Bäuerleins Grüne Stube und Winter-Gärten um Regensburg

Zu Besuch in der Raritäten-Gärtnerei “Bäuerleins Grüne Stube”

Selten war ich so gespannt auf eine Gartenreise, wie Anfang März 2023, als ich mich der Fachgruppe Helleborus, Teil der Gesellschaft der Staudenfreunde, anschloss, um im Raum Regensburg das erste Mal Gärten und eine Gärtnerei im Spätwinter-Gewand zu besuchen.

Peising, bei Bad Abbach, zwischen Kelheim und Regensburg gelegen, ist ein Dorf mit nicht einmal 1000 Einwohnern. Es gibt dort eine überregional bekannte Gärtnerei: „Bäuerleins Grüne Stube“ die ein großes, hauptsächlich selbst kultiviertes Pflanzensortiment anbietet und als Spezialität winterharte Raritäten direkt im Freiland vermehrt. Ich besuchte die Gärtnerei schon vor Jahren im Sommer und hatte sie im Hinterkopf behalten. Jetzt ist es so weit, ich bin wieder da!

Iris ‘Sheila Ann Germany’ – Iris ‘Palm Springs’ – Iris ‘Katharines Gold’

Meine Finger sind schon beim Aussteigen aus dem Auto steif und klamm. Frosttemperaturen sind nix für meine Arthrose-„Glubberl“. Mit Handschuhen kann ich nicht fotografieren und ein eisiger Wind will mich direkt in den wunderbar vorgeheizten Aufenthaltsraum hinein verfrachten, in dem wir später noch einen Fachvortrag von Herrn Thomsen zum Thema: „Lenzrosen“ erleben dürfen.

Galanthus nivalis ‘Ray Cobb’ – das Herz des Vorfrühlings-Schaugartens – Galanthus ‘Trumps’

Aber kaum verlasse ich den Gärtnerei-Bereich und wende mich dem Schaugarten zu, verspüre ich nichts mehr von der ungewohnt eisigen Witterung und wende mich fasziniert den Tausenden kleiner Blüten zu, die dem unwirtlichen Wetter ungebrochen ins Gesicht schauen, oder sich elegant wegneigen, wie die weißen “Schneeröckchen”.

Bevor ich mich im Schaugarten umschaue und fotografiere, begrüßt uns das Ehepaar Bäuerlein in ihrer „Grünen Stube“. Wir besprechen das Vormittags-Prozedere, dann verteilt sich die Gruppe. Ein Teil verschwindet im weitläufigen Schaugarten, andere wollen sich im Verkaufsraum gleich ihre “Haben möcht”-Wünsche erfüllen und einige Raritäten erwerben, bevor sie weg sind.  

Offiziell ist die Gärtnerei 1998 aus einem privaten 1000 qm Hausgarten heraus entstanden. Die gesammelten und vermehrten Raritäten wollte Familie Bäuerlein endlich einem weiteren Liebhaberkreis anbieten. 2008 bezog die Familie dann das jetzige Grundstück und begann die nun ca. 7000 qm zu gestalten. Auf dem Areal befinden sich heute die Pflanzensammlungen, Schauanlagen, Mutterpflanzen- und Verkaufsquartiere.

Ingrid und Horst Bäuerlein haben ihren Beruf von der Pike auf gelernt und ergänzen sich in ihrer Arbeit wunderbar.

Ingrid, gelernte Gärtnerin, ist die Bewahrerin in der Gärtnerei und sorgt für die Vermehrung und den Fortbestand des ausgewogenen Sortiments. Besonders in ihrem Fokus sind üppige Dauerblüher und dazu der Kontrast von kleinen, feinen, besonderen Seltenheiten, die besonders umsorgt werden wollen.  

Horst ist ein ausgebildeter Baumschulgärtner und betätigt sich gerne als Jäger und Sammler, der immer wieder Neues und Ausgefallenes findet und auf seinem Areal ausprobiert. Seine Herausforderung ist es, ein möglichst breites Spektrum an gartentauglichen Pflanzen dem großen Liebhaberkreis der Gärtnerei zugänglich zu machen und in Kultur zu erhalten.

