Wisteria – Wasserfall aus Blauregenblüten

Wisteria, als Baum gezogen

Ich wollte einen Blauregen-Baum !!!

Natürlich kannte ich das Regenrinnen verstopfende Monster Wisteria schon seit meiner Kindheit. Beachtet habe ich es nur, wenn ich es irgendwo blühend gesehen habe. Dann fand ich es Klasse, jedoch gehörte es auch später,  als ich meinen eigenen Garten bekam, in die Kategorie: “schau ich mir gerne in anderen Gärten an”, seufze dann auch mal, ob des Verzichtes: “aber, das kommt mir nicht in meinen 180 qm Klein-Garten!” Dann sah ich das erste Mal einen Blauregen als kleinen Baum gezogen – natürlich in England, genauer gesagt im  Farleigh House, Hampshire. Er ist im oberen Foto zu sehen, ist er nicht knuffig?

In Folge sah ich in jeder Wisteria, die mir begegnete, einen Baum, gut geeignet für Wurzerlsgarten. Nur, mein Garten war ja voll und natürlich gab es in den Gärtnereien jede Menge Blauregen zu kaufen, aber alle ausschließlich als Kletterpflanze. Und genau so sah ich sie dann auch wieder in den nächsten Jahren in englischen, französischen, niederländischen und deutschen Gärten. Besonders beeindruckte mich dabei die 120 Jahre alte Pflanze in Greys Court (siehe unter Wurzerl auf Reisen unter: “Britische Gärten”. Sie hatte einen eigenen Garten, der fast die Hälfte meines gesamten Gartens ausmachte.

Als ich das erste Mal im Staudensichtungsgarten Weihenstephan die edle weißblühende Variante des Blauregens entdeckte, da wusste ich, warum mir die Bäumchen-Form mit der blauen Farbe, unabhängig vom geringeren Platzverbrauch so gut gefallen hatte. Das Blau ergoss sich mit den Blüten wie eine Wasserkaskade nach unten, ach das wollte ich doch auch gerne!

Dann ging alles plötzlich sehr schnell. Als ich 1981 meinen Garten in Besitz nehmen durfte, da existierte im Vorgarten bereits ein Zierquitten-Strauch, der als Kleinbaum gezogen worden war. Ich liebte ihn vom ersten Moment an und ließ ihn fast als erste Amtshandlung in den hinteren Garten versetzen. Zierquitten-Ecke hieß dann auch das kleine Beet links von der Terrasse. Als sich das Bäumchen 2015 mit dem Aufblühen viel Zeit zu lassen schien, da spendierte ich den weißen gefüllt blühenden Narzissen ‘Acropolis’, die ich als Langblüher übrigens sehr empfehlen kann, ein wenig blaue Farbe in Form von Deko-Weinflaschen. Auf die Blüten der Zierquitte wartete ich jedoch vergebens. Das Bäumchen hatte nach ca. 60 Lebensjahren den Dienst quittiert und die Deko-Flaschen sind bis heute in die Garage verbannt worden.

Blauregen, als Baum gezogen in der Gärtnerei

Eigentlich wollte ich das Großbonsai-Skelett der Zierquitte aus ökologischen Gründen stehenlassen. Eigentlich…!!! Bei einem Besuch in der Dekoscheune einer Baumschule passierte es dann. Ich sah zum ersten Mal einen Blauregen, als Baum gezogen, direkt gegenüber der Kasse in einem Riesenkübel stehen. Handyfoto, Whats-Up Anfrage an meinen Neffen: “Kannst Du meinen Zierquittenrest ausgraben und ein großes Loch für den Blauregen auf dem Foto ausheben und potten, wenn ich ihn nach Hause liefern lasse?” Antwort:”yeah, geiles Teil, gebongt, das machen wir!” Also ich deutete die Antwort als uneingeschränktes “ja” und kaufte den Blauregen in der gleichen Minute. Die blauen Flaschen gingen mir durch den Kopf – genau, ich hatte den Blauregen ja irgendwie schon angekündigt in der Zierquitten-Ecke. Ab diesem Moment hieß das Eck-Beet natürlich Wisteria-Ecke.

Ich sprang tagelang durch den Garten, wie Rumpelstilzchen, aber am 08.05.2015 war es dann soweit. Der Blauregen-Baum wurde geliefert und in das Pflanzloch versenkt und angebunden und das Schicksal nahm seinen Lauf.

