohl von oben als auch vom weiterführenden Weg von unten aus betrachten kann. Beides hat seinen Reiz, aber natürlich ist der Blick von oben in das Blütenmeer, das sich unter mir ausbreitet, besonders ergiebig.

Zen-Feeling und Harmonie im “Unteren Garten”

Natürlich geht das mit den Höhen ausgleichenden Serpentinen nicht bis ganz nach unten. Ich gehe am urigen Vogelhaus vorbei, immer tiefer, bis ich im unteren Garten ankomme. Die Dachwurz auf dem Vogelhaus ist sicher auf Anordnung des Kleinen Königs (ob er wohl aus der Linie Kaiser Karls abstammt?) hier platziert worden und schützt es perfekt vor Blitzeinschlag.

Der Übergang im mittleren Bereich und der “Untere Garten” sind besonders Gehölz lastig. Je tiefer ich komme, umso mehr vermittelt sich der Eindruck eines asiatischen Zengartens. Das rote „Torii“, einem traditionellen, japanischen Tor nachempfunden, führt in eine völlig andere Gartenstimmung. Asiatische Gehölze wie japanische Fächer-Ahorne, die Lieblingsbäume von Barbara und Bambus und eine ruhige blattbetonte Staudenpflanzung unterstützen diesen Stimmungswechsel.

2009 war im „Unteren Garten“ lediglich ein wildes Dickicht aus Carex, Brennnessel, Mahonien- und Brombeer-Gestrüpp zu finden. Barbara wollte den Weg bis nach unten weiterführen und das Gestrüpp eliminieren. Wie gut, dass in ihrem Mann zeitgleich der Wunsch nach einem Teich aufkam. Natürlich wurde es ein Riesenaufwand an purer Muskelkraft, denn weder ein Bagger noch andere Hilfsmittel konnten im steilen Gelände eingesetzt werden. Jeder einzelne Stein wurde händisch von oben bis nach unten getragen. Olaf schleppte seinerzeit Tonnen von Material. Kein Wunder, dass ein Holzdeck über den Teich ragt und dort zwei Liegestühle zum Verweilen einladen. Das haben sich die beiden Steilhang-Gärtner nach Vollendung ihres Werkes redlich verdient. Dem wunderbaren Fleckchen Erde am Teich sieht man die Anstrengungen nicht an, die nötig waren, das so zu erschaffen. Chapeau!

Es fällt sehr angenehm auf, dass mit Dekoration im Garten sehr sparsam und wenn, dann hauptsächlich mit natürlichen Materialien agiert wird. Für mich sind die Pflanzen, die wie willkürlich aus den Steinmauern herauswachsen, sowieso der schönste Gartenschmuck. Neben dem Teich steht ein “Tetsubachi”, das ist ein schlichtes Schöpfbecken, mit Bambusspeier und Schöpfkelle. Diese japanischen Accessoires sind hier genau an der richtigen Stelle.

Barbara erzählt mir, dass den Bäumen ihre große Sympathie gehört, wäre der Garten viel größer, so hätte sie sicher ein Arboretum darin angelegt. Zumindest rund um ihren Garten gibt es in der Tat einen schönen Gehölzgürtel und die filigranen Ahorne, unterschiedlichen Ginkgos und andere Bäume sind geschickt im Garten verteilt. Höhere Gehölze finden sich hauptsächlich unten. So kann man vom Haus aus ungehindert fast den ganzen Hang überblicken. Ein zweiter Vorteil der unteren Bäume, sie verschmelzen mit den Gehölzen der Nachbargärten und vergrößern damit optisch den Garten.

Barbara sieht in ihrem “Garten in Schräglage” ein wildes Gesamtkunstwerk, das nie fertig wird. Ich stimme da voll mit ihr überein, nur das „wild“ kann ich nicht wirklich erkennen. Ich finde es toll hier.

Bei neuen Planungen fackelt Barbara nicht lange. Sie schrieb mir vor drei Wochen, dass sie ein neues Projekt im Auge hat, nämlich die Begrünung des Schuppendachs. Was sehe ich vor wenigen Tagen im Internet? Das Projekt gibt es nicht mehr, es ist schon erfolgreich beendet. 

Liebe Barbara, vielen Dank an Dich, Olaf und die Katergang, dass ich wiederholt bei Euch zu Gast sein durfte. Es ist immer wieder schön mit Euch zu plaudern und dabei den Stimmungswechsel vom Cottage Garden zum Zengarten zu erleben.

Garten in Schräglage, Barbara und Olaf Kramer

42113 Wuppertal, Damaschkeweg 66,

Anfragen für Gartenbesichtigungen an Mail-Adr.: webmaster@orcanet.de

Achtung: Garten ist für Menschen mit Gehbehinderung ungeeignet

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13 Kommentare

  • Gertrud Diekmann sagt:

    Ein schöner Garten. Ich bewundere Barbaras schönen Garten schon seit einiger Zeit. Super beschrieben Renate.

  • Liebe Renate
    Ich liebe diesen Garten und ihre Besitzer mit der Katzengang. Danke für die Vorstellung dieses so besonderen Gartens.Er ist so sehenswert immer wieder anders.Jetzt muss ich mir doch bald Mal das Gartenhaus undi Dachbegrünung anschauen… liebe Grüße Karin 😍

  • Barbara Kramer sagt:

    Liebe Renate,
    herzlichen Dank! Danke, dass Du dran geblieben bist, war ja ein nicht so ganz einfaches Unterfangen und danke, für die so treffenden Beschreibungen und schönen Aufnahmen (ich weiß genau, wann welche gemacht wurde 🙂 ) und nicht zuletzt, Deine lieben Worte. Du darfst gerne wieder kommen, dann aber bitte mal Ende Mai oder Anfang November, dann ist der Garten und sind die Gehölze am allerschönsten. Herzlichst Barbara

    • Das Wurzerl sagt:

      Du weißt ja, alle guten Dinge sind Drei. Nach dem dritten Mal war ich zwar immer noch keine gute Fotografin, an Hängen bleibe ich oftmals hängen, lach, aber ich hatte doch insgesamt dieses Mal das Gefühl, dass es jetzt “stimmig” wird. Bin sehr froh, dass Du zufrieden bist. Danke, ich komme gerne wieder. Wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl

  • Christa Schroth sagt:

    Oh was für ein spannender Garten. Und wieder so anschaulich vorgestellt . Liebevolle und sympathische Katzenmama eingeschlossen

  • Susanna sagt:

    Wirklich bewundernswert, wie die Besitzer diese herausfordernde Hanglage meistern und es schaffen, das alles zu pflegen. Das Holzdeck sieht sehr einladend aus. Liebe Grüße
    Susanna

  • Ein Garten in Hanglage ist sicher nicht einfach zu bewirtschaften. Muß sich mir unbedingt mal anschauen. Ach und Katzen liebe ich 😍

  • Hallo Renate,
    Barbara kenne ich, aber nicht ihren Garten, sieht toll aus dort.
    Ich nehme an, dass man nicht mit der Schwebebahn zum Garten kommt? 😉
    Viele Grüße
    Elke

  • Christa Schroth sagt:

    Eigentlich hätte ich diesen spannenden Garten schon kennenlernen sollen, doch leider hat es leider nicht geklappt , wird aber bestimmt nachgeholt. — auch schon um die herzigen „Katzenprinzen“ zu bewundern

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