Schnitt 3 Herbstschnitt – nein danke!

Der letzte Apfel am Baum

Teil 3 “CHELSEA CHOP” UND ANDERE FRISEURBESUCHE MIT STAUDEN DURCH DAS GARTENJAHR!

Im Frühjahr wird geräumt.

Ja, ich bin ein leidenschaftlicher Frühjahrs-Räumer! Alles was ich jetzt nicht entferne, hilft meinen vielen Garten-Bewohnern im Winter ein Stück weiter. Ich muss weder das letzte Obst ernten, oder Samen-Stände schneiden, noch komplett das Laub von der Wiese entfernen. Die Regenwürmer lieben es, Blätter unter die Erde zu ziehen. Manchmal stecken winzige Schultüten, hauptsächlich aus Birken- und Zierkirschen-Laub im Boden, die wie mit Zauberei immer weiter nach unten verschwinden.

Aber das Gros der Blätter landet unter den Sträuchern, manchmal auch als Haufen, um weitere Unterschlupf-Möglichkeiten für Tiere zum Überwintern anzubieten und der Erde so ganz nebenbei ein paar Nährstoffe zuzuführen.

Viele Stauden sind darauf eingerichtet erst im Herbst zu ihrem Vegetations-Höhepunkt zu gelangen. Im fortgeschrittenen Jahr macht es keinen Sinn, einen Remontier-Schnitt durchzuführen. Die drei Fotos sind von Anfang Oktober und da ist genau eine Pflanze dabei, die man zumindest von Verblühtem befreien sollte, das ist die Dahlie. Ansonsten bleibt sie, bis das zusammenfallende Laub die kalte Jahreszeit signalisiert, mit den Blättern stehen, danach ist es Zeit, die Knollen auszugraben und trocken bei wenigen Plus-Graden zu lagern.

Wird denn nun gar nichts geschnitten?

Hosta mit Herbstfärbung vor chinesischem Bleiwurz

Doch, ein wenig schon, ich schneide Stauden, von denen ich weiß, dass sie ab dem ersten Frost überhaupt keinen “Staat” mehr machen. Das ist zum Beispiel die Gattung Hosta und die Gattung Hemerocallis, wenn im Spätwinter sowieso nur noch Matsch zusammengeklebt auf der Erde liegt, dann muss das nicht über den Winter im Beet bleiben. Aber bei Herbst-Schnitt gilt generell, alles so spät wie möglich. Sonst muss man zum Beispiel auf dieses Farbenspiel der elfenbeinfarbenen Hosta-Blätter mit dem rot und blau der chinesischen Bleiwurz (Ceratostigma plumbaginoides) verzichten.

Auch im Teich wird geschnitten, was im Winter zusammenfällt und abtaucht. Das wäre bei geschlossener Eisdecke gefährlich für die im Teich überwinternden Tiere. Stehen bleiben darf alles, was den Winter über aus dem Wasser ragt – das sind z.B. das Gros der Gräser: Rohrkolben (Typha) und Binsen (Juncus) sie sind wichtig für die Sauerstoff-Zufuhr im Teich.

Helleborus orientalis, Lenzrose in Wurzerls Garten
Helleborus orientalis, die Lenz-Rose

Das Letzte, was zum Schneiden nicht nur in Frage kommt, sondern auch dringend gemacht werden muss, sind kranke Pflanzen oder Pflanzen-Teile. Nein, ich suche nicht mit der Lupe nach kranken Blättern, im Herbst ist es sowieso nicht ganz einfach, die Verfärbungen eindeutig zuzuordnen. Aber es gibt Gattungen, bei denen ich doch einen ganz schön großen Bestand habe. Das sind etwa die Lenz-Rosen (Helleborus orientalis Hybriden) oder Elfenblumen (Epimedium). Ich weiß, dass viele rigoros alles Laub ihrer Helleboren abschneiden, damit die Blüten im Frühling besser zur Geltung kommen. Da die Bestände groß sind und ich nicht möchte, dass sich Krankheiten ausbreiten, schaue ich diese Pflanzen an und schneide weg, was krank oder hässlich aussieht. Der Rest ist natürlicher Winterschutz und bleibt, meine Blüten habe ich noch alle gesehen (bisher!) und ich habe bisher auch kaum etwas abgeschnitten.

So spät wie möglich wird noch einmal über die Wiese gemäht, damit die Frühlings-Geophyten sich dann im Februar/März frei in der Wiese entfalten können.

Dysosma versipellis 'Spotty Dotty' neben Bacoba in Wurzerls Garten
Dysosma versipellis ‘Spotty Dotty’ neben Bacoba

Die letzte Herbst-Arbeit ist die Kontrolle aller Topf-Pflanzen. Was nötig ist, wird umgetopft und die Überwinterungs-Plätze werden vorbereitet. Es muss dann ja meistens sehr schnell gehen. Darum werden auch alle Töpfe bereits zusammengestellt, damit das dann ohne Zeit-Einbuße geschehen kann.

Blattcollage, Zierkirschen, Wurzerls Garten.

Sobald die großen Hibiskus wieder im Wintergarten stehen und der Filter des Bachlaufs in der Gartenhütte eingewintert ist, gehört der Garten nur noch seinen Dauerbewohnern, für die eine Menge Samen-Stände und Beeren im Garten stehenbleiben. Und mir gefällt beides – die Vögel und mein unaufgeräumter Herbst- und Winter-Garten! Wenn das Wetter langsam auf Null zugeht und der Garten immer unbunter wird – dann bringen mir die Strukturen und Fragmente der Stauden wieder ein kleines Stück Wärme zurück.

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12 Kommentare

  • Marianne Reichmann sagt:

    Liebe Renate, ja, so ist es richtig, sehr schöne Fotos hast Du dabei, LG

    • Das Wurzerl sagt:

      Vielen Dank liebe Marianne, es freut mich sehr, wenn Dir die Fotos gefallen.
      Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.
      Liebe Grüße Wurzerl

  • Edith sagt:

    Hallo Wurzerl,
    da warst du aber sehr fleißig, ich habe nun ein leichtes Leben, ich habe keinen großen Garten mehr, aber die Arbeiten sind mir alle bekannt. Hier gibt es auch einen Garten, einen Teil davon muss ich mir erst so gestalten wie er mir gefällt.
    Liebe Grüße
    Edith

  • Heidrun Pahlke sagt:

    Bravo, liebe Renate, dein Beitrag müsste eigentlich auch die letzten Herbsträumer überzeugen! Genauso halte ich es seit Jahren, auch die Bodendecker und Wanderer wie Walderdbeeren, Veilchen, Mutterkraut, Frauenmantel z.B. dezimiere ich – wo nötig – erst im Frühjahr. Besonders freue
    ich mich über die Samenstände der Karden, die jetzt erstmals im Garten zu sehen sind.

  • Heidrun Blöbaum sagt:

    Hallo Renate, genauso mache ich es seit ein paar Jahren. Du hast ja schon öfter an verschiedenen Stellen dafür plädiert. Mir gefällt das aufräumen im Garten im Frühjahr zum Neustart sehr gut 😊 liebe Grüße Heidrun

  • Christa Schroth sagt:

    So mache ich es auch. Im Frühjahr „aufzuräumen „ macht mehr Freude. Und im Winter sehen stehengelassene Stauden mit Raureif oder Schnee zauberhaft aus.

  • Karin sagt:

    Ja genau so

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