Bereits beim Hereinbringen durch die Garage, oder auch schon beim Transport auf dem Kleinlaster, war der “Stamm” im oberen Drittel angeknickt worden. Als Garten-Ästhet schaute ich schon sehr irritiert auf die lange Transportstange und die beiden Stützpfosten, die dem Baum, sagen wir mal jegliche Habitus-Eleganz nach der Pflanzung genommen hatten. Aber es ging nun mal nicht anders!

Als der Blauregen im Sommer dann voll belaubt war und eine kleine Nachblüte bot, da verstärkte sich durch das “Kronen-Gewicht” der Knick derart, dass der Stamm noch vor dem ersten Winter mit drei Stützpfosten stabilisiert wurde. Nein, schön ist etwas anderes, dachte ich so bei mir und mir fiel der Rechnungsbetrag für diesen “(Alb)-Traum-Baum” ein. Er machte es mir auch nicht wirklich leicht, glücklich zu sein. 2016 und 2017 erfror die Blüte komplett und es kam nur eine spärliche Nachblüte. Die Knickstelle wurde so brenzlig, dass ich rigoros das oberste Drittel der “Baum-Krone” abschneiden ließ, um das Gewicht in belaubtem Zustand zu reduzieren.

Dann kam das Jahr 2018 und ich hüpfte im Mai wieder einmal wie Rumpelstilzchen durch meinen Garten. Endlich, endlich!!! Ja, so hatte ich mir das doch eigentlich vorgestellt! Ich wollte einen Blauregen-Baum und zwar genau so, wie er 2018 war! Jetzt, so dachte ich, hat er die Kurve gekriegt und wir werden doch noch gute Freunde. Dachte ich!!!

Ich machte einen Kassensturz und wollte gerne für meinen “Baum” von einem Spengler eine gute Stütze mit einem etwas ästhetischeren Anblick bauen lassen. 2018 dachte ich, das hat er sich aber jetzt mehr als verdient. Gut, die Kohle reichte noch nicht, also verschob ich das ganze um ein Jahr. 2019 hatte ich dann ein unerfreuliches Déjà-vu-Erlebnis, mein Baum zeigte wieder keine Blüte und genau das wiederholte er auch im letzten Jahr.  

Wisteria-Liane in Wurzerlsgarten

Im Sommer 2020 setzte mein Blauregen-Baum noch eins drauf! Wie man auf dem Foto sieht, wollte er auswandern. Eine Liane war bodennah unbemerkt ans Beetende gekrochen und innerhalb weniger Tage dann bis zur Garagentür gekrochen. Konnte er mir sein Missfallen deutlicher zeigen? Oder war er nur unglücklich, weil er sich von mir so gar nicht geliebt fühlte? Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nämlich beschlossen, dass ich ihm noch eine Chance bis 2021 gebe und … er genau jetzt, aus meinem Garten fliegt, Kosten hin oder her, er hat mich einfach zuviele Nerven gekostet.

Wisteria 2021 in Wurzerlsgarten

Dies ist das neueste Foto von dieser Woche, wie man sieht, ist nichts von einer blauen Wasserfall-Kaskade zu sehen. Wäre ich cholerisch veranlagt, hätte ich ihn wohl schon längst radikal abgesägt. Aber so bin ich nicht. Es gab einmal gute Gründe, warum ich mich gegen diesen blauen Traum in meinem Garten entschieden hatte. Das englische Wisteria-Bäumchen hat mich verführt, bei der ersten Gelegenheit umzufallen. Nur, ich habe mir kein Bäumchen gekauft, sondern einen Baum, mit einem für einen aus Lianen zusammengesetzten, viel zu hohen Stamm. Das war mein erster grundlegender Fehler, Frau kriegt ja den Hals nicht voll. Warum soll sie auch eine Brunnenkaskade wollen, wenn sie einen blauen Niagara-Fall kriegen kann? Aus Lianen wird aber niemals ein richtiger Baumstamm, es bleiben immer biegsame, größtenteils instabile Pflanzenteile. Sollte ich diese dumme Ignoranz meinerseits diesem Blauregen-Baum ankreiden?

Dann hatte ich den Fehler gemacht, mich erst viel später zu erkundigen, wo die Wisteria gezogen worden war. Sie kam aus Italien, kein Wunder also, dass die verheißungsvollen Knospen fast immer erfroren waren! Wie kann ich eine Pflanze kaufen, die sowieso frostempfindlich ist und noch nicht einmal in unserem Klima etwas abgehärtet groß geworden ist? Kann ich diese zweite Dummheit meinerseits dem Blauregen-Baum ankreiden?