Interessant finde ich, dass parallel unterschiedliche Wege gegangen werden, um das Pflanzensortiment noch interessanter zu gestalten. So entdecke ich in den Beeten eine Vielfalt an Lenzrosen, die hauptsächlich als Helleborus x hybridus bezeichnet werden. Die Gärtner nützen die Möglichkeit der Helleboren, sich stets selbst “neu zu erfinden”. Bei den Galanthus-Arten und -Sorten dagegen, wird gezielt selektiert und gezüchtet und eigene Auslesen bekommen ihren eigenen Sortennamen.

Hepatica nobilis ‘Flore Plena’ – Tulipa humilis var. pulchella ‘Tete à Tete’ – Muscari inconstrictum

Im Schaugarten und der Gärtnerei spielen die Schneeglöckchen und Lenzrosen die allererste Geige. Aber natürlich gibt es noch viele weitere Sammlungsschwerpunkte in „Bäuerleins Grüner Stube“. Neben den Zwiebelpflanzen, bei denen die beiden Gärtner vor allem die jahreszeitlich durchgehende Blühpräsenz im Garten schätzen, lieben sie auch Päonien, Bartiris, Taglilien, Funkien, Polsterstauden für Sonne und Schatten, farbige Prachtstauden, die einen Blickfang in jedem Beet darstellen, dazu filigrane Gräser, strukturierende Farne, ausgefallene Schattenstauden, Rosen und Kletterpflanzen, Kleingehölze zur Strukturierung für kleinste Gärten, winterharte Kakteen und Freilandorchideen. Besonderen Neuzugängen wird erhebliche Aufmerksamkeit geschenkt, sie werden getestet und bei Gefallen vermehrt, wie der Großteil des Sortiments. Lediglich Pflanzen mit Sortenschutz werden bei Dauernachfrage dazugekauft.

Besonders gefallen mir in dieser Gärtnerei zwei Punkte: Es gibt immer wieder Neues und Ausgefallenes zu finden. Als Staudenfreundin kann ich mich zeitweilig tatsächlich wie ein „Jäger und Sammler“ fühlen, das macht tierischen Spaß. Was ich auch schätze ist, dass gerade die vielen ausgefallenen Stauden selbst im Freiland ohne Schutzeinrichtungen gezogen werden. In Peising müssen die Jungpflanzen mit Winter-Tiefstwerten von – 20 ° C rechnen, haben aber durchaus nicht immer eine schützende Schneedecke zur Verfügung. Im Sommer machen dagegen heiße Ostwinde den Stauden zu schaffen. So gewappnet kann man sich tatsächlich auch einmal an ein vermeintliches “Heikelchen” wagen. Bei Pflanzenfragen stehen die Gärtner stets mit einem guten Rat zur Verfügung.

Bäuerleins Grüne Stube, Horst Bäuerlein

PLZ 93077 Bad Abbach, Gartenstr. 17, Peising

Kontakt: Tel. 094053897 E-Mai: info@baeuerleins-gruene-stube.de

Internet: www.baeuerleins-gruene-stube.de

Winterharte PflanzenRaritäten aus eigenen Freilandkulturen

Öffnungszeiten von März bis Oktober

Freitag: 10 – 17 Uhr und Samstag: 8 – 14 Uhr

Individuelle Terminabsprache ist möglich.

Nächste Veranstaltung Workshop: 12. Peisinger Schneeglöckchentag 2024; Samstag, 2. März von 9 Uhr – 17 Uhr, vormittags Fachvorträge, Mittagessen, nachmittags geht es ins Gelände, danach Kaffeetrinken und gemeinsames Fachsimpeln, Kosten einschl. Verpflegung 55,– Euro. Eine schnelle Anmeldung ist erforderlich, da nur noch wenige Restplätze für die Teilnahme zur Verfügung stehen.

Weitere Impressionen aus winterlichen Privatgärten im Raum Regensburg

Falls Ihr nach diesem Beitrag den Wunsch verspürt, auch einmal Gärten oder Gärtnereien im Vorfrühling zu besuchen, möchte ich Euch als Appetithappen noch einige Fotos aus den Privatgärten zeigen, die ich rund um den Gärtnerei-Besuch nahe Regensburg innerhalb der GdS-Veranstaltung besuchen durfte.