Rezension und Empfehlung meines momentanen Lieblingsbuches.
Respektvoll gestalten, achtsam genießen.
Der Weg zum perfekt unperfekten Garten.
Autorin: Annette Lepple
2020. 144 S., 165 Farbfotos, Flexcover. Ulmer Verlag, ISBN 978-3-8186-0943-6. € 25,00. Neu-Erscheinung 16.01.2020
Bereits der biegsame Flexcover-Einband offenbart, dass Wabi Sabi-Gärtner/innen keinen statischen oder formellen Garten anstreben, sondern vielmehr einen mit “Charakter”, der harmonisch die Gärtnerseele aufnimmt und widerspiegelt.
Wie aber ist die “Wabi Sabi”-Gärtnerseele? Was ist “Wabi Sabi” überhaupt? Woran erkennt man eine “Wabi Sabi”-Gartengestaltung?
Dieses Buch gibt alle Antworten in einer modernen, gut verständlichen Sprache, die nicht mit Fremdwörtern überfrachtet ist! Die Autorin erklärt den japanischen Ursprung dieses Begriffs und überträgt ihn in unsere Gartenkultur. Ein “perfekt unperfekter Garten” bietet unzählige Möglichkeiten sich selbst kreativ einzubringen. Wer sich lieber mit einer augenzwinkernden Lässigkeit zurücklehnt, mit dem Blick dafür, was einem die Natur an feinen Kostbarkeiten ohne jedes Zutun schenkt, der wird seinen Garten auf eine besondere Weise genießen können.
Ganz von alleine führt diese achtsame Balance den Garten zu mehr Naturnähe und den Gärtner zu weniger Arbeitszeit-Aufwand. Ich finde diesen Balance-Akt im Untertitel sehr treffend beschrieben: “respektvoll gestalten, achtsam genießen”. Die heitere Zufriedenheit, die in der Regel die Folge ist, findet dann auch den direkten Zugang in die Gärtnerseele.
Das Eingangskapitel dient dem Verständnis des Begriffs “Wabi Sabi” und Annette Lepple überträgt dieses ästhetische Konzept auch gleich auf Europa und die Jetzt-Zeit, die ja in der Regel alles andere als naturfreundlich ausgerichtet ist. Beeindruckend ist daher das Plädoyer der Autorin, doch bitte lieber ein kleines bisschen im Garten für Insekten, Amphibien, Vögel und Säugetiere zu tun, als überhaupt nichts. In vielen Grundgedanken kann man sich schon in dieser Einführung wiederfinden.
Das verstärkt sich im nächsten Abschnitt, in dem es um “Wabi Sabi” im Garten geht und beglückt werden viele feststellen, dass ihnen die Grundsätze dieses Buches alles andere als fremd sind. Ich behaupte fast, viele praktizieren bereits ansatzweise von “Wabi Sabi” inspiriertes Gärtnern und nun gibt dieses Buch nicht nur eine Erklärung und den Namen dazu, nein in den folgenden Absätzen erfährt man schließlich auch, wie man mit vielen verschiedenen Möglichkeiten seinen Garten nach dem “Wabi Sabi-Prinzip” noch zusätzlich optimieren kann.
Zuerst geht es um die “Wabi-Sabi”-Zutaten und -Elemente: Wasser, Stein, Holz eine gezähmte Wildnis, die natürliche Asymmetrie, das Schätzen von alter Handwerkskunst, Upcycling – alte Erinnerungsstücke kommen zu neuen Ehren, natürlich gestalten mit Naturmaterialien (braucht ein Garten Plastik?), dabei wird man immer wieder ermutigt, auch bei angeblicher Talentlosigkeit, sich doch selber an eine Sache heranzutrauen (eben perfekt unperfekt!) und einen heiteren, unkomplizierten Pflanzstil anzustreben.
Für den letzten Punkt gibt es auch gleich den nächsten Abschnitt über “Wabi Sabi”-Pflanzen. Dieser beginnt mit einem Plädoyer für ein- und zweijährige Vagabunden, die jedes Jahr ein neues Gartenbild kreieren können. Die Stauden und Gräser, die anschließend vorgestellt werden, sind nach einem Ganzjahres-Aspekt ausgewählt. Es verwundert darum nicht, dass das Hauptaugenmerk nicht nur auf insektenfreundlichen Blüten sondern auch dem “glanzvollen Abgang” der Stauden mit schönen Samenständen liegt.