Ihr wisst schon was kommt?! Er wird meinen Garten dieses Jahr nicht verlassen! Wir hatten den kältesten April seit 40 Jahren und den kältesten Mai seit 30 Jahren. Und ich geh jetzt raus und verpasse ihm den Rückschnitt auf 7 Augen. Im Spät-Winter bekommt er dann den Finalschnitt auf 2 Augen und wenn er mich für meine Geduld 2022 belohnt, dann bekommt er auch seine Profistütze vom Spengler, versprochen!

Wie ist das denn bei Euch so? Habt Ihr im Garten auch einen Traum, der zum Albtraum wurde? Gab es bei Euch ein Happy-End oder einen Cut oder eine never ending story ???

Teile als erste*r diesen Beitrag:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

10 Kommentare

  • Susanna sagt:

    Hallo Renate, meine Tochter hat vor vielen Jahren eine Rosa roxburghii von meinem Bruder geschenkt bekommen – ein Steckling in einem hübschen kleinen Terracottatopf. Als sie zu groß für den Topf wurde, setzte ich sie an die Ecke des Kräuterbeetes – ein Röschen halt. Nachgesehen, wie groß sie wird, habe ich erst viel später … Als sie drohte, den Durchgang zwischen Kräuterbeet und Terrasse zu versperren, wurde sie erst einmal geschnitten. In solcher Weise ermuntert, wuchs sie noch schneller und wurde schließlich an den Rand des Gartens in ein Sonnenbeet gesetzt. Sie nimmt dort den Pflanzen Platz und Abendsonne, aber auch wenn sie nur etwa eine Woche blüht und duftet und ihre Kastanienfrüchte nicht lange halten, hier darf sie bleiben, denn schließlich ist sie doch etwas ganz Besonderes. Und dann bekam meine Tochter von meinem Bruder noch eine Zwergulme (erraten: wieder ein Steckling in einem kleinen Topf) …

    • Das Wurzerl sagt:

      Was soll ich da schreiben, lach, ok, liebe Susanna, ich drücke Töchting einfach die Daumen, dass es diesmal ein Hexenbesen ist, dann könnte es klappen. Ich wünsche Dir eine schöne Restwoche. LG Wurzerl

  • Ulrike sagt:

    Hallo Renate,
    ich hatte mein Waterloo dieses Frühjahr:
    In den vergangenen Jahren habe ich wieder und wieder sinniert, was ich mit einem sonnigen Beet am Zaun anstellen sollte. Dort wuchsen viele Viola odorata wie Unkraut, dazu hatte sich zwischen den Wurzeln der Strauchrose „Dr. Eckener“ massenweise Acanthus hungaricus ausgesagt, weiter massenhaft Unkraut.

    Ich träumte von einem wasserblauen Beet.

    Im Herbst 2020 schlug ich zu: Alles außer der Rose kam raus, hinein buddelte ich russische Phloxe von Sarastro: „Gordost Rossii“ -Wasserblau- und „Gzhel“-Weiß mit Wasserblau-. Dazu ein Aconitum carmichaeli „Cloudy“, ebenfalls Weiß mit Wasserblau, Echinacea Green Jewel“ mit weißgrünen Blüten, Calamintha nepeta „Trumphator“-Weiß- und „Blue Cloud“ Blau, außerdem einige blaue Zwergiris und weiße Krokusse für den Frühling und für den Wurzelbereich der Rose ein Geranium „Rozanne“.
    Ich war stolz auf die Kombi und konnte es nicht erwarten!

    Im Februar blühten dann Iris und später auch die Krokusse.
    Und dann kamen die Narzissen „Salome“, und sie kamen, wie alle Jahre zuvor, mit Macht, denn ich hatte ehedem große Tuffs davon gesetzt. Die hatte ich bei meiner herbstlichen Planung nicht so recht auf dem Schirm gehabt.

    Von den Phloxen hat das nur einer überlebt(vermutlich ein „Gzhel“. Alle anderen hat es zerschossen, und ebenso erging es den Echinacea: Wo die anrückenden Narzissenspitzen sie nicht erwischt hatten, haben sich die Schnecken im Schutz des Narzissengrüns über sie hergemacht. Nur eine siecht noch verstümmelt vor sich hin. Lediglich die Calamintha am vorderen Beetrand lebt noch.

    Ich habe jetzt erstmal vorne noch ein paar Annuelle als Blender gesetzt und überlege, ob ich auf das Terrain der Narzissen vielleicht ein paar blau blühende , niedrigere Halbsträucher setze, Perovskia oder Caryopteris oder so.
    Der Phloxtraum ist jedenfalls erstmal ausgeträumt…
    Liebe Grüße
    Ulrike

    • Das Wurzerl sagt:

      Boah, das tut weh, Deine Bestellliste liest sich wie die Creme de la Creme des Staudenreiches. Also ich kann Dir eines sagen, Du hast wohl auch zu Lieblingsstauden der Schnecken gegriffen, nachdem die dann eben durch die Narzissen schon mal harpuniert waren, haben die voll zugeschlagen. Hm, die beiden blaublühenden Halbsträucher, von denen Du jetzt träumst, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Die Rose braucht Wasser im Sommer und es muss nur noch Dein Boden etwas schwerer sein, dann packen die trockenheitsverträglichen Sonnenanbeter das nicht so gut mit feuchtschwerem Boden. Ich würde jetzt mal auf den nächsten Austrieb der Narzissen warten und da in die Zwischenräume direkt pflanzen. Wenn Du denkst, die Zwiebeln sind schon zu mächtig, dann einfach die Hälte einer Gruppe ausstechen und entweder umsetzen, oder in einem großen Kübel weiterblühen lassen, oder einige Inseln in die Wiese einsetzen. Dann könntest Du Dir mal meinen Schneckenpost anschauen. Wurzerl als Gärtnerin, in der Sparte Arbeiten im Garten, da findest Du eine Liste schneckenresistenter auch blaublühender Pflanzen. Oder bei der Lupe Schnecken eingeben, das reicht auch. Dann eben die Zwischenräume entsprechend gleich mit mehreren einer Art zupflanzen. Puh, sorry jetzt habe ich Dich aber zugetextet, wünsche Dir eine schöne Restwoche und danke für Deine Erzählung. LG Wurzerl

      • Ulrike sagt:

        Hm, das mit der Trockenheit für Perovskia und Caryopteris stimmt natürlich! Andererseits behandle ich meine Rosen immer recht stiefmütterlich, was Wassergaben betrifft. Bisher suchen sie sich ihr Wasser immer selbst, sind ja Tiefwurzler. Ja, die Idee, Narzissen in einen Kübel umzusiedeln, ist eine gute Idee! Im Rasen habe ich schon so viele Tuffs, dass ich ihn immer lieber trimme und nicht mähe, um die Tuffs umfahren zu können. Danke Dir für Deinen Rat!

        • Das Wurzerl sagt:

          Ich habe beides, Perovskia und Caryopteris, mehrfach in Rosennähe gepflanzt, es sieht hinreißend aus. Mein Problem ist einfach mein schwerer winternasser Lehmboden. Das hat meine Pflanzen jeweils schon im ersten Winter umgebracht. Falls Dein Boden wasserdurchlässiger ist, probiere es einfach mal aus, vielleicht klappt es ja. LG Wurzerl

  • Edith sagt:

    Deine Geduld mit dem “Blauen Regen” ist zu bewundern, da wünsche ich mal, dass er den Ernst der Lage erkennt und sich Mühe gibt endlich das zu sein, was er sein soll. Wir werden es sicher zu hören bekommen.
    Lieber Gruß
    Edith

  • Iris Felten sagt:

    Liebe Renate, ich muss gerade sehr über deine Geschichte schmunzeln ☺️ Ich dockter schon einige Jahre länger mit meinem Blauregen und warte immernoch auf den gewünschten Wow Effekt. Und weil mein Traum noch nicht erfüllt wurde habe ich mir dieses Jahr einfach einen zweiten “rosa Blauregen” gekauft 😅😅😅 Meine Hoffnung ist nun, daß die beiden Pflanzen sich verbinden und vielleicht klappt’s dann ja mit vielen schönen Blüten 😘😘😘
    Liebe Grüße und viel Glück für dein Blauregen 🍀🍀🍀

    • Das Wurzerl sagt:

      Nun ja, das Verrückte ist ja bei mir dass es 2018 ganz großartig geklappt hat, wie erträumt, aber danach…. ! Bin gespannt, wie Deine Blau-Rosa-Koalition funzt, berichte bitte beizeiten. LG Wurzerl

Cookie-Einstellungen