Der stete Wandel und Zauber von Gehölzen rund um das Jahr beeindruckt besonders. Die Autorin ermutigt in diesem Kapitel unter anderem zu einem Transparent-Schnitt, den sie sich in der Normandie im herrlichen Waldgarten von Prinzessin Margareta Sturdza aneignen konnte. Mit dem gezielten Auslichten von Zweigen verhalf die Prinzessin nicht nur der Unterpflanzung zu mehr Licht, vor allem ging es ihr dabei um die Betonung eines besonderen Habitus oder dem Hervorheben schöner Rinden. Alles was in diesem und den vorigen Abschnitten hervorragend erklärt wird (immer mit viel Spielraum für eigene Anschauungen, Geschmack und Stilvorstellungen) ist ganz wunderbar bebildert und auch die Fotos lassen viel Raum für die persönliche Phantasie des Lesers. Wer etwas detaillierter versorgt werden möchte, für den gibt es Aufzählungen zu: “Vagabunden auf einen Blick”, “Zauberhafte Samenstände auf einen Blick”, “Empfehlenswerte Wild-Rosen”, “Pittoreske Gehölze für kleinere und mittelgroße (separat größere) Gärten”, sowie “Ziersträucher mit Solistenpotenzial”. Jeder Abschnitt beinhaltet eine kleine Checkliste über die Quintessenz des Geschriebenen und ein kleiner Service- und Registerteil beschließen dieses interessante, empfehlenswerte Buch.
FAZIT:
Dieses Buch kann für viele Gärtner/innen eine wichtige Inspiration, Mut-Macher und Bestätigung sein.
Inspiration bekommen Alle, die plötzlich beruflich mehr eingespannt sind, oder aus privaten Gründen sich momentan nicht so viel mit dem Garten beschäftigen können, wie sie es gewohnt waren.
Mut macht es Allen, die ihren Garten schon lange etwas naturnaher gestalten möchten, aber sich noch nicht wirklich an die Ausführung dieses Wunsches herangetraut haben.
Eine Bestätigung ist es für Alle, die ihren Garten aus Gesundheits- und/oder Altersgründen gerne seniorisieren möchten. Ich habe viel beim Lesen gelernt.
6 Kommentare
Das Buch hat mich auch fasziniert… War erst irritiert vom Titel… Aber fand mich oft wieder im Geschriebenen… Ist als liebevolles Geschenk von einer Gartenfreundin bei mir gelandet… Und für sehr gut befunden
Liebe Karin, es freut mich, dass Du auch so positiv über dieses Buch schreibst. Eine Rezension ist ja immer etwas subjektives. Schön, eine Bestätigung zu lesen, vielen Dank dafür. Hast Du darum das Stichwort Wabi Sabi nicht dazu geschrieben, weil Du es hast? Ich meine, Du könntest auch an der Verlosung teilnehmen, um es jemand anderem zu schenken? Aber das entscheidest Du, ob Du noch einmal mit dem für die Verlosung nötigen Stichwort reagierst.
Ganz liebe Grüße
Wurzerl
So, liebe Renate, dieses Buch steht auf der Liste ;-)- nächste Woche bin ich bei uns in der Buchhandlung. So wie Du es beschreibst, ist mein Empfinden fürs Gärtneren und den Garten. LG Gitti
Ja, genauso habe ich Dich auch eingeschätzt liebe Gitti. Ich empfinde ja genauso, aber das schrieb ich ja. Ich freu mich echt riesig, dass Frau Lepple auf meine spontane Anfrage zugesagt hat Glücksfee zu spielen. Und ich habe weiter oben noch einen Eintrag gesehen von Dir. Also warte bitte noch mit dem Kaufen, vielleicht hast Du ja dann die richtige Losnummer am 13.9.20.
Viel Glück
Wurzerl
Mir gefällt der letzte Abschnitt sehr. Ein Garten befindet sich immer im Wandel.
“Wabi Sabi Garten”
Liebe Gitti,
Du bist mit der Eingangszahl 14 im Lostopf drin.
LG Wurzerl